Natur”nutz”gebiete
Eine Co-Produktion mit Christiane Hoke. Danke Dir für die tolle Zusammenarbeit.
Die Beobachtung eines beeindruckenden Naturereignisses, die Hirschbrunft, zieht jedes Jahr aufs neue Besucher und Fotografen in einen bekannten Nationalpark, in dem die Tiere frei leben und sich aufgrund der deutlich reduzierten Jagd tatsächlich auch zeigen. Ohne Tarnkleidung, ohne vorsichtiges Anschleichen, ohne die Tiere zu stören – vom Weg aus. Ein Gebiet das zeigt, wie es ohne Jagd sein könnte. Aber jagdfrei ist auch diese Zone nicht. Denn auch dort ist Jagd nicht nur verbal ein Thema. Von ungeraden 10ern ist die Rede, von “Stücken Kahlwild”, von dem “bösen Wolf”, von dem “goldenen Jagdgürtel” um die Kernzone herum. Denn verlässt man das Kerngebiet in dem andere Jagdregeln gelten und Tiere überwiegend angstfrei leben können, bietet sich außerhalb der gleiche Anblick wie gewohnt. Hochsitze dicht an dicht, so weit das Auge reicht. Aber muss das aus Naturschutzsicht wirklich so sein? Gibt es nicht längst andere Ideen?
Während in allen Naturschutzgebieten Deutschlands gejagt wird, auch per Drück,- und Treibjagd, gut 5 Mio. Tiere in Deutschland erschossen werden, da auch hier aus Sicht der jagdlich agierenden Minderheit gejagt werden muss, machen uns andere Nationalparke in Mitteleuropa vor, dass es ohne Jagd geht. Diese Regionen sind jagdfrei, sind echte “Natur”schutzgebiete, keine Natur”nutz”gebiete. Nach § 23 BNatSchG sind NSG’s rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist. Sie gehören – neben 16 Nationalparken – zu den “SEHR STRENG GESCHÜTZTEN” Flächen in Deutschland. “In ihrer Ganzheit”…, tatsächlich? “Sehr streng geschützt”…., ist das so?
Ende 2020 gab es 8.902 Naturschutzgebiete in Deutschland und sogar 16 Nationalparke. Ca. 2.685.692 Hektar waren das. Klingt viel, waren aber nur 6,4% der Gesamtfläche incl. Wattenmeer und 4% der Landfläche Deutschlands! 58% aller NSG’ sind gerade mal 50ha groß (71 Fußballfelder). Nur 15% haben eine Fläche von 200 ha oder mehr, gerade mal 251 NSG’s eine Fläche von >1.000 ha.
Gucken wir uns die Nachbarstaaten an: In einigen Parks Europas gibt es noch kein völliges Jagdverbot, zum Beispiel werden im Nationalpark Stilfserjoch in Südtirol (nur) noch Hirsche gejagt. Doch viele Nationalparke sind bereits seit Jahrzehnten jagdfrei. Im Schweizerischen Nationalpark, dem ältesten Nationalpark Mitteleuropas, wird seit seiner Gründung im Jahr 1914 nicht gejagt. In Italien gibt es 24 Nationalparke mit 1.500.000 Hektar Schutzgebiet. In Gran Paradiso, dem ältesten Nationalpark Italiens, herrscht seit seiner Gründung 1922 ein Jagdverbot. Auch im Nationalpark der Abruzzen, gegründet 1923, gilt ein strenges Jagdverbot. 1990 wurde der Nationalpark Belluno in den Dolomiten gegründet, er ist von Anfang an jagdfrei. Auch in Frankreich gibt es einige große jagdfreie Gebiete: im Nationalpark Écrins sind ganze 918.000 zusammenhängende Hektar jagdfrei, im Nationalpark Pyrenäen sind auf 45.700 Hektar jegliche Eingriffe verboten. Im Schweizer Kanton Genf werden lediglich noch die Wildschweine von Berufsjägern gejagt, die durch Treibjagden der Nachbarschaft migrieren. Alle diese Nationalparke werden nicht groß gemanagt und erfreuen sich großartiger Biodiversität, fantastischer echter Natur und sich auch tagsüber zeigenden Wildtieren.
