landscape of fear

402.421 Hobbyjäger (+ 1.000 Berufsjäger) erlegen jedes Jahr ca. 5 Millionen Wildtiere in Deutschland, per Kugel oft noch Blei, erschlagen oder in Fallen getötet. >5 Millionen Tiere jedes Jahr – das sind 13.700 jeden Tag, 570 pro Stunde, fast 10 Tiere pro Minute durch Jägerhand. So die offiziellen Zahlen nach eigener Angabe des Jagdverbandes. Schätzungen von anderen Institutionen sind bei bis zu 9 Mio Tieren, zählen zB. auch 30.000 Hunde und 280.000 Katzen dazu.

Wildtiere leben heute aufgrund des starken Jagddrucks in einer “landscape of fear”, leben also in einer Landschaft der Furcht. Aus Angst vor dem Menschen haben viele Wildtiere ihre natürlichen Lebensräume dauerhaft verlassen. Sie meiden freie Felder und leben heute verstärkt im Schutz des Waldes, oder suchen schon Städte auf. Das prächtige Rotwild zB. war früher nur außerhalb der Wälder zu sehen. Logisch eigentlich, denn die Evolution hätte dem majestätischen Tier sonst auch nicht dieses riesige Geweih verpasst.
Der viel zu hohe Anteil der Hobbyjagd trägt dazu bei, dass sich Wildtiere viel schneller vermehren. Die Biologie lehrt uns, dass bejagte Wildtiere unter Jagddruck ihre Fortpflanzungsrate kräftig erhöhen, etwa indem sie sich schon in jüngerem Alter fortpflanzen. Je stärker sie bejagt werden, desto mehr Nachwuchs zeugen sie.
Auf die Frage, ob Jagd zum Schutz der Natur erforderlich ist, gibt es keine plausible, positive Antwort. Weder das Abschießen von Tieren noch die Hege, die zumeist einseitig nur jagdbare Tiere fördert, ist notwendig, um die Natur in unserem Lebensraum zu schützen und zu erhalten. Die von Jägern häufig geäußerte Behauptung, sie könnten durch den Abschuss von Tieren deren Populationen regulieren, ist aus ökologischer Sicht völlig falsch und längst widerlegt (zB. Prof.Dr. Reichholf). Jäger dezimieren erstenmal nur die Zahl der Tiere. Die Regulation einer Population ist dagegen aber ein komplizierter, natürlicher Prozess, bei dem Reaktionen der Individuen einer Art und viele äußere, ökologische Faktoren (Umweltkapazität) eine viel entscheidendere Rolle spielen als nur die Reduktion einer Bestandsgröße. Der Jäger ist, so zeigen die letzten Jahrzehnte, nur ein schlechter Ersatz für Raubtiere, auch weil er nicht zuvorderst kranke und schwache Individuen schießt, deren Überlebensfähigkeit er von der Kanzel kaum selbst erkennen kann, sondern wahllos eingreift oder im Falle des Schalenwildes nur “stattliche” Männchen erlegt, um eine möglichst kapitale Trophäe für die nächste Hegeschau oder dem Kaminsims zu erhalten. Auch Treib-, und Drückerjagd sind nur Massentötungen, haben mit naturnaher Selektion nichts zu tun. Die sinnvolle selektive Jagd hingegen ist von natürlichen Prädatoren weit effektiver, nicht der kapitale 16-Ender wird da erlegt, sondern das schwache, vielleicht kranke Tier.
Das BJagdG, von 1952 (1976 und 2011 es etwas verändert), basiert inhaltlich weitgehend auf dem am 3. Juli 1934 verabschiedeten Reichjagdgesetz, muss dringend reformiert werden, die Zukunft vieler Arten gilt als hochgradig bedroht, 42.100 Arten sind stark gefährdet, so zB. auch der Feldhase (rote Liste!), der aber gem. Jagdstrecke dennoch weiter geschossen wird. Die “Rote Liste” wird von Jahr zu Jahr länger. Aus ihnen geht hervor, dass der Artenschutz in den letzten 30 Jahren leider weitgehend erfolglos blieb – trotz der wertvollen u. wundervollen Anstrengungen von Natur-, und Tierschützern.
Als kleiner Erfolg darf die Biodiversitätsstrategie der EU verzeichnet werden, die eben gesetzlich verankert ist. Beispielsweise die Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und Düngemittel ist dort verzeichnet, der Wiederaufbau von  Wasserbewirtschaftung, auch der Schutz der Wölfe, dem oft verhassten Konkurrenten der Hobbyjagd, ist klar festgeschrieben und gilt auch in Bayern 😉. Übrigens gerade mal mit <6% Herdenschutz u. nur 23 Wölfen! Zum Vergleich = Brandenburg hat rechnerisch ca. 470 Wölfe und ca 71% geschützte Weiden. Gerade jagdaffine Halter scheinen sich geradezu weiter zu wehren, obgleich das Land kräftig unterstützt, aber Bilder von gerissenen Weidetieren unterstützen eben deren Interessen.
Zum Bild: Schwarzreh mit Kitz. Bald beginnt die Kitzrettung, eine wundervolle Arbeit🙏 3-4 Monate später werden Kitze wieder geschossen

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