Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch

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Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch.

Das schönste Erlebnis mit dem Rotwild hatten Christiane Hoke und ich gemeinsam zur Brunft 2021. Zwei andere liebe Fotofreunde hatten kurzfristig abgesagt, ärgern sich berechtigterweise bis zum heutigen Tage, denn wir waren sprichwörtlich mittendrin.

Rotwild lässt sich nicht verfolgen, deren Sinne sind unseren weit überlegen. Unter normalen Voraussetzungen kann man sich den Wildtieren bis auf 600m annähern, dann wird man meistens von der erfahrenen Leitkuh erfasst. Man benötigt enorme Geländevorteile, viel Geduld, den richtigen Wind, den richtigen Boden. Ideal wenn es die Nacht geregnet hat und man nicht wie auf “Chips” geht. Von August an und über die Brunft/Paarungszeit hinaus sind die Tiere durch die Jagd besonders scheu, Aufnahmen sind dann oft nur noch an besonderen Standorten wie auf dem Darß gut möglich. Tatsächlich ist auch dieser Nationalpark nicht jagdfrei, aber hier hält man sich auch nicht zuletzt wegen des Fototourismus, saisonal sehr zurück.

Uns gelang es in völlig anderer Geographie, ein ca. 50 Kopf “kleines” Rudel auf vielleicht 100m länger beobachten zu können (zur Brunft sind dort auch bis zu 400 Tiere “normal” ). Die majestätisch anmutenden Wildtiere zu beobachten ist schon aufregend, der Nähe wegen sie auch hören zu dürfen, gar riechen zu können war unfassbar, war sehr emotional bewegend. Die Laute der Kälber hatten wir noch lange im Ohr. Fast eine Stunde sahen wir den Kälbern zu, die der Muttermilch nicht widerstehen konnten.

Natürlich galt unsere Aufmerksamkeit hier auch dem Testosteron gesteuerten ‘Stier’ (Hirsch = Kuh und Stier; Rotwild = jagdlicher Begriff) er röhrte, war bereit seine Kühe gegen einen Herausforderer zu verteidigen, wollte bestes genetisches Material liefern, denn darum geht die imposante “Show”. Heute bin ich mir sicher, dass die Kühe es sind, die sich gern mit dem “besten” Hirschen paaren wollen, auch das Geschehen ein wenig steuern, mindestens beeinflussen. Ihr Eisprung, ihr daraus resultierender Geruch bringt den Hirschen in Ektase. Das typische Hinterherlaufen, ist nach vielen Beobachtungen heute für mich kein “einfangen” mehr, es ist vielmehr die Auserwählte die sich noch ein bisschen ziert. Leider kommt speziell hier meine Recherche nicht weiter, es ist darüber in der wissenschaftlichen Literatur nichts zu finden, deshalb sei hier bitte ausnahmsweise mein persönlicher, nicht wissenschaftlicher Eindruck aus Beobachtungen mal erwähnt.

Wir hatten genug gesehen, bzw. erlebt, wollten uns voller Dankbarkeit vorsichtig zurückziehen, als plötzlich ein imponierender riesiger Herausforderer von hinten kommend, nur etwa 8m an uns röhrend vorbeilief. Zwischen liegenden Bäumen am Wegesrand verschanzt und bebender Erde nahm er uns nicht wahr. Sein Geweih war dabei seinem Rücken auflehnend nach hinten gerichtet, jeder Atemstoß und der Schaum vorm Maul waren deutlich sichtbar, er war in voller beeindruckender Drohgebärde an uns vorbei geradeaus auf das andere Rudel zu. Nur einen Moment später ging auch sein “Gefolge”, ca. 30 Kühe und Kälber an uns vorbei. Allerdings weit vorsichtiger, genau prüfend. Waren wir aufgeflogen? Offensichtlich nicht, sie waren nur viel vorsichtiger, lange guckte die Leitkuh zu uns, sah uns aber nicht, entschied dann ihr Rudel an uns vorbeizuführen, dem Herausforderer folgend. Spätestens hier wäre die “Flucht” der Kühe möglich gewesen, glaubt man vielen anderen Darstellungen in denen der Hirsch-Stier seine Damen “zusammenhält”.

Seit diesem Erlebnis, auch mit vielen anderen Fotofreunden, hatte ich sehr viele schöne Sichtungen, hatte mich das Rotwild in den Bann gezogen. Diese wahren Biodiversitätsbringer sind für echte Wälder, für die Reparatur und Entstehung von Wäldern, enorm wichtig. In Holzplantagen aus forstwirtschaftlicher Sicht nur eine Erlösschmälerung, in dem Zusammenhang wurde der Begriff “Verbissschaden” erfunden. Schon bemerkenswert, diese fantastischen Tiere verteilen über ihre weiten Wanderungen, über ihre Exkremente viele Samen verschiedenster Pflanzen. Sie schaffen Lichtungen, damit holen sie andere Pflanzen in die Wälder, mit denen kommen weitere Tierarten dazu, Artenvielfalt entsteht erst durch Pflanzenfresser. Dafür aber werden sie erschossen, die Erlösschmälerung will der Waldbesitzer nicht, dabei wird Verbiss nicht mal im Waldschadensbericht erwähnt. Lieber werden mehr, aber kranke Bäume geduldet, als weniger und dafür gesunde Bäume, bzw. ein gesunder Wald.

Wahrscheinlich sind auch schon in der Forstwirtschaft Controller mit ihren Excel-Tabellen angekommen, die rein rechnerisch und nur theoretisch noch ein paar Prozentpunkte aus der Forstwirtschaft rausquetschen, alle anderen Faktoren wie Biodiversität und Artenvielfalt aber nicht im Blick haben.

