Was im Wald erlaubt ist

Gerade in Stadtnähe ist die “Revierstörung”, gemeint sind WIR, sehr massiv, so die Hobbyjäger. Der Naturliebhaber, der Fotograf, der Jogger, der einfache Spaziergänger, müssen sich oft unfassbare Äußerungen und gar Beschimpfungen anhören. Äußerungen, die natürlich dazu beitragen sollen, das Areal künftig zu meiden, um den jagdlichen Erfolg zu erhöhen. Es werden in einigen vom Besucher stärker frequentierten Revieren Schilder aufgehängt mit völlig albernen Inhalten wie “Achtung Zecken”, oder “Wolfsregion”, “Wolfsstreifgebiet”. Leider auch Schilder wie „Wildruhezone“ oder auch “Achtung Jagdrevier”. Auch Aufschüttungen von Geäst sind üblich, am besten noch mit einem handgeschriebenen Schild “Durchgang verboten”. Sehr oft werden diese Aufschüttungen tatsächlich aber vom Förster erledigt, dieser möchte dann nicht, dass die Hobbyjäger unnötigerweise mit dem Fahrzeug durch die Wälder zum Hochsitz fahren.Wenn diese erzeugte Verunsicherung nicht reicht, auch nicht durch verbalen, manchmal unverschämten Nachdruck vor Ort, folgt leider oft der Einschüchterungsversuch durch angebliche Gesetzestexte, Verbote oder gar massive Drohungen bis hin zu Erschießungsandrohungen gegen den mitgeführten Hund (leider persönlich erlebt). Aber was ist eigentlich erlaubt?  Was dürfen wir im Wald? Zu Fuß eigentlich alles, mit dem Rad und dem Pferd weniger, hier müssen wir nur auf den Wegen bleiben. Nicht grillen, nicht kampieren, kein Müll ablegen usw. Diese Regeln sollten aber jedem klar sein. Ganz besondere Vorsicht ist geboten bei der Mitnahme von z.B. Abwurfstangen, oder gar Vogelfedern, also Tierteilen aller Art. Sehr schnell hat man sich hier gegen Wilderei zu verantworten (StGB §292). Auch die Mitnahme von Brennholz ist nicht gestattet.Deutsch­land umfasst rund elf Millionen Hektar Wald, fast ein Drittel der Landesfläche. Knapp die Hälfte davon ist Privatwald, 29 Prozent gehören den Ländern, 19 Prozent den Körperschaften und 4 Prozent dem Bund. In Deutsch­land ist es verboten, im Wald zu zelten oder mit dem Auto über Wald­wege zu fahren. Vieles regeln Ländergesetze, etwa was Hundehalter oder Radfahrer beachten müssen. Überall Verbote, Hinweise, Schilder usw.

Aber was ist denn nun erlaubt? Früh schon in der Recherche zu dem Beitrag wurde mir klar, dass eigentlich tatsächlich sehr viel erlaubt ist, vieles aber auch Auslegung ist, wir aber auch dringend ethische Verhaltensmaßnahmen gegenüber Wild und Wald/Wiese beachten sollten.
Wandern, Joggen, Spazieren­gehen – Fußgänger haben im Wald die meisten Rechte. Sie dürfen sich über­all frei bewegen, selbstverständlich auch abseits der befestigten Waldwege!!
Wald­besucher sollten aber Hinweis- und echte Warn­schilder wie Truppenübungsplätze beachten. Manchmal werden temporär Areale abgesperrt zur Jagd oder für die Holzwirtschaft. Auch im NSG und LSG gelten oft ausgewiesene Verbote zum Schutz einer besonderen Spezies. Gejagt werden darf nur mit Jagdschein, übrigens leider auch im NSG, hier ist eben nicht konsequent tatsächlich die Natur im Gesamtkontext geschützt, wie etwa in fast allen anderen Nationalparks anderer Länder, in denen sich die Natur heute komplett und erfolgreich selber reguliert. Hunde müssen oft an die Leine, oft nicht, genaue Erkundigungen sind einzuholen. Nach §14 Bundeswaldgesetz darf in Deutschland jeder den Wald „zur Erholung“, eben auch in den Privatwald (solange nicht eingezäunt), betreten und sofern diese Flächen nicht aus besonderen Gründen und offiziell/temporär gesperrt sind. Selbstverständlich gilt das Betreten überall auf eigene Gefahr und bitte immer im Respekt als Gast gegenüber dem Wild!