Philipp Leopold Martin war einer der ersten “Grünen”, ein Vordenker in Sachen Naturschutz und Biodiversität, der “Erfinder der Naturschutzgebiete”. Geboren am 5. November 1815 wäre er heute 208 Jahre alt. Die Uridee war natürlich ein sich völlig selbst überlassenes Areal. Schon damals war klar, dass die Natur nicht gemanagt werden muss. Erst viel später erzählte man dem Volk vom Gegenteil, begründete das mit der “Kulturlandschaft”, als ob sich in dieser die Kräfte der Natur aufheben würden. Seit den 70er Jahren hat die Jagdlobby immer mehr Stühle auch in der Politik gefunden, hat das Netzwerk der Hobbyjagd bis hoch in die EU für uns Entscheidungen getroffen, die wir dringend gemeinsam nochmals überdenken sollten. Wäre es nicht dringend nötig, nicht den Kommerz entscheiden zu lassen, sondern im Zeitalter größten Artensterbens und größter Klimaveränderungen endlich der Natur ihre Möglichkeiten zurück zu geben? Viele Gebiete in denen der Mensch die Natur einfach machen lässt, erblühen heute in bester Biodiversität!
Die Jagd, bzw. der extreme Jagddruck, nun ja auch 24/7, also auch nachts per Nachsichttechniken, ist die größte vorstellbare Störung für wildlebende Tiere. Wildtiere können sich an fast alles gewöhnen, was Menschen in Wäldern und Fluren erledigen. Sie gewöhnen sich nachweislich auch an Panzer auf Übungsplätzen, an Erholungssuchende, an Fotografen, an Jogger und Mountainbiker, das zeigen die Erfahrungen in Nationalparken weltweit – an die lebensbedrohende Jagd gewöhnen sie sich nicht. Warum erlauben wir uns also keine jagdfreien Areale?
Erst kürzlich wurde die Biodiversitätsstrategie in der EU verabschiedet. Um die Biodiversität zu schützen, sollen 30 Prozent der Landesfläche aller EU Staaten bis 2030 unter Schutz gestellt werden. Das sieht die EU-Biodiversitätsstrategie vor, 30% der Landflächen sollen als Schutzgebiete eingerichtet werden. Habt ihr gewusst, dass 10% der Flächen nach diesen ersten ausgearbeiteten Vorstellungen „streng geschützt” sein sollten? Heißt, kein Bergbau, keine Fischerei, keine Holzwirtschaft und ….. genau, keine Jagd, so die ersten Ausarbeitungen.
Im EU-Text heißt es, dass streng geschützte Gebiete von natürlich vorkommenden Lebensräumen und Arten eingenommen werden und nicht gestört werden sollen. Extraktive Tätigkeiten wie Bergbau, Fischerei, Forstwirtschaft oder Jagd sind mit diesem Schutzniveau nicht vereinbar.
Aber was ist passiert? Erneut ist die gesellschaftliche Minderheit von Mitbürgern, das Aktionsbündnis Forum Natur und seine 15 Mitgliedsverbände aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, Bergbau, wen wundert es, schnellst und still mit ihrem politischen Einfluss beigegangen und schon wurde der Passus “sehr streng geschützt” entnommen. Zur Begründung hieß es im Kern: “Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei widersprechen nicht grundsätzlich den Schutzzielen eines strengen Schutzes. Sie können auch Managementaufgaben darstellen und dürfen auch deswegen in der Kategorie des strengen Schutzes nicht von vorneherein ausgeschlossen sein.”
Erneut wurde uns allen die Chance genommen solche Areale zu schaffen. Areale in denen tatsächlich nicht gejagt wird, die Natur sich selbst überlassen wird, sich selbst regenerieren kann.
