Alles leer gefressen

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Alles leer gefressen

Natur funktioniert, das muss nicht erst wissenschaftlich bewiesen werden, sie funktionierte schon vor unserer menschlichen Existenz, nun aber in unserer von Forst und Jagd viel zitierten Kulturlandschaft ist alles “leer gefressen”. Die Forstwirtschaft behauptet, die Rehe fressen den Wald auf, und die Jagdlobby behauptet, die Wölfe fressen das Wild auf.

Waldverjüngung ist das Schlagwort moderner Forstwirtschaft. So war in einer Ausgabe von forsterklaert.de kürzlich zu lesen: “Wald entsteht nicht nur aus menschlicher Hand, sondern auch aus ganz natürlicher Entwicklung. Wenn Bäume ihre Samen abwerfen und daraus kleine Bäume wachsen, sprechen Förster:innen von Naturverjüngung.” Erschreckend eigentlich, dass uns Menschen die Natur soweit abhanden gekommen ist und das natürlichste der Natur, die Reproduktion, als neue wissenschaftliche Erkenntnisse verkauft wird.

Wie unfassbar weit weg ist damit die Vorstellung des dringend benötigten Rewildings, der Renaturierung also, der Idee der Natur einfach nur den Raum und die Zeit zu geben sich selbst und von allein zu regenerieren. Damit gesunde und resistente Mischwälder mit großer Artenvielfalt und bester Voraussetzung auch für eine tierische Artenvielfalt, diese müssen wir einfach nur zuzulassen.

Das Dreieck Pflanzen, Pflanzenfresser und Prädatoren ist Natur, funktioniert selbstverständlich schon seit Jahrmillionen, aber wir leben ja jetzt in einer “Kulturlandschaft”, wie es von den Forst- und Jagdlobbyisten dargestellt wird.

Unter Kulturlandschaft versteht man die in ihrer Ausgestaltung vom Menschen geprägte Landschaft. Die Kulturlandschaft hat sich nach Auffassung der entsprechenden Glaubensgemeinschaften seit Jahrtausenden aus der Naturlandschaft entwickelt. In dieser müsse der Mensch heute Wildtiere und Pflanzen managen. Die Pflanzenwelt von der Forstlobby, “Bäume wachsen ja nicht von allein”, aber selbstverständlich auch die Welt der Wildtiere, diese von der Jägerschaft. Schließlich ist der Mensch derjenige, der über allem steht, der sich also einfach das Recht dazu nimmt, so die verbreitete Meinung.

Der sogenannte Forst-Jagd-Konflikt hat in Mitteleuropa schon eine sehr lange Tradition. Er besteht in seinem Kern aus dem Spannungsdreieck Grundeigentümer – Jäger – Behörde, alle verfolgen unterschiedliche Interessen, was der Natur natürlich nicht hilft. Wald oder Wild? Selbstverständlich beides, aber um das richtige Verhältnis wird seit Jahrzehnten heftig gerungen. Nun aber erhöht der Klimawandel und das größte Artensterben den Lösungsdruck.

Seit gut 30 Jahren wächst die Anzahl der Jäger und mit ihnen exorbitant auch die Anzahl der erlegten Tiere, immer mehr Jäger schießen seit Jahrzehnten immer mehr Wild, wie die eigenen amtlichen Jagdstrecken des DJV seit Jahrzehnten schon bezeugen. (Siehe dazu mein Beitrag www.naturdigital.online/hobbyjagd-die-andere-jagd/ ). Obgleich das Managen seit vielen Jahrzehnten also überhaupt nicht funktioniert, die Waldschadensberichte stets ein verheerendes Zeugnis der menschengeschaffenen Holzplantagen ausstellen, obgleich dort der “Verbiss” nicht mal erwähnt wird, wird mit dem Finger auf Rehe und Hirsche gezeigt. “Diese fressen den Wald leer”, heißt es bei den Schießenden, glaubt man also den Waldbesitzern und den einschlägigen Jagdmagazinen.