Hobbyjäger dürfen übrigens nur 2 Dinge mehr als wir, jagen/schießen wegen des Jagdscheins und mit dem Auto in den Wald, weil sie dieses zur “Hege & Pflege” dazu nutzen dürfen … mehr nicht! Auch besteht keinerlei Weisungsbefugnis dem Besucher gegenüber. Ausnahmen sind Jagdaufseher und Förster (diese haben sich dann auszuweisen).

Wie ist das eigentlich mit der Fotografie in der Natur? Es gibt eine ethische und eine juristische Betrachtungsweise. Die juristische ist eindeutig im Gesetzestext definiert. Mit der Fotografie von Tieren verstößt du eventuell gegen §1 des Bundesjagdgesetzes, oder §19a “Beunruhigen von Wild”. Sehr problematisch wird es beim Fotografieren von einer besonders geschützten Tierart wie dem Wolf. “Nachstellen” dieser Tierarten geht überhaupt nicht, aber selbstverständlich auch schon aus ethischen Gründen nicht, genauso wie das Anfüttern absolut tabu sein sollte. Seeadler mit Fisch hatte ich schon beobachten dürfen, so entstand damals völlig geschockt vom Erlebnis mit einem sogenannten “Naturfotografen” mein Hashtag #keinfotoumjedenpreis im Instagram.
Solltet Ihr aber “spazieren gehen”, vom Weg aus dann Wild beobachten, vielleicht während einer Pause am Wegesrand, oder auch im fototechnischen Ansitz (bitte keine jagdlichen Einrichtungen nutzen), sich euch dann das Wild nähert, dann fotografiert es ruhig, auch wenn es ein Wolf ist, diese Tiere haben sich euch genähert, ihr habt euch dann vorbildlich ruhig und richtig verhalten. Schließlich sind auch wir Menschen Teil der Natur, Teil des Ganzen. Aber bitte lauft den Tieren dann nicht nach, das wäre dann wieder juristisch, aber auch ethisch völlig verkehrt. Auch immer wieder beobachtet ist ein Anrufen des Wildes, damit es in die Kamera schaut, auch das ist ein ethisches No-Go, da ihr das Wild bereits damit schon stört, es in Stress versetzt. Bitte respektiert auch die Fluchtdistanz der Tiere.
Lasst euch draußen von Pseudouniformträgern nicht verunsichern, habt ein breites Kreuz, verhaltet euch korrekt und respektvoll gegenüber der Natur und den Tieren.

Fotografieren dürft ihr übrigens vom öffentlichen Weg aus fast alles! Die “Panoramafreiheit” (Straßenbildfreiheit) erlaubt sogar das Fotografieren von fremden Grundstücken und Gebäuden, auch Weiden usw., ist also grundsätzlich erlaubt. Auch die Verwertung der entstandenen Fotos unterliegt grundsätzlich keinerlei Schranken. Wäre ja auch noch schöner, denn so wäre fast jedes Urlaubsbild irgendwo anfechtbar.

Solltet Ihr einem Wolf begegnen, dann werft euch auf den Boden! Warum? Na, weil das die beste Perspektive für fantastische Bilder ist. Keine Kamera dabei? Dann genießt das Erlebnis, es ist selten genug.

Über einen Kommentar oder Gästbucheintrag würde ich mich sehr freuen.