Fast an gleicher Stelle, auf der anderen Seite der Autobahn “verbeißen” domestizierte Nutztiere, Schnucken und Schafe, bei denen das dann aber Landschafsschutz heißt. Sie kosten viel Geld und Förderung, auch weil die Tiere auf vielen leider weiterhin ungeschützten Weiden den Wolf anlocken. Die Autobahn trennt diese beiden Landschaften. Die durchaus verkehrstechnisch wichtigen Schutzzäune hindern das Wild, insbesondere hier das Rotwild in ihrer Wanderung, hindern wie in vielen Teilen Deutschlands den wichtigen genetischen Austausch, längst schon kommt es durch Inzucht zu schweren Degenerationen.

Wildtierbrücken wären hier die Lösung – für den genetischen Austausch, aber auch für unsere Wälder. Erst 87 solcher Wildbrücken haben wir,  einige sind im Bau. Die Niederlande, etwa nur 7,6% Fläche zur Bundesrepublik, haben 70 Wildtierbrücken und mehr als 2.000 andere, ähnliche Bauwerke wie Dachs-Tunnel und andere baulich errichtete Verbindungen!

Wie sehr wir von Märchen und Disney geprägt sind, zeigt sich nicht nur beim Wolf, nein auch bei den Hirschen. Seit Disneys Produktion “Bambi” gehen falsche Informationen nicht mehr aus den Köpfen mancher Menschen. Hier im Film war die Mutter ein Reh und der Vater ein Rothirsch. Rehwild ist mit dem Rotwild aber nur entfernt verwandt, oder um es klar zu formulieren, das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch.

Der Wolf ist bedingt durch unsere kindliche Prägung, insbesondere durch das Sachverständigenbüro der Gebr. Grimm und seiner beiden Gutachten “Rotkäppchen” und “Die sieben Geißlein” völlig missverstanden. Auch sind es völlig veraltete Erkenntnisse aus der Gehegehaltung, der Gefangenschaft und des bunten Zusammenlegens der Wölfe in einem Gehege, welches damals völlig falsche Erkenntnisse lieferte. Nicht zuletzt daraus resultierte der “Alphawolf”, nur der stärkste führt in dieser Betrachtung das Rudel. Diese Betrachtungsweise ist längst überholt, man weiß heute, dass ein Rudel aus einem Familienclan besteht und damit unfassbaren sozialen Strukturen unterliegt, Kämpfe, Verletzungen, gar Tötungen nicht stattfinden innerhalb dessen.

Aber ähnlich sieht es auch beim Rotwild aus, “dem König der Wälder”. Unsere menschliche emotionale Interpretation, die Faszination am Starken, sieht das Hirschmännchen in der Führung, so wie wir früher gemeint haben, dass der stärkste Wolf der Alphawolf ist. So gesehen ist der jägersprachliche Begriff “Platzhirsch” genauso verkehrt. Tatsächlich sind es die Hirschkühe, speziell die Leitkühe, die “Kaiserinnen der Wälder”, die die Kälber und Kühe führen, die Verantwortung übernehmen und das Wichtigste in der Natur hüten, die Reproduktion, den Fortbestand.

Fast 10,5 Monate ist Geschlechtertrennung beim Rotwild, einzig Spießer (junge Männchen) sind mal im Rudel der Kühe zu sehen. Alttiere hingegen sieht man ab und an auch als Einzelgänger unterwegs.

Während der Paarungs-, oder Brunftzeit verliert der Hirsch-Stier schnell über 20kg Körpergewicht in der Zeit in vorderster Reihe als sogenannter “Platzhirsch”. Er scharrt eine Grube in den Boden, die sogenannte Brunftgrube, oft nur Pfützen groß und sucht diese Stelle immer wieder auf, um sie mit seinen Körperflüssigkeiten zu markieren und sich darin zu suhlen. Die Grube nimmt dabei den kräftigen Geruch seines Urins und Spermas an. Die Auswirkungen auf die Vegetation werden vor allem im Zusammenhang mit den sogenannten “Verbissschäden” als ein Problem diskutiert. Tatsächlich aber sind Veränderungen wie die Brunftsuhlen ein Geschenk für die Natur.

Über die Zunge nimmt der Hirsch Geruchsstoffe auf, die ihm verraten ob die Hirschkuh bereits empfängnisbereit ist oder ob er noch zu warten hat. Das Timing bekommt der erfahrene Hirsch-Stier fast stundengenau hin. Hirsche sind polygame Tiere. Der Stier bildet nicht einen Harem um sich herum, sondern nähert sich einem bereits bestehenden Rudel von Kühen. Er bleibt in ihrer Nähe, folgt ihnen auf Schritt und Tritt. Manchmal kommt es zu einem Annäherungsversuch, der aber von der Kuh oft noch nicht gewollt ist, vielleicht weil sie von seinem genetischen Material noch nicht überzeugt ist. So bedarf es oft der Abwehr vieler Herausforderer bis die ein oder andere Kuh beeindruckt ist.

Noch ein Wort zum “Platz”hirschen im Sinne der Territorialität, wie oft interpretiert. Territorialität ist hier, wenn überhaupt, nur vorübergehend ausgeprägt. Von einer klassischen, stabilen Territorialität kann während keiner Zeit des Jahres gesprochen werden. Selbst das oft angenommene Territorialverhalten des Brunfthirschs ist eine „bewegliche Territorialität“, weil der Hirsch-Stier ständig dem Kahlwild folgt und keine Bindung an eine bestimmte Örtlichkeit zeigt. Er markiert zwar Bäume, Suhlen oder andere bestimmte Geländepunkte, zeigt aber keinerlei Verteidigungsbereitschaft mehr, sobald das “Kahlwild” (Kühe/Kälber) diese Räume verlassen hat. Interessant sind Studien die belegen, dass die Kühe bei ihrer Wahl des Stieres durchaus auch nachts (Hauptpaarungszeit) in der Lage sind, den genetisch vermeintlich Kräftigsten auszumachen. Der Klang des Röhrens, der Soundapparat oder Resonanzkörper verrät der Kuh offensichtlich alles über den Hirsch-Stier.