In den letzten fünf Jahren starker Trockenheit und größter Waldbrände in Fläche und Anzahl waren deutschlandweit 2022 unglaubliche 2.397 Waldbrände zu verzeichnen, ein deutlich überdurchschnittliches Waldbrandjahr im Vergleich zum mehrjährigen Mittel der Jahre 1993 bis 2021 (1.029 Waldbrände).

Im Angesicht größter vernichteter Naturflächen, hat ein großer Anteil der Forst verantwortlichen nun erkannt, dass die menschengeschaffenen Monokulturen der Grund für die völlig kaputten weiten “Wälder” sind, damit einhergehend auch für das noch nie dagewesene größte Artensterben und den Klimawandel mit verantwortlich sind.

Stürme, die extreme Dürre und der Borkenkäferbefall, hat den Wäldern in Deutschland in den vergangenen Jahren immens zugesetzt. So verschwinden jährlich fast fünf Prozent der gesamten Waldflächen, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu der satellitengestützten Auswertung mit. Innerhalb dessen, also der schrumpfender Waldflächen, dann aber immer größerer Wildbestände (gemäß Jagdstrecken-Nachweis, denn Jagdstrecken sind auch immer ein Indikator für die Wildtierbestände), entfernen wir uns immer weiter von natürlichen und ausgewogenen Verhältnissen.

Der dringend erforderliche “Waldumbau”, hin zu den naturnahen Mischwäldern ist jetzt seit einiger Zeit gewollt und beschlossen. Ist das aber nicht ein deutliches Eingeständnis bisher mit der menschengeschaffenen Scheinwelt völlig versagt zu haben? Jetzt soll es zumindest hier im Ansatz tatsächlich Mutter Natur richten dürfen, eben nicht der Mensch, dass tatsächlich auch in unserer “Kulturlandschaft”?

Als sich die Rotbuche nach der letzte Eiszeit, vor etwa 6.000 Jahren, wieder erfolgreich in Mitteleuropa durchsetzte, waren weite Teile des späteren Deutschlands seit Jahrtausenden bereits flächendeckend durch Rothirsch und Reh, aber auch mit weiteren Pflanzenfressern wie Wisent, Wildpferd und Elch besetzt. Dass diese großen Pflanzenfresser und wahren Landschaftsgärtner von vielen Förstern heute als Konkurrenten der Waldentwicklung angesehen werden, kann also nicht an unseren heimischen Pflanzenfressern liegen.

Die Prädatoren wiederum sind die Konkurrenten der jagdlichen Seite und so ist es nicht wirklich verwunderlich, dass nun tatsächlich auch der Wolf verantwortlich gemacht wird für die aktuell kleineren Jagdstrecken einiger Regionen, in denen aber zuvor die Schießpläne mehr Pflanzenfresser für den Waldumbau zu liquidieren vorgaben. Jeder Naturfotograf hat es schon mit eigenen Augen gesehen, dass dort wo Wölfe leben, eben auch das Schalenwild Zuhause ist. Eigentlich ergibt sich das schon aus der Logik, denn warum sollten sich Wölfe im wildleeren Raum ansiedeln? Nein, der Wolf soll bejagt werden dürfen, das hat zwei handfeste Gründe.

Deutschland ist weltweit zweitgrößter Konsument hinter den USA von Jagdreisen. Die Gier auf die Trophäe Wolf ist groß, die Anbieter und Kunden zahlreich. In Ländern wie Russland, Ungarn, Schweden, Türkei und Lettland kann der Wolf für ca. 1.800 € Reisekosten und nochmal ca. 1.400 € Abschussgebühr erlegt werden, damit werden jagdliche “Kindheitsträume” einiger Hobbyjäger möglich gemacht, wie einschlägige Foren bezeugen.

Auch die Steuerung der Populationsdynamik über Schießplan und Strecke ist durch die Präsenz des Wolfes sehr schwierig bis unmöglich. (Siehe auch Beitrag www.naturdigital.online/bestandsmanagement ).

In jüngster Zeit hört man vorwurfsvoll Aussagen wie diese: “Wenn der Wolf bei uns im Bereich präsent ist, geht kaum noch was. Bei einer Drückjagd standen wir mit 20 Schützen nach dem Treiben vor einem Frischling, dafür wurden fünf verschiedene Wölfe gesichtet und fotografiert. Muffelwild ist komplett weg(gefressen).