4 Kommentare zu „Was im Wald erlaubt ist“

  1. Ein toller aufklärender Beitrag, der hoffentlich bei vielen Licht ins Dunkle am Ende des Tunnels bringt 😃. Dazu passt ja dein Foto ganz hervorragend 😃. Bei uns in Deutschland besteht ja generell das Problem, dass es ein Bundesgesetz gibt und ganz viele (uneinheitliche) Landesgesetze, damit nicht genug, gleich noch viele unterschiedliche Verordnungen auf Kommunalebene dazu, wenn es sich um NSGe handelt. Die Verordnungen hebeln dann vieles wieder aus, so dass viele noch verwirrter sind. Ist ein Wald zum Beispiel als NSG ausgewiesen, darf man die Wege nicht verlassen, auch nicht zum Pilze suchen oder fotografieren. Gott sei Dank stehen an den Zuwegungen solcher Wege entsprechende Gebotsschilder, nur liest sie oft keiner. Ganz oft sieht man ja auch Jäger abseits der Wege durch solche als NSG ausgewiesene Wälder streifen und meint, man selbst dürfe das dann auch. Weit gefehlt; Jäger dürfen das. Genauso, wie sie Wild in NSG aufscheuchen und jagen dürfen, uns Naturfotografen aber oft in Wildwestmanier aus dem Wald schmeißen möchten, weil wir das Wild angeblich stören. Die Jäger hüpfen ja zur Zeit wie Rumpelstilzchen um den Entwurf des neuen Jagdgesetzes in Rheinland-Pfalz und verstehen die Welt nicht mehr. Da will es doch tatsächlich den Jägern einen höflichen Umgang mit Menschen, denen sie begegnen, vorschreiben. Dabei sind sie ja alle lieb und nett 😉. Was natürlich nicht stimmt. Auch wenn es nur einzelne Jäger sind, die die Unhöflichkeit befällt, ist es dennoch wichtig, die eigenen Rechte zu kennen. Von daher ist deine Aufklärungsarbeit sehr wichtig. Was die ethischen Vorgaben betrifft, die man in der Naturfotografie generell beachten sollte, gibt es ja keine gesetzlichen Vorschriften. Im Grunde ist aber das gleiche zu beachten, was auch für Spaziergänger, Jogger und andere in der Natur gilt . Einige Verbände haben eränzend einen Ethikkatalog verfasst. Von Naturschutzvereinen wie dem Verein Jordsand gibt es einen Flyer für Naturfotografen, der den Umgang mit den Tieren auf Helgoland vorschreibt. Eigentlich schon schade, dass es überhaupt solche Verhaltensvorgaben gibt, weil man ja eigentlich generell als Naturfotograf das nicht stören oder zerstören sollte, was man liebt. Aber wie wir alle aus Erfahrung wissen, ist doch einigen DAS Foto wichtiger, als Rücksicht zu nehmen.

  2. Aufklärung tut wirklich Not. Noch immer verwechseln viele die eventuelle Tracht eines Hobbyjägers mit einer Uniform und denken, diese seien weisungsbefugt. Auch ich war schon in Situation, in denen Hobbyjäger versuchten mich mit Drohungen einzuschüchtern. Hier helfen nur sachliche Argumente und Hintergrundwissen, um diese haltlosen Drohungen zu entkräften. Daher sind aufklärende Beiträge wie dieser sooo ungemein wichtig!!
    Der Wald ist für alle da!
    Dass man sich, egal ob als Fotograf oder Fußgänger immer bewusst sein sollte, dass man zu Gast im Lebensraum von Wildtieren ist, sollte ebenso selbstverständlich sein, wie die Einhaltung ethischer Grundsätze. Und mal so nebenbei bemerkt habe ich keinerlei Furcht einem Wolf zu begegnen, wohl aber ein ungutes und mulmiges Gefühl, wenn ich weiß, dass in dem Gebiet, in dem ich mich gerade befinde gejagt wird. Es sterben keine Menschen durch Übergriffe von Wölfen, wohl aber durch Hobbyjäger!!! Und das ist nachweislich belegt!

    Ich freue mich über deinen Entschluss zu Homepage und hoffe, dass du mit deinen authentischen, sachlichen und gewissenhaft recherchiert Beiträgen, viele Menschen erreichen wirst und somit treue Leser gewinnst, die dich in deinem Tun, aus Überzeugung unterstützen werden! 🤝🐺🌿🦊

  3. Eine gute und wichtige Zusammenfassung. Allzuoft begegnen einem wirklich freche und dreiste Jäger ,die versuchen ,uns durch ihr Verhalten oder Schauergeschichten aus dem Wald herauszuhalten. Bemerkenswert finde ich dabei ,,dass dieses Verhalten völlig gleichgeschaltet zu sein scheint. Früher habe ich gestritten ,half aber nichts .Heute schaue ich ,ob sich ein Gespräch lohnt …

  4. Hallo Guido,
    Ganz toll, dass Du Deine wunderbaren Bilder und Texte nun auf einer eigenen Homepage präsentierst!
    So kann man “social”-media-Verweigerern einen Link schicken und kann die Leute mit wenig Aufwand informieren.
    Wäre prima, Dich auf einer “unserer” Demos persönlich zu treffen.
    Vielen Dank, liebe Grüße und alles Gute
    Gaby 🐾🦊

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