Dringend müssen wir die Jagd, die Holzwirtschaft, den Bergbau und die Fischerei ändern, den Ressourcenraub abschaffen. Die Natur stellt uns Trinkwasser, saubere Luft und Böden, sie ist die Basis unseres Lebens. Deutschland ist im Europavergleich mit von größter Bevölkerungsdichte, 45,1% sind Siedlungs- und Verkehrsfläche. Aber ist das ein Grund 99,6% “Kulturlandschaft” so zu belassen, oder sich aus der EU-Biodiversitätsstrategie rauszuhalten? Unser filigran ausgerichtetes Jagdsystem schafft immer mehr Wildtiere auf immer weniger Fläche mit immer mehr Jägern. Die angeblich notwendige Bestandsregulierung erzeugt statt dessen immer mehr Wild, wie es alle Jagdstrecken der letzten 30 Jahre beweisen. (Siehe Anlage Jagdstrecken und Beiträge zuvor )

Durch unseren extrem hohen Fleischkonsum (auch Aufschnitt ist Fleisch!) sind allein ca. 25% aller bundesdeutschen Flächen nur zur Herstellung von Tierfutter für “Nutztiere”. Sollten nicht gerade auch wir der Verpflichtung zur Renaturierung, gem. der EU-Anforderungen nachkommen und mit bestem Beispiel voran gehen, auch wir Wildbrücken (Grünbrücken)  schaffen, damit zB. auch  Rotwild wieder ziehen kann?

Insgesamt weisen 251 von 8.957 Naturschutzgebieten eine Fläche von über 1.000 ha und mehr auf. Auch viele im idealen Fall angrenzenden Truppenübungsplätze (gern weiter im dualen Nutzen) könnten dazu gezählt werden, also über den militärischen Nutzen hinaus dann auch als echte Naturschutzgebiete ausgewiesen werden (s. Anlage GEO). Dann ohne Jagd, ohne Forstwirtschaft, der Natur tatsächlich überlassen und zum natürlichen Nutzen, zur Renaturierung wie es die EU-Biodiversitätsstrategie vorsieht. Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist mit 234 km2 einer der größten der Welt. Hohenfels mit 160 km2 und der TÜ-Lausitz mit 168 km2 könnten die Renaturierungsgebiete bestens ergänzen. Es gibt sie, die Flächen, die Möglichkeiten, wir müssen es nur wollen, es zulassen und Mutter Natur vertrauen.

 

Quellen und Anlagen

Truppenübungsplatze Oasen der Natur
https://www.geo.de/natur/naturwunder-erde/bilder-die-zeigen-warum-truppenuebungsplaetze-wichtig-fuer-die-30167188.html
Soundwahl
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/attraktives-gebruell-hirschkuehe-waehlen-partner-nach-sound-a-487735.html
Bruft
https://www.jaegermagazin.de/wildarten/territorialverhalten-beim-wild-my-home-is-my-castle/
Rotwild Missbildungen
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/hirsche-durch-inzucht-bedroht-18018299.html
Wildtierbrücken
https://www.geo.de/natur/tierwelt/auf-vier-pfoten-ueber-die-autobahn-30168682.html

https://www.umweltanalysen.com/rothirsch/jagdstatistik-populationsentwicklung/

17 Kommentare zu „Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch“

  1. Hallo lieber Guido,

    ich habe mir Deinen Beitrag gestern angehört und war wie immer begeistert. Wie schon beschrieben packst Du in Deine tollen Beiträge soviel Recherche, Informationen, steckst Zeit in Arbeit und Aufklärung und schaffst es, einen für das Thema zu begeistern. Was ich jedoch fast noch wichtiger finde, Du schaffst es etwas in einem anzustoßen: Sich weiter damit zu befassen, sich selbst zu informieren, zu recherchieren und am Ende das gesammelte Wissen widerrum an andere weiterzugeben.

    Wenn ich Deine Beiträge lese, beginne ich auch nachzudenken und mir viele Fragen zu stellen so wie diese:

    “Wie soll denn nun eine Artenvielfalt entstehen frage ich mich da?”

    Der Wolf welcher für die diese genauso wichtig ist wie zum Beispiel das Rotwild schafft es im Monitoringjahr 2023/2024 auf eine Anzahl von 1.800 – 3.300 Tieren und das Rotwild,
    welches zumindest einen Bestand von über 200.000 Individuen aufweißt, darf nicht wandern, da es sonst erschossen wird und dass gesetzlich vorgeschrieben.

    Ist vielleicht garkeine Artenvielfalt sondern eher eine Artenkontrolle, ja wie man so schön sagt, eine Bestandsregulierung gewünscht?

    Alles schön ordentlich nachvollziehbar, zählbar in wie Guido so schön sagt, unser Ziel, dass Flora & Fauna einfach nur Forstwirtschaftlichen Controllern in ihre Excel-Tabellen passt, um noch das letzte bisschen an Geld herauszuquetschen.

    Vielen Dank für Deinen tollen Beitrag,
    wilde Grüße Jens

  2. Wirtschaftsprüfer oder Controller, betrachte ich aus eigener Erfahrung als Virus. Eigentlich will jeder Konzern den Besten haben. Was dabei rauskommt ist eine Art “Gleichschaltung” von Unternehmen. Ein junger Mensch mit Designerbrille, Edelzwirn und per Headhunter frisch von der Universität geworben, sagt einem Anderen Manager, der selbst erst von einem Unternehmen ins andere weggelobt wurde, wohin es gehen soll. Ja es gibt sie längst auch in der Land- und Forstwirtschaft ( https://www.etl.de/branchen/land-und-forstwirtschaft/). Fluch und Segen zugleich.

    Nur Menschen, die an der Basis eine langjährige Erfahrung/Praxis gesammelt haben und das Unternehmen, die Ökologie von der Pike her kennen, können, bringen ein Unternehmen sowie unsere Natur weiter. Zu wirtschaftlichen Entscheidungen gehören auch ethische Verantwortung und Weitblick. Man muss also das, was man anvertraut bekommt lieben, schätzen, fördern und den Begriff Wertschöpfung neu definieren.

