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Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Biologielehrerin Michaela Sauthoff-Kaiser, (Instagram auch @michaela_sauthoff_kaiser ). Vielen lieben Dank für die fantastische Zusammenarbeit liebe Michaela!
Prädatoren und Kulturlandschaft
Deutschland besteht in weiten Teilen aus der vielzitierten Kulturlandschaft, also aus einer vom Menschen geprägten Landschaftsform. Eine 2019 veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass nur noch 5 % der Landmasse der Welt von menschlichen Aktivitäten nahezu unberührt sind. Über 95 % der Erdoberfläche sind heute menschlich geprägt; damit zu behaupten, es gäbe daher keine Naturlandschaft, wäre also schlicht falsch.

„Dicht besiedelt“ ist auch oft in Verbindung mit „Kulturlandschaft“ zu lesen. Aber nur 14,6 % der Gesamtfläche Deutschlands entfallen auf Städte, während fast die Hälfte (50,3 %) Agrarflächen sind. Ganze 29,9 % sind Wälder, bzw. Holzplantagen und 2,3 % entfallen auf Gewässer.
Die Naturschutzgebiete und Nationalparks in Deutschland, einschließlich der marinen Gebiete, umfassen über 37.000 km², was etwa 10,35 % der Bundesrepublik ausmacht. Wir haben also in unserer „jagdlich geprägten Kulturlandschaft“ durchaus noch die Chance auf eine echte und wichtige Naturlandschaft. Mit Grünbrücken oder Tunnelsystemen für den Wildaustausch und ein paar mehr echten Naturschutzgebieten (also ohne Jagd und Forstwirtschaft), ließen sich die Flächen dann wunderbar verbinden und so auch der wichtige genetische Austausch fördern. Doch stattdessen werden Saumbiotope, die wichtige Wanderkorridore darstellen, zerstört, und dafür ganzjährig ohne Schonzeit unter dem Siegel des Naturschutzes Prädatoren gejagt.

Die Hobbyjagd bejagt alle Prädatoren, also Fleischfresser, und sieht sich selbst heute als „Prädator“, als Regulator der Wildtiere. Dies wird in der Argumentation derjenigen, die dies vertreten, als notwendig in der Kulturlandschaft begründet, ob legal oder illegal, sei an dieser Stelle unberücksichtigt. Ob Adler, Uhu, Seehund, Fuchs, Luchs oder Wolf, Fleischfresser werden bejagt, da sie als Konkurrenten der Jagd gelten. Die Argumentationskette beginnt meist mit „in einer Kulturlandschaft“ und endet oft mit „müssen Wildtierbestände reguliert werden“. Wildtierbestände regulieren sich aber von allein; siehe auch https://naturdigital.online/jagd-oder-naturschutz/ und Anlagen!
Völlig unberücksichtigt ist jedoch die Tatsache, dass der Mensch, hier vertreten durch die Jägerschaft, sich seit Jahrzehnten eine Aufgabe anmaßt, die er überhaupt nicht erfüllen kann. Gemeint ist nicht die Bestandsregulierung, sondern gemeint ist die viel wichtigere natürliche Selektion! Die Natur hat Prädatoren nicht zur Bestandsregulierung erschaffen, sondern einzig zum Erhalt der genetischen Fitness von Lebewesen, die sich durch natürliche Selektion an ihre Umwelt anpassen – das ist Evolution! Nur so funktioniert die vernünftige, echte, sinnvolle und überlebenswichtige Anpassung seit Jahrmillionen.
Die Evolution ist ein fortlaufender, lebenserhaltender, überlebenswichtiger Prozess, der selbstverständlich auch heute noch stattfindet und stattfinden muss. Sie ist die beste wissenschaftliche Erklärung für die Vielfalt des Lebens auf Erden. Nur über die Evolution ist die Natur in der Lage sich anzupassen. In der heutigen Jagd findet das wichtige Thema aber überhaupt keine Berücksichtigung! Gerade dieser Punkt aber ist ein überlebenswichtiger Faktor gerade in den heutigen Zeiten des Klimawandels.
Einhergehend mit einer Veränderung der klimatischen Bedingungen wird ein hoher Selektionsdruck ausgeübt. Dieser entsteht durch die Veränderung der Lebensräume in einem so nie dagewesenen Tempo. Die unterschiedlichen Populationen müssen sich an diese Veränderungen anpassen, um überleben zu können. Aber auch das Aussterben von Arten ist mit Evolution verbunden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass Arten ihren Lebensraum verlassen und einen anderen besetzen. (Migration) Dies zieht im Folgenden Veränderungen der Ökosysteme und der genetischen Vielfalt nach sich. Breit angelegte Studien aus Europa legen die Vermutung nahe, dass der Klimawandel zu einem starken Verlust genetischer Diversität führen wird, nämlich dann, wenn eine Anpassung nicht schnell genug erfolgt, bzw. erfolgen kann.