Daher nochmal die Frage: Warum erlauben wir uns nicht ein solches jagdfreies Areal? Ist die Angst zu groß, dass die Gesellschaft erfährt dass es auch ohne Jagd geht? Dass nicht der “Naturschutz” die Haupmotivation hinter der Jagd ist? Dass nicht alles durch die Jäger gemanagt werden muss? Hat die jagdaffine Minderheit der Gesellschaft Angst, dass die wissenschaftlichen Expertisen von großartigen Biologen, wie Prof Dr. Reichholf und vielen anderen namenhaften Wissenschaftlern, dass auch die Ergebnisse der echten europäischen jagdfreien Naturschutzgebiete deutlich machen, dass die Hobbyjagd, also mindestens der ganz große Anteil der Jagd völlig überflüssig, naturschadend und letztendlich nur eine Bedürfnisbefriedigung einiger weniger, 403.000 “Hobbyjäger” unserer Gesellschaft ist? Mussten die 10% “strenger Schutz”, also unter anderem jagdfrei, deshalb weichen? Darf ein Rewilding-ähnliches, völlig selbständiges natürliches Areal nicht entstehen, weil dann die Argumentationsketten der Lobby implodieren, weil dann ersichtlich wird, dass der hohe Hobbyjagdanteil überflüssig ist?
Uns geht es in dem Beitrag nicht primär um das Thema Jagd im Allgemeinen. Uns geht es zunächst um den extrem großen Teil der Jagd der absolut überflüssig ist, von uns Hobbyjagd genannt. Auch eben darum, dass die Lobbyisten offenbar die Wahrheit fürchten, dass nämlich dieser hohe Jagddruck schadet, der Natur, den Tieren. Die Natur regelt sich selbst am besten, wenn wir sie nur machen lassen. “Kulturlandschaft” ist nur ein vom Menschen gestalteter Raum. Mutter Natur kennt keine Kulturlandschaft! Die Gesetze der Natur gelten immer und überall, sogar in Großstädten.
Quellen:
Erste Fassung:
Links zur PDF Anlage im Text:
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/ma17_biodiversit%C3%A4tsstrategie-bericht.pdf
Ich kann mich den fantastischen und ergänzenden Kommentaren zu eurem Masterpiece der Recherche nur anschließen.
Denn was die Politik betreibt grenzt schon an Volksverdummung. Es wird Zeit, dass NSGs auch wirklich jagdfrei werden und alles darin lebende, ob Pflanzen oder Tiere geschützt sind.
Die Natur braucht keine menschliche Regulierung, das ist mittlerweile wissenschaftlich bestätigt.
Nur leider haben Jagd-und Agrarlobby ihre Lakaien und Nutznießer bis in den höchsten (politischen) Ämtern sitzen und somit wird das lukrative „Geschäftsmodell” Hobbyjagd am Laufen gehalten. Wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt?
Nur mit so umfangreicher, sachlicher und fundierter Aufklärung, wie ihr sie mit diesem Beitrag leistet, ist es möglich auch jene zu erreichen, die bisher aus Unwissenheit, Gutgläubigkeit noch an die Notwendigkeit der Hege und Pflege glauben.
Danke dafür. Und das beeindruckende Foto vom Hirschen, welcher schon fast sinnbildlich für die Instrumentalisierung der Jagdlobby (Hubertussage) stehen könnte, passt hervorragend zum Beitrag! Klasse! Macht weiter so! 👌👏
Ein hervorragender Beitrag von euch beiden. Chapeau!
Man kann es nicht oft genug betonen, dass die Interessen der Jagdlobby nur eine kleine Minderheit betrifft, gemessen an der Anzahl sämtlicher Menschen, die hier in Deutschland leben. Und genau diese Interessen sind mit unglaublichem Leid der Tiere verbunden, die auf unterschiedliche Art und Weise bejagt werden dürfen. Fallen- und Baujagd, Schliefenanlagen, Jagd mit und ohne Nachtsichtgeräte: Alles von der Politik abgesegnet, beklatscht, gefeiert. Die Retter der Natur.