    Was ich an Deinen Beiträgen so liebe, sind die “Augenöffner” – einfache Vergleiche, die die Absurdität sowie die vielen Widersprüche unserer Gesellschaft beim Thema Natur in den Fokus nehmen. So wie z.B. das Thema Autobahnen oder Verbissschäden. Leider haben unsere Politiker ja andere Strategien um sich an der Macht zu halten. Das Lesen solcher Beiträge werden leider nicht dazu gehören.

  3. Lieber Guido,
    alle Deine Beobachtungen kann ich so bestätigen, denn die Abläufe am Tage, setzen sich in der Nacht genauso fort.
    Dank meiner Wärmebildkamera konnte ich so im letzten Jahr im Landkreis Uelzen/Celle in einer Nacht weit über 140 Vertreter
    unserer größten heimischen freilebenden Wildart aus rund 50m Entfernung beobachten.
    Es kam im Vorfeld vor allem darauf zu achten, den Wind zu prüfen und daraufhin den eigenen Standort auszuwählen.
    So reizvoll das Beobachten, das Fotografieren oder Filmen unserer Wildtiere auch sein mag, primär geht es immer darum,
    diese dabei nicht zu beunruhigen, zu stören oder gar zu verängstigen und sogar in die Flucht zu treiben.
    Unser röhrende König der Wälder hat zu dieser Zeit kaum ein Auge und Ohr für seine Umwelt, es sind die älteren Hirschkühe,
    welche immer wieder äußerst aufmerksam sind und erst als ich an ihrem Verhalten merkte, an ihren Blicken in meine Richtung merkte,
    dass der Wind leicht zu drehen begann, zog ich mich langsam, lautlos und vorsichtig im Schutz der Dunkelheit zurück.

  4. Lieber Guido, auch wenn es mein Zeitmanagement nicht immer zulässt, Deine Beiträge gleich zu lesen/zu hören, so bin ich immer schon voller Vorfreude, wenn ich die Zeit dazu finde. Alleine durch deine Beiträge wurden bereits schon so viele Dinge in meinem eigenen Kopf bewegt. Durch das Beleuchten von Fakten, von gemachten Erfahrungen/Beobachtungen, anführen falscher Mythen, veralteter Traditionen, dem Beleuchten, falscher Argumentationsketten, aufräumen von falsch gemachten Aussagen, die nicht einmal wissenschaftlich belegt bzw. widerlegt werden, ist es immer wieder eine Bereicherung, sich Deinen Beiträgen zu widmen.
    An diesem Beitrag finde ich besonders schön, dass er mit den eigenen Beobachtungen gestützt ist. Denn Eure gemachten Beobachtung, decken sich mit meinen eigenen, so dass ich weiß, auch mir wurde in der noch jagdfreien Zeit, ein Einblick in die Abläufe der Tierwelt gegönnt, die Viele nicht einmal kennen, die sonst den Büchern, den Erzählungen einfach entnommen werden.

    Aber genau dieses und anderes Verhalten beobachten zu können, sensibilisiert. Lässt einen dieses unfassbare Netzwerk erahnen. Lässt erahnen, wie wichtig jedes einzelne Verhalten, jedes einzelnen Tieres, jeder einzelnen Pflanze für den Kreislauf ist.
    Dieser Kreislauf wird immer wieder gestört, durch Jagd (auch die Jagd der Fotografen schließe ich hier mit ein), durch Zerstörung wichtiger Lebensräume, durch Beschneidung der Lebensräume, durch bauliche Veränderungen, die einen Austausch/eine gleichmäßige Verteilung der Tier und Pflanzenwelt vereiteln, durch die Ignoranz, keine Besserung herbeizuführen, den wenigen Lebensraum zu fördern/zu erhalten/zu schützen, und das Alles lediglich mit wirtschaftlichen Hintergedanken.

    Ein wichtiger Faktor ist, dass sich Viele auch gar nicht mit dem was noch vorhanden ist, auseinandersetzen, es sehen und erleben dürfen., evtl. sogar nicht einmal Interesse an diesem tollen eigenständigen und sich selbst regulierenden Prozessen der unterschiedlichsten Arten/Pflanzen vorhanden ist.

    Der, der einfach lebt und nicht hinterfragt, wird einfach Glauben, was einem vorgesetzt wird.

    Dein Wort “Ressourcenraub” bringt es leider perfekt auf den Punkt. Wir Menschen nehmen uns einfach das Recht raus, diesen Ressourcenraub zu betreiben. Ob am Land, auf dem Wasser in der Luft, Tag ein Tag aus. Viel zu Wenige, erkennen die auf uns zukommende Gefahr durch diesen Raubbau. Wollen die Auswirkungen nicht wahrhaben, führen weiter fadenscheinige Argumente an.

    Auch die Aussage “Mutter Natur vertrauen” finde ich so zutreffend, denn genau dieser Meinung bin ich auch!!!!

    Danke für Deinen tollen Beitrag, den ich förmlich aufgesaugt habe.

  5. Danke von Herzen lieber Guido ❤️ Wieder einmal und wie immer etwas zeit- und leseverzögert, da ich nicht mal so eben drüberlesen mag, wenns grad mal reinpasst. Dies soll in keinster Weise eine Wiederholung einer höflichen Floskel sein. Für mich persönlich gibt es für jede Deiner Zeilen und den zugrunde liegenden Gedanken und Gefühlen, Deinem Erlebten und Erspürten immer und immer wieder den Grund, ehrfurchts- und hoffnungsvoll Danke zu sagen. Ich kann bei weitem nicht mit Deinem Wissen mithalten, nein, das muss ich auch nicht, ich lerne zu gern von Dir. Im Spüren trau ichs mir jedoch zu, und das auf Augenhöhe. Dies macht mich zu einer wissbegierigen Schülerin und zugleich zu einer im Herzen verbündeten Menschenseele, deren Herz für unsere Erde und all ihre Bewohner schlägt. Wundervoll tiefgehend Dein Bericht, von Gänsehaut bis zum Geruch der Tiere und des Waldes, unserer Natur, durfte ich alles in mich aufnehmen. Hab Herzensdank und meine Hochachtung dafür ❤️