Ist die Wildtierpopulation bereits durch andere Faktoren wie zum Beispiel durch Übernutzung (Jagd) geschwächt, ist sie anfälliger für den Verlust dieser genetischen Vielfalt, mit der Folge, dass langfristig die Anpassungsfähigkeit beeinträchtigt und so das Überleben der Arten gefährdet ist. (Siehe Anlage)

Betrachtet man nun den Selektionsdruck, also den Druck der Umwelt auf die gesamte Welt der Wildtiere bezüglich des Klimawandels und addiert den immensen Druck, den die Hobbyjagd ausübt, noch dazu, nimmt die Jagd in der heutigen Ausführung katastrophalen Einfluss auf die evolutionäre Entwicklung von Wildtierpopulationen. Die natürliche Anpassung wird durch die unnatürliche Selektion mindestens stark verändert, wenn in Teilbereichen nicht sogar verhindert. Die extreme heutige Art der Bejagung führt nicht nur zu Verhaltensänderungen bei betroffenen Wildtieren, sondern auch zu einer Veränderung der Reproduktionsrate und der genetischen Zusammensetzung. Werden z.B. vor allem starke Tiere (der Trophäen wegen) oder erfolgreiche Elterntiere (z.B. bei Prädatoren) bejagt, kann dies zu einer geringeren genetischen Vielfalt bezüglich bestimmter wichtiger Merkmale führen, die für den Anpassungsprozess an unsere heutigen Veränderungen wesentlich sind. Siehe auch Anlagen Geo- Magazin
Zudem sollte ein weiterer Evolutionsfaktor nicht außer Acht gelassen werden, die Isolation. Über sehr lange Zeiträume hinweg kann diese bei ausreichend großer Population zur Bildung neuer Arten führen. Kurzfristig jedoch kann Inzucht die Folge sein, die, wie am Beispiel der Rothirsche in Süddeutschland, zu schweren Degenerationen führt (Anlage). Nicht nur die Zerschneidung unserer Landschaft bewirkt derartige Phänomene, sondern es können sich auch in Gebieten, wo stark oder immer wieder zu gewissen Zeiten gejagt wird, Gruppen voneinander trennen, sodass selbst ein genetischer Austausch über wandernde Einzeltiere nicht mehr stattfindet.
Die Jägerschaft erwähnt nicht einmal diesen überaus wichtigen Umstand und geht überhaupt nicht auf die Evolution bzw. die entsprechende wichtige Selektion ein. Sie würde sich damit auch infrage stellen, sie ist schlichtweg nicht dazu in der Lage. Die Jagd, insbesondere der Hobbyjagdanteil selektiert genau andersherum, entnimmt (also tötet) in vielen Fällen den genetisch für die Natur, für die Evolution so wichtigen, starken Genpool. Die Bedürfnisbefriedigung der Hobbyjägerschaft ist selbiger wichtiger.

Nochmals sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Jagd, also die Entnahme auf dem Niveau eines natürlichen Prädators, durchaus möglich ist und so ja auch Jahrtausende stattfand. Die Jagd heute jedoch, vorwiegend der Anteil der Hobbyjagd, führt der Natur schwere Schäden zu. Nicht nur das die Populationsdynamik angeheizt wird und immer mehr Wildtiere geboren werden, sondern diese auch einen massiven Eingriff in die Evolution darstellt, da die Selektion durch die menschliche Jagd genau andersherum abläuft. Bei der Trophäenjagd wird nur das stärkste Individuum aus dem Genpool geschossen (Suchmaschine „Hegeschau“). Sich zurückziehende kranke, alte, verletzte Wildtiere werden von natürlichen Prädatoren gefunden und ausselektiert, vom Jäger schon aus Desinteresse nicht. Die Jagd heute hat seit Jahrzehnten einen viel zu großen negativen, gar schädlichen Einfluss auf die Natur und damit auf unsere Umwelt.
Der Mensch ist kein Prädator im biologisch nützlichen Sinne. Die wichtigste Aufgabe nimmt er also nicht im Sinne der Natur wahr. Prädatoren wegschießen und die wichtige Aufgabe der Selektion für eine natürliche überlebenswichtige Evolution zu übernehmen funktioniert daher nicht !!! Die Jagd findet zur Legitimation der „Raubwildbekämpfung“, wie sie es bis vor 20 Jahren nannte, zu jedem Prädator einen Grund, mit dem sie das Volk beunruhigt, um die Tötung zu legitimieren. Beim Fuchs sind es angebliche Krankheitsübertragungen, der Otter frisst den Fisch weg genau wie der Seehund, beim Wolf ist es der Nutztierhalter der ihn medial zu seinen Lasten diskreditiert.