Das war nicht immer so und da gibt es durchaus ein interessantes Beispiel aus der Region Hannover. Die Hofjagd war im 17. Jahrhundert nur dem Adel und seinen (auch ausländischen) Staatsgästen vorbehalten, die zu den Jagden eingeladen wurden. Damit immer ausreichend Wild am Deister vorhanden ist, wurde es natürlich gehegt und gepflegt. Durch die hohe Anzahl Wild entstanden erhebliche Verbissschäden auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen (kommt uns bekannt vor oder?), deren Eigentümer aber nicht jagen durften. Nach einem jahrzehntelangen Prozess gegen den Adel bekamen die Eigentümer der geschädigten Flächen Recht und Schadenersatz. Um weiterhin der Jagdlust frönen (O-Ton in der Historie) zu können, wurden das 1600 ha große Gebiet ab 1836 mit einer Mauer versehen und ein Jagdschloss gebaut. Bekannt ist das Ganze bei uns in der Region als der Saupark Springe und das Jagdschloss Springe. Nach dem 2. Weltkrieg führten übrigens die niedersächsischen Ministerpräsidenten mit ihren Gästen die Staatsjagden durch. Erst seit 2013 wird darauf verzichtet.
Ich erwähne das Beispiel auch deshalb, weil ausgerechnet dieses Gebiet schon 1954 unter Naturschutz gestellt wurde. Im Text der VO steht, dass es nach § 3 b) verboten ist, ‘freilebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, zu ihrem Fang geeignete Vorrichtungen anzubringen, sie zu fangen oder zu töten.” Wer sich jetzt freut, kennt den § 4 a) nicht: “Unberührt von den Bestimmungen des § 3 bleiben forstliche, bergbauliche, jagdliche, gärtnerische, landwirtschaftliche und fischereiliche Maßnahmen und Nutzungen. ”
Und damit sind wir wieder bei eurem tollen informativen Beitrag: Es ist schon seit Jahrhunderten so, dass alles, was mit Jagd zu tun hat, unabhängig vom Schutzstatus der Gebiete, so bleibt, wie es war. Es ist sogar noch schlimmer geworden. Es fließen sogar Fördermittel für die Anschaffung von Drohnen zur Kitzsuche, die letztendlich aber wieder abgeschossen werden dürfen. Das kann und darf nicht sein und muss endlich auch mal in der Politik ankommen. Das geht offenbar aber nur, wenn solche Themen weiterhin in die Wohnzimmer der Bevölkerung getragen werden und ausdrücklich darüber aufgeklärt wird.
Wir sind die Mehrheit.
Da muss doch was zu schaffen und zu ändern sein!
Lieber Guido, liebe Christiane … eine fantastische Co-Produktion die ihr dort auf die Beine gestellt habt. Perfekt recherchiert und extrem leserlich dargestellt was hier schief läuft. Bei dem Begriff Naturschutzgebiet frage ich mich immer was dort eigentlich geschützt werden soll. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, daß dort die Natur und die dort enthaltenen Tiere vor dem Menschen geschützt werden soll. Selbiges gilt auch für Schilder wie z.B. Wildtierruhezone, uvm.. Ist das so? Nein, geschützt wird das ganze nur von der normalen Bevölkerung die dort nicht reingehen soll. Was man dort aber immer wieder findet sind Hochsitze, Fallen, Reifenspuren, Rodungsarbeiten uvm.. was in einem Naturschutzgebiet nix zu suchen hat. In einem Naturschutzgebiet sollte, so wie ihr es geschrieben habt, die Natur sich selbst überlassen werden – also so, wie es vor uns Menschen auch schon war und über Millionen von Jahren gut funktioniert hat. In diesen Gebieten sollte nicht gejagt werden dürfen, denn was Jagd mit dem Verhalten der Tiere und der Populationsdynamik anstellt haben wir bei @naturdigital.online schon oft gelernt.
Die Frage warum das dann immer noch zugelassen wird kann man glaube ich genauso beantworten wie ihr es zum Teil schon gemacht habt. Ich glaube auch, das die Jägerschaft Angst davor hat, das die Gesellschaft merken würde, daß die Jagd eben kein wichtiger Bestandteil des Naturschutzes ist und das man sie in der Form der Hobbyjagd nicht braucht. Man würde merken, das alles was uns diese Zunft “beigebracht” hat wissenschaftlich und biologisch wiederlegbar wäre und somit ein Verbot bzw. eine drastische Reduzierung mit sich führen würde.