  6. Wie immer, fokussiert, detailliert und einprägend untermalt mit wunderbaren Bildern! Auch ich bin ein grosser Freund des Königs der Wälder und komme ihnen oft nahe. Immer wieder sind es besondere Momente! Umso erschütternder ist es, dass so viele den Respekt vor der Natur und ihre Zusammenhänge verloren haben, sie nur als Mittel zum Zweck sehen! Dabei wären wir ohne sie nichts und könnten nicht überleben. Ohne Pflanzen und Tiere zum Beispiel keine Photosynthese. All das scheinen viele vergessen zu haben! Vielen Dank, Guido

  7. Andrea Luna Geitner

    Danke lieber Guido für diesen wieder großartigen, spannenden, lehrreichen und perfekt recherchierten Bericht. Dieses Erlebnis, welches du und Christiane Hoke hattet, ist wahrlich einzigartig. Deine Beschreibung so wunderbar und lebendig, dass ich das Gefühl hatte mit dabei zu sein. Für mich ist dieser Bericht wirklich äußerst lehrreich, da ich mich mit Schalenwild noch nicht wirklich, wenn dann nur am Rande, beschäftigt hab. Auch die Anhänge sind super gewählt und ebenfalls sehr lehrreich. Ich freue mich schon tierisch, wenn ich mal Hirschkühe am Waldrand oder auf Wiesen, manchmal auch mit einem Kalb, aus großer Entfernung äsen sehen kann (Leider kann ich nicht unterscheiden, ob es sich um Reh- oder Rotwild handelt). Dabei überkommt mich immer ein Gefühl von Ruhe und Frieden. Wobei mir schon bewusst ist, dass diese Tiere, aufgrund des übermäßigen Jagddrucks, nicht in Frieden leben dürfen.
    Die Rolle, welche Hirschkühe spielen (Hirschkühe, speziell die Leitkühe führen Kälber und Kühe, übernehmen Verantwortung und hüten das Wichtigste in der Natur, die Reproduktion, den Fortbestand) erinnert mich ein wenig an Elefanten. Auch dort sind es erfahrene Leitkühe, die Kälber und Kühe führen, beschützen und zusammenhalten, während Bullen in der Regel Einzelgänger sind.
    Es ist beschämend, wie wenig Wildbrücken es in Deutschland gibt, denn wie schon mehrfach bewiesen, werden diese so wichtigen Verbindungen gut genutzt. Dass dadurch der wichtige genetische Austausch fehlt, und bekannt ist, dass es längst schon durch Inzucht zu schweren Degenerationen kommt, halte ich für unverantwortlich. Aber einem Teil unserer Politiker ist es ja wichtiger, noch mehr Straßen zu bauen, denn dafür scheint reichlich Geld vorhanden zu sein.
    Und ich gebe dir völlig Recht, dass Jagd, Holzwirtschaft, Bergbau und Fischerei zwingend verändert werden müssen, insbesondere muss die angeblich notwendige Bestandsregulierung endlich aufhören. Jäger sind für mich mittlerweile ein rotes Tuch, es gibt leider nur vereinzelte darunter die unsere wunderbare Natur schätzen und bewahren. Ob Deutschland die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie einhalten wird, ist für mich sehr fraglich. Die EU hat gegen Deutschland erst im März 2024 wieder 4 Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, eines davon betrifft den “Schutz von Vögeln und deren Lebensräumen”. https://germany.representation.ec.europa.eu/news/vertragsverletzungsverfahren-entscheidungen-zu-deutschland-2024-03-13_de
    Abschließend noch etwas zum Schmunzeln: Als mein Sohn etwa 10 Jahre alt war, haben wir im Wildpark Poing (Nähe München) ein Schild gelesen “Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch”. Worauf ich von ihm zu hören bekam “das stimmt doch gar nicht Mutti, das hab ich in dem Film Bambi doch gesehen”……..
    Danke nochmal Guido für deine viele Mühe und Arbeit, die du dir immer wieder machst, viele Menschen aufklärst und damit zum Umdenken und Nachforschen bringst.

  8. Was ist das für ein unglaubliches Erlebnis, das ihr da hattet 🫶 Die ganze Atmosphäre kommt beim Lesen so sehr rüber … Wahnsinn! Dann noch die Fotos dazu, besser kann man so ein ergreifendes Naturerlebnis nicht rüberbringen. Vermutlich bleibt so ein fantastisches Erlebnis den meisten Menschen verwehrt.
    Ich bin inzwischen so sehr begeistert von diesen „adligen“ Tieren, um so mehr erschüttert es mich auch, dass man sie selbst sowie auch ihren Lebensraum so „zerstört“ bzw. so wenig schützt. Unabhängig ob er König oder sie Kaiserin 😉 der Wald wird inzwischen nicht von mehr ihnen „beherrscht“, sondern von der Jagd, im ewigen Nutzungskonflikt mit der Forstwirtschaft etc. Auch durch deine Aufklärung wird mir immer stärker bewusst, wie sehr diese Bereiche Jagd“wirtschaft“ (denn das ist sie auch, neben dem Hobby), Forstwirtschaft und Naturschutz oft in Konkurrenz zueinander stehen, sich fast ausschließen, hier auf Kosten dieser majestätischen Geschöpfe. Ich habe gelesen, dass es bundesweit ca. 140 amtlich festgelegte Rotwildgebiete gibt, sogenannte „Bewirtschaftungsbezirke”, in denen das Rotwild durch Wildfütterungen gehegt (hier verweise ich auf deinen letzten Beitrag) und jedes Jahr in bestimmter Stückzahl abgeschossen wird. Von der Größe her entsprechen diese Rotwildgebiete etwa einem Viertel (!!) ihres ursprünglichen Lebensraums (s. Donaukurier). Quasi regelrecht zusammengepfercht, manchmal wie in einer Sackgasse. An deinen Beiträgen schätze ich so sehr, dass du nicht nur Probleme benennst sondern gleichzeitig auch Lösungsansätze aufzeigst 👏 vielen Dank für diese so wichtige Informationen 🙏