In dem Jagdmagazin hieß es kürzlich klagend bzw. anklagend: “Die Wildbestände seien dramatisch zurückgegangen. Nach Verbandsangaben gab es eine großangelegte Jagd etwa in der Uckermark (Revier Vietmannsdorf), bei der 50 Jäger «ohne Beute» zurückgekommen seien.”

Einige machen dafür den Waldumbau verantwortlich. Deshalb wurde regional durch erhöhte Abschusszahlen der Druck auf das Wild weiter deutlich erhöht, was dazu geführt hat, dass der Bestand in den Revieren dramatisch abgesenkt worden ist, jedenfalls in den Bereichen, die der Landesforst bewirtschaftet. Andere Jäger wiederum, die auch zukünftig noch Wild schießen wollen und nicht auf ihren Schießspaß verzichten wollen, beklagen, dass der Wolf das Wild auffrisst, ähnlich dem Argument der Forstlobby, in deren Augen Rehe die Wälder auffressen. Rehe fressen den Wald auf, Wölfe fressen das Wild auf.

Aber warum eigentlich beklagt ein Naturschützer wie mancher Hobbyjäger sich gern nennt, dass die Jagdstrecken kleiner werden? Warum wurde jahrelange mit dem Finger auf die von der Unteren Jagdbehörde angewiesene und in der Pflicht des Jäger zu erfüllende Absschussquoten klagend verwiesen? Jetzt zu den Zeiten in denen das der Wolf, dazu noch auf natürliche und deutliche bessere selektive Art erledigt, aber beklagt, dass es nichts mehr zu schießen gibt. Und wenn es tatsächlich nichts mehr zu schießen gäbe, gibt es doch auch keinen “Verbiss” mehr, dann wäre doch die Welt beider Interessenvertreter wie angeblich gewollt. So einfach geht der Traditionsstreit aber nicht zu Ende. Die Forstleute wollen den maximalen Ertrag und die Hobbyjäger morgen auch noch Wildtiere erschießen.

Schon immer arbeiteten die Interessen von Forst und Jagd gegeneinander. Heute aber, im Vorhaben endlich alte Fehler zu korrigieren und den Wald umzubauen, Mischwälder zu schaffen, wird der Wolf dessen beschuldigt das Wild aufzufressen. 1.400 Wölfe in Deutschland gegenüber 436.000 Hobbyjägern mit gigantischen und von Jahr zu Jahr wachsenden Jagdstrecken. Den ungefähren tatsächlich vorsichtigen Vergleich bezifferte ich bereits im Beitrag Bestandsmanagement. Nur ein Beispiel, früher in den 90ern erlegten 300.000 Jäger ca. 120.000 Wildschweine, letztes Jahr erlegten ca 403.000 Jäger 830.000 Wildschweine, der Wolf etwa nur 3.500 Wildschweine. (Rechnung siehe www.naturdigital.online/bestandsmanagement ). Mit fast allen anderen ca. 40 bejagbaren Wildtierarten verhält es sich ähnlich.

Sämtliche Argumentationsketten laufen immer nur darauf hinaus den Wolf schießen zu dürfen, ihn neben vielen auch von der Jagdgesellschaft zum Schießspaß eingeschleppten Wildtierarten wie Damwild, Sikawild oder Mufflons auch als Trophäe an die Wand zu bringen und die Populationdynamik für sich arbeiten zu lassen. Wenn wir nicht sehr zeitnah den alten Wald-Wild-Konflikt zum Wohle der dringend benötigten lebendigen Natur lösen, werden sich unser aller Lebensumstände weiter drastisch und immer schneller verschlechtern. Die Chance zur Veränderung haben wir alle, wir dürfen diese nur nicht in den Händen derer belassen, die nur ihrem privaten Spaß oder ihrem kommerziellen Interesse frönen.