Vor einigen Jahren wurde in Luxemburg z.B. die Jagd auf Füchse verboten. Der Aufschrei der Jägerschaft damals war groß und man legte schwere Folgen an den Tag wie z.B. die mögliche Ausrottung von Bodenbrütern, der Ausbreitung des Fuchsbandwurms und eine Überpopulation. Nach ein paar Jahren hat man dann das genaue Gegenteil festgestellt. Chapeau!
Warum man hier in Deutschland davor die Augen scheinbar verschließt verstehe ich nicht, aber wie ihr schon erwähnt habt die Jagdlobby mittlerweile Einfluss bis in die höchsten Kreise der Politik, der Wirtschaft, bei Ämtern und sogar bei Naturschutzverbänden.
Für die Natur, für die Tiere die in Ihr Leben und für die nachkommenden Generationen kann man nur hoffen, das irgendwann erkannt wird, das Hobbyjagd kein Naturschutz ist sondern das dieser der Natur massiv schadet.
Bye the way – ein wunderschönes Foto eines spektakulären Naturschauspiels.
Lieber Guido, ganz herzlichen Dank für die gemeinsame Zusammenarbeit bei einem Thema, das uns unter anderen, sehr, sehr wichtig ist. Ich schätze deine Arbeit der Aufklärung sehr und ich freue mich wirklich dieses Mal Teil “deiner Arbeit” sein zu können. So vieles läuft besseren Wissens falsch im Umgang mit unserer Natur und unseren Tieren und ein ganz wichtiger Weg da raus ist aus meiner Sicht der Weg den du eingeschlagen hast. Eine öffentliche, kritische Auseinandersetzung, die du “in die Wohnzimmer” transportierst. Vieles über das du berichtest ist einem Großteil der Menschen einfach nicht bekannt. Vieles an öffentlichen Informationen einseitig eingefärbt, lange “Traditionen” werden im Gewusel des Alltags nicht selbstverständlich in Frage gestellt. Aber viele sind interessiert und auch schockiert darüber, dass nicht alles so ist, wie es verkauft wird. Ging auch uns ja nicht anders und ist auch noch nicht beendet. Aber es kommt etwas in Bewegung – Dank so engagierter Menschen wie dir.
Das Reviersystem der Jagd in Deutschland ist das Problem, weil jede private Fläche außerhalb eines befriedeten Bezirkes, wie z.B. bewohntes Privatgelände, mit einem Jagdrecht verknüpft ist und dieses auch in Naturschutzgebieten bestehen bleibt. Auch die Land- und Forstwirtschaft muss kaum Einschränkungen befürchten, oder wird dafür bezahlt.
Übrigens besitzt auch der Nabu etliche Eigenjagden, also Flächen, die größer als 75Ha sein müssen und hat meines Wissens auf seinen Flächen kaum, bis keine Einschränkungen, was die Praxis in der Landwirtschaft und die Jagdausübung betrifft. Interessant zu wissen wäre auch, wie der BUND mit seinen Flächen verfährt, ob sich die Natur dort erholen kann, oder ob sie auch alle wegen der Pachtgelder verpachtet sind und bewirtschaftet werden.
Vielen Dank, für den hervorragenden Beitrag und seine sehr gute Aufklärung über die Wirklichkeit, deutscher Naturschutzgebiete, die ihren Namen nicht verdienen.
1a Beitrag und auch das Thema Nachtsichtgeräte mit angesprochen. Sind sie mit ein Grund, weswegen teilweise die “Jagdstrecken” – wie ich das Wort schon hasse – zurückgegangen sind? Unter den Jägern wird längst schon gemunkelt wie leichtfertig mit dieser Technik umgegangen wird. Ihre Anwendung führt zu immer mehr Unruhe im Wald und das kommt nicht aus meinem Mund, sondern aus den Mündern vieler Jäger. Jagd ist ein “Sumpf” und nicht wenige haben den Jagdschein nur gemacht um danach eine Kurzwaffe für den “Notfall” zu haben. Kommt auch nicht aus meinem Mund, sondern aus Jagdkreisen!