  9. Glückwunsch zu diesem atemberaubenden Erlebnis und diesem majestätischen Foto. Wer das Gebiet einigermaßen kennt, weiß, daß es mit der richtigen Tarnung, etwas Geduld und einer gehörigen Portion möglich ist so nah an die Rothirsche heran zu kommen – die normalerweise eine extrem hohe Fluchtdistanz haben. Das A und O sind die Damen, die diese Gruppe begleiten. Kein Rascheln im hohen Farn und kein Ast auf den man tritt bleibt unbemerkt und schon gucken einen mehrere Augenpaare an und man steht mitten im Fokus. Solch große Ansammlungen von mehreren hundert Tieren sind alles andere als natürlich, aber mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Zerschneidung der Lebensräume durch den Menschen zu begründen. Große Waldgebiete wurden durch den Bau von Autobahnen zerteilt und die Zäune, die das Überqueren dieser verhindern, schränken das natürliche Verhalten der Tiere deutlich ein und wirken wie eine unüberwindbare Grenze. Die Lösung dafür wären Wildbrücken die solche Szenarien, wie Du sie geschrieben hast verhindern würden. Pläne für solche Querungshilfen gibt es genug, nur hapert es wie so oft in der Umsetzung solcher Projekte. Auch die Jägerschaft hat natürlich erkannt, daß es solche Ansammlungen gibt. Die hohe Anzahl von jagdlichen Einrichtungen und eigens dafür angelegten Schneisen und Freiflächen im Wald sprechen eine deutliche Sprache und man kann sich vorstellen was dort passiert. Etwas was mir immer wieder mal die Stimmung verdirbt wenn ich dort unterwegs bin, denn auch das wird ein Grund dafür sein, das die Fluchtdistanz dort so extrem hoch ist.

  10. Hallo Guido,
    wieder ein toller Beitrag, und ich glaube, das auch ich lange Zeit geglaubt habe das Reh ist die Frau des Hirsches. 😂😂

    Als Ergänzung zu Deinem Beitrag und zum Thema:
    Ich lebe in Baden-Württemberg, man weiß sehr dicht besiedelt und zusammen mit Bayern ein doch sehr perfides Jagdgesetz.
    In Baden-Württemberg ist dem dem Rotwild in nur 5 Gebieten erlaubt zu leben, Naturpark Süd- und Nordschwarzwald, ein kleiner Teil des Odenwaldes, im RotwildGEHEGE Schönbuch, und in Adelegg im Allgäu.
    Auszug aus der Verordnung von 1958 ( die ganze Verordnung –> https://www.wildtierportal-bw.de/de/filefly/api?action=stream&path=%2Fwildarten%2Fpdfs%2Frothirsch-wildtierbericht-2018.pdf)

    “Außerhalb der Rotwildgebiete ist das gesamte Rotwild
    mit Ausnahme der Kronenhirsche während der jagdzeit ab-
    zuschießen. Der Abschuß ist von den unteren Jagdbehörden
    durch eine allgemeine Abschußgenehmigung Im Abschuß-
    plan freizugeben.”

    Soviel zum Thema Wildbrücken und ziehen der Rothirsche, es wird in Baden-Württemberg zumindest untersagt. Es sind 4 isolierte Gebiete in denen es nicht möglich ist für die Hirsche sich auszutauschen, da helfen auch keine Wildbrücken, zumal im “Naturpark Schönbuch” das komplette Gehege eingezäunt ist.

    Liebe Grüße Katja

  11. oh man ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll…es ist der Wahnsinn was Du in die 16 Minuten an Informationen rein gepackt hast und was mich gleich wieder anregt über einige Sachen noch mehr erfahren zu wollen. Auch wenn ich mich hier mal wieder als unwissend oute, habe ich dennoch eine Frage. Werden die Wildtierbrücken wirklich genutzt? Ich hab mich noch nie mit diesem Thema beschäftigt, aber es interessiert mich sehr, ja und ansonsten bin ich in sovielen Dingen Deiner Meinung, nur dass Du sie super Kompetent vertreten kannst, dass ich Dich gerne zu unserem neuen Umwelt Minister ernennen möchte, vielleicht zusammen mit Peter Wohlleben. Dann wüsste ich dass alles noch gut werden kann mit unserer Natur und ihren Lebewesen. Danke für diesen tollen Beitrag.

  12. Es gibt ja in der Region einen Wildtierpark mit Rotwild und dort kann man sehen, dass das in solchen Gehegen ganz anders läuft, als in der freien Natur. Da verhält sich der Hirsch tatsächlich als Platzhirsch und hält sich mitten unter den Hirschkühen auf. Nähert sich ein Konkurrent, verlässt er die Kühe und zeigt dem Herausforderer, wer der Boss ist, kehrt dann zu den Hirschkühen zurück, die sich um ihn scharen. Und genau solche Beobachtungen in der Gefangenschaft dienen als Grundlage dafür, der breiten Masse das Verhalten des Wildes in freier Wildbahn zu erklären. Um so besser, dass du mit deiner Recherche darüber aufklärst, wie es tatsächlich in freier Natur abläuft. Die Menschen müssen einfach begreifen, dass das Verhalten von Gehegewild ganz anders ist, als das Verhalten der gleichen Art in freier Natur.