 

Von wegen da wo der Wolf ist, gibt es kein Wild mehr, aber seht selber mein Videoschnitt aus einer Kamera von ca. 2 Wochen:

 

Quellen:

Jagdreisen
www.jagdreisen.de/wolf
www.russiatours.de/start/jagdangebote/wolf.html

Waldverjüngung
www.forsterklaert.de/naturverjuengung

Wald, Klimawandel
www.quarks.de/umwelt/klimawandel/so_geht_es_unserem_wald

Wie der Wolf das Revier beeinflusst
www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/12/brandenburg-wolf-wild-jagd-jaeger-abschuesse-bestand-umweltministerium.html

Frisst der Wolf Wildschweine?
www.jaegermagazin.de/jagd-aktuell/news-fuer-jaeger/frisst-der-wolf-wildschweine-risse-in-der-lueneburger-heide

Weitere Hetze gegen den Wolf
www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/anhalt/foerster-woelfe-wald-100.html?fbclid=PAAaZxiZeSH6Z0XqSE6iD5tOD6AtdhVTT52N9mPzEJPohi7vbgaRVf3Jqf15Y_aem_ASBhmnthpdsHhftwecYtEU-miHAkZ_ASVPoSTIIY6rAZTT5R_WFX2ISKyvOx7VhVl7I

Waldumbau
www.jaegermagazin.de/jagd-aktuell/news-fuer-jaeger/wenig-strecke-in-brandenburg-wildbestand-in-waeldern-zurueckgegangen

www.deutschlandfunk.de/jagd-jungwald-und-die-braende-brandenburg-will-umsteuern-100.html

Waldschäden
www.bmel-statistik.de/forst-holz/waldbrandstatistik

 

 

13 Kommentare zu „Alles leer gefressen“

  1. Klasse Beitrag,Guido, sehr sehr wichtig! Wer von uns kennt sie nicht- die Argumente, die einem um die Ohren gehauen werden, je nach Bedarf, und jeglicher Logik entbehrend, es müssen dann entweder mehr Rehe, mehr Wölfe, mehr Wildschweine geschossen werden, was auch immer gerade Thema ist. Die Krone der Schöpfung managt zu gerne, reguliert, entnimmt, setzt wieder aus,beschließt was invasiv ist und dann hoppla wieder entnommen werden darf, haut ein paar Phrasen darüber von wegen Naturschutz,Kulturlandschaft etc und fühlt sich dann gut weil sie alles so schön kontrolliert hat. Dass man aber sogar erstaunt ist, dass Bäume doch tatsächlich von selber wachsen würden wenn man sie denn ließe, das würde mich erheitern wenn es nicht so traurig wäre… Es ist höchste Zeit dass die Menschheit kapiert, dass die Natur uns nicht braucht. Danke für deine Arbeit,Guido,und Danke für dieses unfassbare Bild😍