Daumen hoch für echte Naturschutzgebiete mit absolutem Jagdverbot!
Danke für ihren Beitrag, die Nachtsichttechnik wird großflächig mißbraucht und richtet Tierelend ohne Ende an. Wer Hobbyjägern diese Technik legalisiert, hat, wusste was er tut und das ist fast noch schlimmer. Zudem ist der Jagdschein natürlich eine gute und schnelle Möglichkeit, sich schwer zu bewaffnen und wie man sieht, gibt es eine schleichende Bewaffnung in der Bevölkerung, durch die explosionsartige Zunahme von Jagdscheininhabern. Würde man den Besitz von Waffen an schriftlich bestätigte Jagdgelegenheiten durch Revierpächter knüpfen, wären viele Jagdschulen am Ende.
Ja, ist das nicht furchtbar ? Einige Wenige (im Vergleich zur Gesamtbevölkerung) üben ein “Hobby” aus, das UNS ALLEN schadet, das darf nicht sein. Die Wildtiere gehören doch uns allen und nicht nur dieser Minderheit.
Im Übrigen empfinde ich die Bezeichnung “Naturschutzgebiet” als sadistischen Hohn für alle “jagdbaren” Tiere, die dort leben.
Liebe Christiane, lieber Guido, was für ein toll ausgearbeiteter Beitrag. Da bleibt mir nur eins zu sagen… Hut ab und meinen größten Respekt.
Im Sommer habe ich im erwähnten Gebiet ebenfalls erfahren dürfen, wie weniger scheu die Wildtiere sind, als im übrigen Teil des Landes. Ich war absolut verblüfft und fasziniert zu gleich. Natürlich habe ich diese Momente genossen, sie aus der Nähe beobachten zu können. Und genau da wurde mir wieder gezeigt, wie wenig viele Mitmenschen über das Verhalten von Wildtieren wissen. An dieser Stelle möchte ich einen Bekannten zu meinen dort entstanden Fuchsbildern zitieren „Zum Fuchs…wenn die so zutraulich sind, sollte man da nicht vorsichtig sein wg. Tollwut?“. Es war für mich also wieder an der Zeit Aufklärung zu leisten. Das wiederum habe ich deinen umfassenden Beiträgen aus der Vergangenheit zu verdanken. Ohne diese, wäre es mir nicht möglich gewesen entsprechend zu argumentieren bzw. die Probleme zu schildern.
Es ist schon traurig das mal wieder an den Stellschrauben gedreht wird und zu allem Erschrecken die oberen der Hobbyjägerschaft damit auch noch durchgekommen sind. So etwas kann einen echt sauer machen. Ich möchte mir gar nicht ausmalen was da alles erzählt und geschmiert wird, um die Gesetze zu ändern. Aber wie du und Christiane auch schreibt, steckt wahrscheinlich die Angst im Nacken, dass all der Schwindel über die angeblich wichtige Hobbyjagd zum Schutz der Natur ans Tageslicht kommt. Da kann man nur sagen, keine Scheu und Furcht Wildtiere sinnlos und respektlos abzuschlachten, aber wenn es an die eigene Haut geht, bekommen sie es auf einmal mit der Angst zu tun. Schlimm an der ganzen Sachen finde ich auch immer wieder, dass auf die gesamte Bevölkerung gesehen, dieser klitzekleine Personenkreis über solche Dinge hinter unserem Rücken entscheidet. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass bei dem Großteil der Bevölkerung eine Natur, die Natur sein darf, gut angenommen und geschätzt werden würde.