    Es ist wirklich unglaublich, was die Menschheit den Tieren antut. Sie werden vom Offenland in Wälder getrieben, dort werden die Bestände reguliert, damit sie nicht mit Verbissschäden an den Bäumen den Gewinn schmälern, und damit sie den Verkehr auf Autobahnen nicht gefährden, werden sie noch eingezäunt, leiden an durch Inzucht bedingten Fehlbildungen. Sicherlich sind die Autobahnen zu Zeiten entstanden, als es noch nicht so viel Verkehr gab und damals wird man auch noch nicht über Zusammenstöße mit Wild nachgedacht haben. Aber seit Jahrzehnten gibt es nun diese Erfahrungen mit Zäunen und ihren Nachteilen für die Art. Also hätte man schon längst mehr Wildtierbrücken errichten können, um den genetischen Austausch zu ermöglichen. Selbst die Jägerschaft hat das ja schon zum Thema gemacht, sicherlich aber unter anderen Prämissen. Man könnte Deutschland schon fast als Wildtierpark bezeichnen, weil das Rotwild kaum noch freie Flächen zur Verfügung hat.

    Die durch massive Baumfällungen entstandenen Lichtungen werden übrigens so schnell wie möglich im Rahmen der Waldverjüngung mit Bäumchen bepflanzt und eingezäunt, damit auch hier wieder sich das Wild nicht bedient. Dennoch gibt es quadratisch praktisch angelegte Lichtungen, in den Ecken die unvermeidlichen Schießbuden, am besten noch mit Leckstein an einem Pfosten in der Mitte der Lichtung. Alles unter dem Deckmantel des Naturschutzes. Genauso ist es erwünscht, wenn Naturschutzverbände mit Baggern Vertiefungen anlegen, die sich mit Regenwasser füllen, um Molche, Unken und Kröten wieder anzusiedeln. Kommt ein Hirsch daher, der sich suhlt und auf natürliche Art und Weise eine Vertiefung anlegt, wird das als negativ angesehen. Verrückte Welt. Was der Mensch in Sachen Naturschutz macht, wird prämiert und gefeiert. Was die Natur von sich aus viel sinniger macht, wird zerstört oder verhindert.

    Wenn du schreibst,wir müssen dringend die Jagd, die Holzwirtschaft, den Bergbau und die Fischerei ändern, den Ressourcenraub abschaffen, dann kann und darf das nicht nur auf Deutschland bezogen durchgesetzt werden: Es muss vielmehr eine weltweite Umsetzung stattfinden. Es kann nicht sein, dass hier Pelletheizungen und Kraftwerke gefördert werden, andererseits aber dann das Holz dafür aus anderen Staaten geholt wird. Das ist nur eine Verlagerung des Problems, während sich dann hier die Politik auf die Schulter klopft, hierzulande die Wälder wegen Klimawandel gerettet zu haben. Wird hier die Hobbyjagd verboten, wissen wir alle, was passiert. Auslandsjagdreisen werden noch mehr boomen. Dem muss rechtzeitig ein Riegel vorgeschoben werden.

    By the way: Tolle Fotos, die super zum Beitrag passen :).

  13. Dieses Erlebnis, von dem du mir schon oft berichtet hast, nun nochmal lesbar und ebenso fesselnd beschrieben, als wäre man selbst dabei gewesen. Wie gerne hätte ich es mit euch erlebt!
    Einzigartige Momente der Natur, durch die man bereichert wird, durch die man sie schätzen und lieben lernt.
    Doch nicht nur das, man beschäftigt sich mit dem Erlebten, den verschiedensten Tieren, eins kommt zum anderen.
    Umso unverständlicher ist es, dass die wahren Werte unberücksichtigt bleiben, eben allein menschliche Interessen wie der Profit aus Holz- und Landwirtschaft zählen.

    Für viele Menschen ist der Begriff “Biodiversität” kein Grund etwas am eigenen Verhalten zu ändern…Sie assoziieren damit einfach nichts, können sich die komplexen Vorgänge nicht vorstellen. Vielmehr sollte klar werden, dass dieser Begriff so etwas wie Trinkwasser, Luft zum Atmen,…bedeutet, oder schlicht und einfach Lebensqualität, nach der jede*r strebt.
    Dann würden viele ihre Einstellung zu gewissen Dingen hinterfragen.

    Wildtierbrücken, Wandermöglichkeiten für Wildtiere zu schaffen wären ein wichtiger Schritt, hin zu dieser Lebensqualität.
    Gerade die Hirsche (Kühe und Stiere 😉), sind wahre Garanten dafür, blühende, artenreiche Landschaften entstehen zu lassen und selbstverständlich ist auch der genetische Austausch überlebenswichtig.
    Doch selbst wenn sie die Möglichkeit der Wanderung hätten, wäre in vielen Gebieten Deutschlands nichts gewonnen.
    Sie bekommen vom Menschen schließlich nur das Recht zugesprochen, sich in sogenannten Rotwildbezirken aufzuhalten. Überall sonst, werden sie gnadenlos bejagt. In Baden-Württemberg haben sie beispielsweise nur auf 4% der Landesfläche eine Daseinsberechtigung, in Bayern schreibt das dortige Jagdgesetzt vor, Bereiche außerhalb der Bezirke “rotwildfrei zu machen und zu halten”.
    Unbelehrbar, aus Eigeninteresse, ewig gestern.