  2. Ich versuche mich heute mit meinem Kommentar mal kurz zu halten. 🙈Du triffst es mit deinem Beitrag auf dem Punkt. Zum einen die Aussage der Jägerschaft der Wolff frisst die Wälder. Zum anderen die Klage der Forstwirtschaft., das Wild würde immense Schäden durch den Verbiss anrichten. Hier haben wir doch schon Widersprüche an sich. Ergo, kann er sich bei beiden Aussagen nicht um die Wahrheit handeln. Wir handeln seit Jahren nach dem Motto: „mach dir die Natur zum Untertan! „ Viele sehen die Natur nicht als ein funktionierendes und immens wichtiges Ökosystem, sondern als eine Ressource, die es zu nutzen gilt. Zu unserem eigenen Vorteil, sei’s der Wald, die Tiere Ozeane, was auch immer. Es wird aus dem vollen geschöpft, als gäbe es kein Morgen mehr. Dabei ist jede Lobby auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Und wenn die Interessen sich gleichen, unterstützt man sich auch. Agrar und Jagdlobby gegen den Wolf, um nur ein Beispiel zu nennen, denn man möchte ja keine Veränderung. Und der Wolf bedeutet Veränderung. Man untergräbt und verdreht wissenschaftlich belegte Aussagen, um Unsicherheiten zu schüren. Um die eine Komfortzone nicht verlassen zu müssen. Auch unser Wälder, die wir als Wälder bezeichnen, sind keine Wälder mehr im eigentlichen Sinne. Es sind Mensch, gemachte Monokulturen, die nur auf eines abziehen, den Profit. Und so könnte ich noch viele Beispiele nennen. Die Vermarktung der Natur. Das weit verzweigte Netzwerk des Lobbyismus reicht bis in die höchsten der Politik und Wirtschaft. Ja sie schafft es sogar Politiker um 180° zu drehen und erwachsene Menschen in Märchen-Kostüme schlüpfen zu lassen, um im Ringelreihen um einen Baum herum zu tanzen.(sorry, etwas Sarkasmus konnte ich mir einfach nicht verkneifen) . Ich sehe mit Sorge, in die Zukunft, da Entscheidung getroffen werden, deren Ausmaß uns oft heute noch nicht bewusst ist. Entscheidung, die auf den ersten Blick äußerst positiv für Natur und Umwelt sind, aber wenn man diese hinterfragt und sich ein bisschen mehr damit beschäftigt, erkennt man sehr schnell, dass es langfristig gesehen, nur Halbeiten sind, Augenwischerei, Greenwashing und es letztendlich doch nur um die Befriedigung der eigenen Interessen geht. Daher ist Aufklärung, wie ich es immer wieder schreibe, so immens wichtig. Ich bin wieder etwas abgeschweift. Lange Rede kurzer Sinn. Wir brauchen Menschen wie dich, die aufklären, die anpacken, die nicht müde werden zu hinterfragen, die andere mitzunehmen auf ihrer Reise hin zu einem respektvollen, toleranten uneigennützig Umgang mit der Natur. Denn wenn Mutter Natur, zu einer großen Ohrfeige ausholt, dann haut sie uns alle um. Sie lässt sich nunmal nicht von uns managen. Meinen großen Dank für diesen fantastischen Beitrag. By the way: Klasse Foto von den „Halbstarken.“ 😉👍

    1. Danke für den hochinteressanten Bericht und für mich,wie immer sehr lehrreich 🙏
      Es ist leider sehr traurig das sich niemand dazu in der Lage sieht dem treiben der Jäger ein Ende zu setzen!

  3. Wieder mal ein toller Bericht, so wie immer. Habe ihn schon auf der Fahrt nach Hause gehört. Vielen lieben Dank, da steckt so viel Arbeit drin und so viel Herz das merkt man sofort. Schön das es noch so Menschen wie dich gibt. Ich hab schon so viel dazu gelernt und es freut mich immer zu lesen und natürlich auch zu hören. Tausend Dank dafür .

  4. Wieder ein sehr guter ,erhellender Beitrag ,der Licht in so manche Grauzone der Jagd- und Forstlobby bringt. Letztere dreht und wendet ihre Argumentation doch immer gerade so ,wie sie es braucht. Ich hoffe ,Beiträge wie dieser bringen Menschen zum besseren Hinhören und auch zum Nachdenken. Und ja ,Rewilding wäre unsere letzte und einzige Chance . Wenn da nicht diese blöde Sache mit dem Profit wäre !! Irgendwer profitiert immer von Irgendwas . Nimmt man nur das ” Management ” der Grünflächen und Straßenränder selbst in der kleinsten Gemeinde. Bereits jetzt wird gemäht ( die Insektenbrut ist dahin ) ,Bäume sinnlos verstümmelt ,Sträucher gerodet ( Vögel brauchen Gestrüpp). Ich frag mich warum . Irgendwer verdient daran .So sieht es leider auch in Wald und Forst aus. Umkehren kann man diesen Prozess doch nur ,wenn man radikal die Gesetze und Verordnungen ändern würde. Ansonsten bleiben Arten- und Naturschutz nur zahnlose Papiertiger.

