Hobbyjagd

Deutschland hat wie oft schon berichtet, innerhalb Europas mit die höchste Wildtierdichte.
Die Jagdstrecken (erlegte Tiere) werden immer größer (Quelle: Wikipedia und Jagdverband), auch wächst die Anzahl der Jäger.
Am Beispiel Rehwild mal reflektiert heißt das:
Mitte der 70er wurden ca. 600.000 Stück Rehwild/Jahr erlegt, Jäger gab es knapp unter 300.000. Über 34% mehr Jäger heute erlegen jedes Jahr über 1.3 Million Stück Rehwild. Rehböcke von Mai an, Ricken ab August. Schmalrehe (Jungtiere aus dem Vorjahr) ab Juni. Besonders hervorzuheben, da ja bald wieder überall von Kitzrettung (eine tolle Arbeit echter Naturschützer) zu lesen sein wird, die Marketingabteilungen der Jagdlobby dann die Chance zum Imagepolitur nutzt, Ihre Mitglieder/Hobbyjäger dann auch schwer engagiert zeigen wird, aber auch Kitze dann ab August geschossen werden. Quelle/Zahlen zB: schonzeiten.de
Immer mehr Jäger schießen also immer mehr Rehe. Nun könnte man bald meinen, dass Rehwild ist eine Plage. Und wenn es “Bambi” nicht gegeben hätte, wir als Kinder nicht die positive Prägung auf das “süße Tier” erfahren hätten, wie die böse Prägung für den bösen Wolf, würde dem Reh das Plage-Image auch genauso anheften wie dem Fuchs, oder vielen anderen Wildtierarten, denn die Zahlen lassen sich auf fast alle Wildtierarten übertragen. Das Wildschwein wurde in den 70er bei ca. 100.000 Stück/Jahr geschossen, heute sind es über 600.000  Wildschweine pro Jahr, obgleich es damals auch schon Landwirtschaft gab.
Sind das also alles Plagen, gehen die Zahlen immer weiter in die Höhe, vielleicht weil wir in einer “Kulturlandschaft” leben, wie uns die Jagdlobby weiß machen will? Muss also deshalb der Bestand reguliert werden? Ja, aber…denn wie kann es sein, dass trotz immer mehr Beschuss/Tötung immer mehr Wild vorhanden ist, Jahr für Jahr? Zu lesen ist vom Fuchs, in dem seit 6 Jahren Fuchs-jagdfreien Luxemburg. Der Bestand nivelliert sich, hält sich also auf eine natürlich erzeugten schwankenden Kopfzahl. Auch in Menschen freien Gebieten wie Fukushima und Tschernobyl hatte sich nach kurzer Zeit alles von selbst völlig erholt, und hält sich auf bestimmten Niveau in Wechselbeziehung zueinander (Lotka Volterra Regeln). Die Natur, insofern vollständig, also mit ihren natürlichen Prädatoren, reguliert sich selbst, wie Jahrtausende zuvor und das auch neben dem Menschen, wie viele jagdfreie große Areale beweisen.
Woher aber kommt die Steigerung der Geburten, der Kopfzahlen einzelner Wildtierarten?
Die natürliche Populationsdynamik steuert dauernd gegen, die Natur versucht mit immer mehr Geburten wie nach Naturkatastrophen die Bestände wieder auszugleichen, insbesondere alle Pflanzenfresser explodieren förmlich in ihren Geburten/Beständen, die Fleischfresser kommen dann mit dem “Angebot” an Nahrung nach. Nicht nur mehr die wenigen Leittiere sind fortpflanzungsfähig, sondern nun schlagartig, die ganze Gruppe/Rotte…usw. Nicht ein Weibchen trägt im Jahr, sondern dann alle. Das potenziert sich immer weiter, nur das es keine kurz andauernde Umweltkatastrophe ist, sondern ein andauernde Bejagung. Abgesehen davon dass sich nicht mehr wichtige Lebenserfahrungen der Alttiere übertragen lassen und das Genmaterial qualitativ schlechter ist im Hinblick auf Krankheiten ist, ist es auch ein unfassbarer Dauerstress für die Tiere. Auch die Scheu der Tiere wird immer größer. Während früher Rothirsche ausschließlich tagsüber nur auf Wiesen und Feldern zu sehen waren, flüchten sie heute in dichte Wälder. Jagdfreie Areale hingegen erlauben unfassbar schöne Sichtungen von fast allen Wildtierarten. Heute aber kommen die Tiere in die Stadt, in die Jagdfreien Zonen. Quelle: Prof. Dr. Josef H. Reichholf
Der Bronchenumsatz Jagd steigerte sich jährlich immer weiter, liegt heute bei über 1.45 Milliarden. Wie alle “Betriebe” muss ein Wachstum generiert werde, müssen die Umsätze weiter ansteigen, müssen weitere Mitglieder her, müssen aber auch die Kopfzahlen aller Wildtiere weiterhin steigen, damit sich der “Plan” (gemeint sind Wachstumszahlen/Mehrumsatz) weiterhin erfüllen lässt. Die planbare Abschussregelung, der Abschussplan der künftigen Jagdsaison ist quasi der filigrane Plan in Verbindung mit dem Jagdstreckenkontrolle über das zukünftige Maß mehr an Umsatzplus. Auch die damit einhergehenden Verbissschäden, dem immer wieder zu hörenden ersten und oft letzten Argument der Hobbyjäger werden dadurch gesteigert. Das “Tier” mit den größten Verbissschäden ist übrigens der “Harvester”, eine meist aus Finnland invasive Art. Nicht fortpflanzungsfähig, aber gern für 600.000 € gekauft.

1 Kommentar zu „Hobbyjagd“

  1. *Das “Tier” mit den größten Verbissschäden ist übrigens der “Harvester”, eine meist aus Finnland invasive Art. Nicht fortpflanzungsfähig, aber gern für 600.000 € gekauft.* Danke, ich musste grad so lachen und wie Recht du damit hast! Danke

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