    Vielen Dank, mein Freund, für die fantastischen Aufnahmen und deinen abermals informativen Beitrag auf dem Weg in eine lebenswertere Zukunft🐺🫱🏻‍🫲🏽

  14. Lieber Guido,
    mir lief es beim Zuhören kalt den Rücken runter. Zudem ich die Brunft schon Mehrmals in Schottland aus ebenso nächster Nähe beobachten und erleben durfte.
    An meinem Heimatort gibt es ein Tal auf rund 1200MüM, wo man die Brunft aus hundert Metern, ohne das es die Hirsche stört, beobachten kann. Du kennst es… 😉 Dies in einer Wildruhezone, also einem jagdfreien Gebiet. Man merkt den Unterschied…Obwohl 150 Leute auf der Strasse stehen und dem Treiben zusehen, stört es das Rotwild 100m weiter oben in den Hängen nicht wirklich. Zudem ist während der Brunft ein Weggebot (kein Verlassen der Wege) für alle Menschen, nur sehr wenige Wege dürfen begangen werden und Hunde müssen angeleint bleiben. Das Rotwild weiss auch bis auf 10m genau, wo das Gebiet aufhört und der Tod durch Jäger beginnt.
    Die Strassen und Schienen bilden für viele wildlebende Tiere unüberwindbare Barrieren. In der Schweiz existieren 304 Wildtierkorridore. Sie verbinden unsere stark segmentierten Ökosysteme oder geeignete Lebensräume und sind für Wildtiere lebensnotwendig. Eigentlich eine gute Sache! Aber leider sind davon 47 Korridore (16 %) weitgehend unterbrochen und können von Wildtieren nicht mehr benutzt werden. Über die Hälfte (171 Korridore, 56 %) sind nennenswert bis stark beeinträchtigt und leider kann nur weniger als ein Drittel (86 Korridore, 28 %) als intakt betrachet werden. Das Instand halten der Übergänge ist immer wieder ein Kampf zwischen Naturschutzorganisationen und dem Staat. Den das kostet Geld. Die Jagdreviere bei uns im Kt. Solothurn, haben gar ein Interesse die Übergänge nicht Instand zu halten. So wird das Rotwild eingesperrt zwischen zwei Autobahnen und man kann dann endlich wieder mal Rothirsche schiessen. Die waren ja lange weg, Hirsche wurden in der Schweiz bereits 2 mal ausgerottet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wanderten sie aber wieder ein. Lange Zeit lebte das Rotwild bei uns ausschliesslich in den Alpen, an Orten wie oben beschrieben. Dies änderte sich erst ab dem Jahr 2002, als sie im Mittelland wieder ansässig wurden.
    Unterdessen leben im zentralen Mittelland (in den Kantonen Solothurn, Bern und Aargau) wieder „mehrere Dutzend“ Rothirsche. Man trifft an meinem Wohnort eher auf einen Luchs, als auf einen Hirsch. Und Luchse sind selten…
    Trotzdem, sind wir da viel weiter als manches Nachbarland.
    Danke für deinen sehr Interessanten Beitrag!
    Viele Grüsse aus der Schweiz 🇨🇭🙋🏻‍♂️🦌

  15. Das ist definitiv ein in dieser Intensität einmaliges, nachhaltig beeindruckendes und unvergessenes Erlebnis. Unbemerkt, mitten im Geschehen. Sämtliche Emotionen aus der Situation sind beim Gedanken daran noch immer sofort abrufbar. Und Dein Text ist voller Respekt für diese Tiere, die getötet werden, weil sie einen forstwirtschaftlichen Schaden verursachen – der nicht selten eben durch die Jagd verursacht wird. Viel zu viele Tiere, damit auch etwas zum Abschuss da ist. Was für enorme Fütterungsstellen haben wir dort gesehen – im Herbst. Alleine die Zahl der Wildtierbrücken im Vergleich zu einem Nachbarland, ist erschreckend. Wir können uns im Großen nicht für Tier- und Naturschutz rühmen. Noch immer sind wir auf Kosten der Natur – unserer Lebensgrundlage – zu traditionell und ertragsbringend ausgerichtet. Die Zeit des “aus dem vollen Schöpfen” ist aber längst vorbei. Und wie du immer wieder aufzeigst, gibt es dazu Zahlen und Belege. Beiträge wie Deine tragen zu einer notwendigen Veränderung bei. Einfach danke dafür. Und noch zwei Worte zu den Bildern: tooooootal schön 😍

  16. Hey Guido. Boar was für ein sehr sehr cooler, schöner informationsreicher Beitrag! ich hab mir deine Audiovision dazu angehört. Ich bekam Gänsehaut als du die Situation beschrieben hast das ein röhrender Hirsch 8m neben euch lang lief. WOW! Interessant ist auch das der Begriff “Rotwild” zur Jagdsprache gehört und das die Hirschkuh auch “Die Kaiserin des Waldes” genannt wird. WOW.❤️❤️❤️ das wirft mir sofort einen anderen Blick auf dieses Tier und ich fühle unbeschreibliche Bestaunlichkeit in mir. Danke für deinen schönen informationsreichen Beitrag!🙏🏼🙏🏼

    ganz Liebe Grüße.🙋🏼‍♀️ Nancy

  17. Lieber Guido, danke für wieder einmal einen so lehrreichen Bericht. Es ist erstaunlich, wie wenig der Mensch versteht wenn es um die Tiere und unsere Natur geht. Ich frage mich oft warum essen Menschen so viel Fleisch? Oder warum müssen immer mehr Autobahnen ( möglichst mindestens 3 Spurig ) gebaut werden? Warum wird auch dadurch unseren Tieren soviel genommen? Kommen wir nicht schnell genug von A nach B ? Ich kann mich noch erinnern als ich Kind war ,wie oft ich mit meinem Opa im Wald unterwegs war. Wir haben immer Tiere gesehen, es gab noch den mächtigen Hirsch zu bewundern ( für mich damals eins der schönsten Erlebnisse überhaupt) heute bin ich schon glücklich wenn ich eine Ricke mit Kitz treffe. Ich frage mich wird das Wild nicht durch diese Jäger vergrämt , zieht es in das Nachbar Revier und wird dort erschossen. Ich darf gar nicht daran denken wenn jetzt im Herbst überall wieder die Jagd beginnt, man kann sich dafür einfach nur schämen das sogenannte Menschen in der heutigen Zeit wo es alles gibt immer noch mit so einer Inbrunst tun. Ich hoffe so sehr das dem ganzen ein Ende gesetzt wird und unsere Tiere in Frieden leben dürfen. Guido, ganz lieben Dank noch einmal für Deine immer so tolle Erklärung, Deine Recherchen, Deine viele Arbeit und Aufklärung. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten. 🫶🙏💯 Man lernt einfach so viel.

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