  5. Es ist irgendwie verrückt, da macht uns die Natur immer wieder Angebote und passt sich sogar an unsere zerstörerische Lebensweise an, und wir haben nichts Besseres zu tun, als sie wiederholt „kaputt-zu-nutzen“. Forst, nicht zum Erhalt der Natur, sondern zum Ertrag. Jagd, nicht zum Erhalt der Natur, sondern zum Ertrag … und Spaß. Die Natur braucht Wölfe, weil Wölfe sich natürlich ver-halten und dadurch echte Natur er-halten.
    Über das Waldsterben im Harz habe ich neulich einen interessanten Artikel gelesen, mit der treffenden Beschreibung, dass dort nicht der Wald stirbt, sondern es sterben (von uns geschaffene) Monokulturen. Das Sterben dieser Monokulturen ist quasi die Grundlage, dass echter Wald wieder wachsen kann.
    Der Begriff „Kulturlandschaft“ ist so künstlich und wird immer wieder als „Global-Begründung“ oder besser -Ausrede benutzt. Du beschreibst das sehr gut, letztlich ist alles ein Ganzes. Und es zeigt sich, dass wir uns immer mehr von natürlichen Prozessen entfernt haben – durch die Rückkehr und das natürliche Verhalten zB von Wölfen wird uns das auch vor Augen geführt. Wir brauchen die Natur – nicht umgekehrt. Danke dir, für wieder einen hervorragenden Beitrag, die immer wieder zum Nachdenken anregen und Klarheit bringen. 🙏

  6. Matthias Schichta

    Erst ein Mal Glückwunsch zu diesem fantastischen Beitrag. Ich frage mich immer, was die Natur die Millionen von Jahren ohne uns Menschen gemacht hat ohne das irgendwer irgendwas gemanagt hat. Sie hat sich auf natürliche Art und Weise reguliert in dem jede Pflanze und jedes Lebewesen in diesem mehr als komplexen System seine Funktion hat. Angefangen vom kleinen Baumsamen bis hin zu den größten Tieren die unseren Planeten beleben bzw. belebt haben. Was allerdings unsere Spezies angeht muss man sich so langsam fragen, was sich der Planet damit gedacht hat.

    Die ganzen Zusammenhänge in unserem Ökosystem sind so komplex, daß keine Wissenschaft das feststellen kann und daher sollte man die Natur auch an gewissen Stellen, in Sinne des Rewilding, mal sich selbst überlassen. Flächen dafür sind auch außerhalb unserer Kulturlandschaft zu Genüge da, das wäre vielleicht ratsamer als jedes Jahr mehrere Milliarden in die Raumfahrt zu stecken und wissenschaftliche Erkenntnisse über Planeten zu sammeln, die zig Lichtjahre von uns entfernt sind.

    Naturschutzgebiete, Moore und Truppenübungsplätze müssen JAGDFREI werden – Weg von dem Gedanken “Was früher so gemacht wurde muss heute auch noch so gemacht werden”. Zurückkehrende Arten wie Bison, Elch, Wolf und Co. hätten dort Lebensräume die sie sich mit allen anderen Wildtieren teilen könnten – so wie es ja eh schon funktioniert, was dein Video und unsere Beobachtungen immer wieder aufs Neue beweisen. Gerade beim Wolf sieht man doch wie mit diesen zurückkehrenden Arten umgegangen wird – über die ersten Tiere freut man sich bis zu dem Punkt, an dem die ersten Probleme (oftmals selbst geschaffen) auftauchen. Werden es dann nach Meinung einiger weniger mehr, will man diese wieder loswerden – auch dem Luchs wird es irgendwann so ergehen. Und warum das Ganze? Weil eine Minderheit ihre Lust am Töten von wehrlosen Tieren weiterhin fortsetzen will. Sicherlich kann man der Jägerschaft nicht die alleinige Schuld für das Artensterben geben, da sind auch andere Dinge Schuld dran, aber die haben ihren Anteil daran. Allen ein schönes Wochenende 🐺🤝🙋‍♂️