Ihr beide habt da richtig viele und gute Informationen zusammengetragen. 👍🏼
Wir Schweizer sind ja nicht in der EU und haben auch nicht so viel Platz bzw. Lebensraum wie Ihr da oben… Darum ist es bei uns noch wichtiger, mehr und solche Gebiete zu etablieren! Und zwar keine Alibi Gebiete die über 3000m liegen. Oder eben das Genfer Modell in allen Kantonen einführen und die Hobbyjagd verbieten. Wir haben ja sogar die direkte Demokratie als Werkzeug dazu. Das wurde auch jedes Jahrzehnt seit den 70ern in einem dutzend Kantone vom Volk zur Abstimmung gebracht. Und immer wurden die Vorlagen ziemlich hoch abgelehnt…
Meine persönliche Meinung dazu ist, dass die „Stimmberechtigten“ Bürger heute noch nicht wissen, was wir wissen und von denen die die Zusammenhänge begreifen, viele einfach nicht abstimmen gehen. Wie immer… Geht es nicht an den eigenen Geldbeutel, interessiert es nicht.
Deshalb finde ich die Umsetzungen solcher Rewilding Projekte und Naturschutzgebiete, die die Bevölkerung miteinbeziehen resp. Integrieren, „Kulturlandschaftverlust“ finanziell kompensieren, Arbeitsplätze schaffen uvm. super. (Siehe Schottland)
Aber wie „kompensiert“ man den Tötungsdrang der Jäger und die Lust am Tiermord? Da gibt es leider noch keine Alternative (Ohne Medikamente), die man den Jägern anbieten könnte. Solange das so ist, werden die Jäger alles für einen „Schuss“ und den Erhalt der Jagd tun. Es ist alles so Hochkomplex und Vielschichtig.
Aber Schlussendlich entscheiden die Land-, Wald- , Grossgrundbesitzer, Alpgenossenschaften, usw… was sie mit Ihrem Stück Natur anfangen wollen. Für mich ist es einfacher im meinem Wirkungskreis, direkt mit diesen wenigen zu reden und Ihnen versuchen die Zusammenhänge zu erklären.
Danke euch beiden für die Aufklärungsarbeit in diesem Beitrag und auch Dokumentation für nachfolgende (wenn wir Glück haben) Generationen… 😉👍🏼🙋🏻♂️
Danke für diese fundierte Berichterstattung & Recherche. Wir müssen die Bevölkerung weiter aufklären, wie wichtig ein echtes Re-Wilding für uns ALLE ist. Auch das neue kommende Waldgesetz wird dabei grundlegende Bedeutung haben. Die Vergütung der Ökosystemleistungen ist in aller Munde … Vielleicht können wir ja noch erreichen, dass es bspw. für Nichtbejagung Bonussysteme gibt. Darüber hinaus wären für die ca. 57% Waldflächen, die keinen Privatbesitz darstellen, in einer Demokratie “gerechtere” und vor allem mehrheitlich gewollte Lösungen nötig. Es darf doch nicht sein, dass gegen den Willen des Volkes Minderheiten bestimmen, was in und mit UNSEREN Wäldern geschieht… Wenn ca. 70% der Bürger Hobby-Jagd ablehnen, müssten dann nicht 70% der ( öffentlichen
) Waldfläche befriedet werden ? Ist das naiv oder einfach demokratisch gedacht ?
Ein großartiger Text, lieber Guido. Vieles über die Jagd in Naturschutzgebieten war mir schon bekannt, aber hier ist es in eindrücklicher Weise zusammengefasst. Dass Deutschland sich an Ländern, in denen Dinge besser funktionieren, kein Beispiel nimmt, sehen wir beim Rentensystem, in der Bildung etc.pp. Das Thema Jagd ist nochmal eine andere Hausnummer, weil wahrscheinlich nirgendwo die Lobby so groß ist wie bei uns.
Das sind sehr wertvolle Informationen. Vielen Dank und auch für die sich daraus ergebenden Fragen. Diese zu stellen ,sollte unser erster Schritt sein ,denn einfach so hinnehmen dürfen wir diese geänderte 2.Fassung nicht.
liebe Undine, ich hab das gleiche gedacht. Vor allem wie man hier so super nachlesen kann, geht es in vielen anderen Ländern in Europa schon seit Jahrzehnten wunderbar, nur hier in unserem Land, scheint wieder alles im Sinne von Tier und Natur, nicht durchführbar zu sein.
Manchmal ist man nur noch Müde, aber dass dürfen wir nicht.
Wie geht man nun weiter vor, Petitionen? Was kann man außer Aufklärung noch tun?