  7. Hallo Guido, welch einen hervorragenden Beitrag Du da wieder geschrieben hast und gerade auch für mich zu einer richtigen Zeit, da ich gerade vor kurzem 1,6Ha Wald von meiner Schwester zurückgekauft habe . Dieser Wald wurde 1978 abgeholzt, komplett, was damals sehr schlimm war und nicht abgesprochen. Er wurde nicht wieder aufgeforstet und erscheint jetzt wie eine kleine Oase, in dem ansonsten von Fichten und Tannen beherrschten Nutzwald. Verkaufen könnte man das nachwachsende Gehölz nicht zu Höchstpreisen, denn einige gewachsene Baumarten zeigen noch deutliche Verbissspuren, die sie aber scheinbar im Wachstum selbst nicht gestört haben….. Mischwald durch Nichtstun, geht doch. Ich werde das nächste mal eine Bestandsaufnahme machen, von den Bäumen und dem Unterholz, welches sich dort von ganz alleine angesiedelt hat und bin schon gespannt auf deinen nächsten Beitrag, denn was Du an Aufklärungsarbeit leistet, kann man nicht hoch genug bewerten.

  8. Lieber Guido, ein sehr informativer Beitrag. Und etwas das mich ganz persönlich sehr Beschäftigt. Bei uns ist es mit dem Wald nicht ganz so schlimm wie in Deutschland. Hier sind Rodungen oder Kahlschläge verboten! Das wird auch seit ein paar Jahrzehnten so gehalten und durchgesetzt. Soweit, so gut… Wir wohnen hier in der Schweiz in der Gemeinde Buchegg. Das Gebiet Bucheggberg heisst so, weil hier ein (für Schweizer Verhältnisse) grosser Buchenmischwald steht. Der Forstbetrieb der das “managed”, verkauft sogar CO2 Zertifikate. Soweit, so gut… Ich bewege mich pro Woche mehrmals in diesem Wald und bin immer wieder überrascht (eher entsetzt), wieviel Holz seit ca. 5 Jahren aus dem Wald gekarrt wird. Die CO2 Zertifikate und das Greenwashing wird von niemandem ernsthaft kontrolliert. Da unsere Wälder in den tieferen Lagen in der Schweiz, alle sehr klein sind, haben die Wild- und Waldtiere allergrösste Mühe den Forstarbeiten aus dem Weg zu gehen. Aber auf das Offenland geht auch nicht, da Sie dort sofort geschossen werden. Eigentlich ein haltloser Zustand. Der Forstbetrieb meldet auch den Verbiss jedes Jahr in diesem Wald, damit das Jagdrevier die Abschusszahlen berechnen kann. Soweit, so gut… Auch hier wird das willkürlich gehandhabt. In den letzten drei Jahren wurde im Ganzen Gebiet KEIN Wildverbiss gemeldet. Die riesigen Schäden die mit den Harvestern am Boden und an gesunden Baumstämmen angerichtet wird, können Sie ja nicht angeben. Trotzdem bleiben die Abschusszahlen Konstant hoch. Also eigentlich gegen das Jagdgesetz. Auch hier kontrollieren sich die “Nutzer” selbst. Bei uns im Mittelland, gibt es leider keine Wölfe oder Luchse (Nur vereinzelte Durchzügler) die natürlich etwas gegensteuern könnten und uns ein zusätzliches Argumentarium brächten. Die sind alle in den Alpen und Alpentälern. In der Schweiz ist bereits so viel von Jagdgegnern, Waldschützern, Umwelt- und Naturschutzorganisationen unternommen worden, aber die wenigsten wollen das. Jetzt noch…
    Deshalb bin ich auch hier der Meinung, dass es im Moment nur so geht wie in Schottland. Dort werden riesige Gebiete (Auch Konkurs gegangene Jagd Estates) von reichen Amerikanern, Australiern und Engländer aufgekauft und Rewilding Projekte gestartet, teilweise sogar die Jagd verboten. Man sollte sich auch hier die Grundstücke als Stiftung oder Organisation Zusammenkaufen (Siehe Wohllebens Waldakademie) und diese schützen, die Jagd verbieten und schauen, dass dieser Schutz mindestens 50 Jahre anhält. Bis dahin haben die Leute dann vielleicht kapiert, dass es ohne Jagd geht und Rewilding eine gute (ja, sogar überlebenswichtige) Sache ist. Und übrigens, Klasse Bild der “halbstarken”. 🙂

  9. Lieber Guido, für mich bist Du zu einer Art Kultfigur avanciert. Die Mühe und die Recherchen werden auf diese Weise nicht umsonst sein und ich weiß, Du hast einen “langen Atem.”
    Was ich mir jetzt noch wünschen würde …. die Audiodateien downloadbar anzubieten, für Menschen die nicht immer online sind 🙂
    Deine ruhige und sachliche Art haut mich immer wieder um. Man kann dabei viel über saubere Kommunikation lernen. Alles andere wurde schon gesagt. Auch interessant der folgeschlüssige Kommentar von Johann Beuke.

  10. Petra Kretschmann

    Lieber Guido, vielen Dank für diesen wieder äußerst informativen Beitrag! Aufgrund Deiner Recherchen und den eindeutigen Fakten kann man doch nur logisch schlussfolgern, dass u.a. das Jagdgesetz geändert werden muss und es nicht so weitergehen kann, wie bisher und einst im Mittelalter. Steht nicht auch der Mensch schon längst auf der Roten Liste? Aber das scheint den heute Lebenden egal sein.
    Ich wünsche mir von Herzen, dass auch Politiker u.a. “Entscheider” durch Deine Beiträge endlich aufwachen, umdenken und reagieren. Und auch von mir ein Dankeschön für Deine sachliche und ruhige Art bei diesen schwierigen und meist sehr emotionalen Themen. Für mich eine sehr gute Grundlage, Deine Infos weitergeben zu können.

  11. Ich frage mich ganz oft, was sich die Natur dabei gedacht hat, aus vielen kleinen Zellen irgendwann den Menschen entstehen zu lassen, ihn im Laufe der Jahrtausende mit immer mehr Intelligenz zu versehen, die ja heutzutage aus Egoismus und Gewinnstreben oft gegen die Natur verwendet wird. Der Mensch macht sich die Natur zu Nutze, egal, ob sie ihm damit schadet oder nicht. Andererseits hat die Natur schon viele bedrohliche Dramen überstanden. Selbst das Aussterben der Dinosaurier hat keine schweren Folgen hinterlassen. Zwar sind die Dinos weg, war aber für die Erde egal. Eiszeiten, tonnenweise Wasser über dem Land, wo wir gerade leben, Radioaktivität. Und dennoch regeneriert sich die Natur. Wo ursprünglich Landesteile von Eis und Wasser bedeckt waren, haben sich Wälder, alle möglichen Pflanzen und Tiere incl. Insekten etabliert. Selbst in radioaktiv verseuchten Landschaften, in denen kein menschliches Leben auf Dauer existieren kann, hat sich die Natur incl. anderer Lebewesen erholt.
    Die Menschheit ist immer nur darauf eingerichtet, ihr Leben, ihre Gesundheit, ihr Eigentum zu schützen und letzteres auch zu vermehren, teils auch ohne Rücksicht auf Verluste. Machen wir durch unser egoistisches Handeln die Natur kaputt, richtet sich das letztendlich nur gegen uns selbst und könnte letztlich zum Aussterben unserer Art führen. Auch das wird die Natur zweifelsohne überleben.

    Auf deinen Beitrag bezogen: Die Forstwirtschaft müsste eigentlich gegen die Jägerschaft antreten, weil sie es ja letztendlich mit zu verantworten hat, dass die Steppenbewohner wie Rehe u. a. in die Wälder getrieben wurden. Die Forstwirtschaft müsste auch die Rückkehr der Wölfe beklatschen, weil sie laut Aussage der Jägerschaft das Wild wegfressen, was die Wälder schädigt. Nichts dergleichen. So werden sich Forstwirtschaft, Jägerschaft und auch die Landwirtschaft weiterhin als Naturschützer feiern.
    Also bitte weiter so mit solchen aufklärenden Beiträgen, damit auch der letzte Mensch begreift, was alles schiefläuft.
    Wie war das doch? „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Es ist zwar nicht ganz klar, wer Urheber des Zitats ist. Aber passt …

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