Ziel ist immer die Legitimation der Bejagung, oder mindestens die Aufnahme ins Jagdrecht. Prädatoren müssen aus jagdlicher Überzeugung weg, passen nicht in eine Kulturlandschaft, so dass leider zu wenig hinterfragte Hilfsargument zur Tötung. Tatsächlich aber sind nur Prädatoren in der Lage fantastisch präzise und im Sinne der Natur mit allen ihren zukünftigen Veränderungen sinnvoll zu selektieren, um so eine Evolution zu unterstützen, die auch zukünftig den Wildtieren das Überleben ermöglicht.
Anlagen/Quellen:
Wölfe in Niedersachen.
https://www.youtube.com/embed/FVQvg9qR2qg?si=a4iW79SCOQ2-vf-n
Nur 3% der Eroberfläche sind nicht menschlich geprägt
https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/nur-drei-prozent-der-landflaeche-sind-unberuehrt/
Geo-Magazin zur genetischen Vielfalt
https://www.geo.de/natur/wilderei–wie-jagd-die-evolution-beeinflusst-und-arten-formt-33565000.html
Klage Herabstufung Wolf, Bejagung auch hier das Ziel:
https://www.wildtierschutz-deutschland.de/single-post/klagen-herabsetzung-schutzstatus-wol
Rotwild Degenerationen:
Verlust genetischer Vielfalt:
https://www.artensterben.de/verlust-genetischer-vielfalt-artensterben/
Damaliger oben genannter Beitrag
Lieber Guido, vielen Dank für deinen – wie immer – grossartigen Artikel. Dein Einsatz, deine Recherchen großartig und so wichtig. Ebenso geht mein Dank an Frau SAUTHOFF-KAISER für ihren Einsatz und Input. Weiterhin wünsche ich viel Energie und Nerv zum Weitermachen!
Liebe Grüße aus Augsburg
Bettina
Fantastischer Beitrag. Ob der Homo sapiens als Prädator gelten kann würde ich mit einem klarem ja beantworten würde aber unterscheiden:
Die frühe Jagd mit primitiven bis gar keinen Waffen (natürliche Selektion) und die moderne Jagd mit Waffen und ähnlichen technischen Hilfsmitteln („anthropogene Selektion“):
Beide Jagdarten unterscheiden sich wesentlich in ihrer Wirkung auf die Evolution.
Bei der natürlichen Jagd war das Augenmerk zwangsläufig auf kranke, schwache und junge, unerfahrene Tiere gerichtet.
Bei der anthropogenen Jagd erfolgt gerade keine natûrliche Jagd, weil Jäger gezielt die größten, stärksten oder seltensten Tiere jagen – ob als Trophäe oder aus wirtschaftlichen Gründen. Die Folgen: „Reversed Selection“: Es bleiben oft die Schwächeren übrig, was langfristig zur Verarmung des Genpools führen kann. So
haben einige Elefantenpopulationen in Afrika heute häufiger Stoßzahnlosigkeit.
Weitere Beispiele sind die Hochseefischerei. So haben unter anderem Dorsche schon an Größe enorm verloren um nicht mehr so oft in den Netzen zu enden.
Lieber Guido ,liebe Frau Sauthoff- Kaiser .
Vielen Dank für diesen aktuellen und informativen Beitrag.Hochinterssant dargestellt finde ich den Zusammenhang zwischen Jagd und Evolution.
Leider agieren die Hobbyjäger nur nach dem Motto “ Quantität statt Qualität“. Das ist einerseits ethisch unverzeihlich, doch aus Sicht der Jäger ganz logisch. Wildfleisch läßt sich auch vom mickrigen „Stück “ (😢) gut und teuer verkaufen und eine Trophäe springt schon noch raus. Hier auf Freiwilligkeit zu setzen ,ist wohl ein Traum. Da helfen nur neue Jagdgesetze und diese sind wohl gerade mit der neuen Regierung im Staate und den Bundesländern – siehe BB !!!! ,nicht machbar.
Lieber Guido/ Michaela.
Tausend Dank für diesen wertvollen Beitrag.
Man kann gar nicht genug Danke sagen für die Aufklärung, die Recherche die viele Arbeit. Das macht ihr für uns und alles was nach uns kommt damit die Welt wieder zu leben beginnt. Ich gebe Euer Wissen immer gerne weiter an die Kids hier bei mir und auch aus Bayern.
Die Jagd muss verboten werden, ich habe auch das Gefühl das alles was damit zusammen hängt einfach nur noch Profit ist und die Lust am töten. Es regt mich immer wieder auf wenn ich diese jungen Menschen sehe die zur Jagd gehen und man sie fragt warum sie das tun und die Antwort ein keine Ahnung ist . Wir brauchen all diese Prädatoren die geschossen werden auch für eine natürliche Auslese in der Natur. Was will man denn mit diesen Trophäen? Der Umwelt noch mehr schaden als eh schon ? Ein gesunder Bestand an Wild wird bestimmt nicht dadurch erreicht in dem man die Tiere entnimmt . Ich denke diese Menschen hatten nie im Leben Biologie oder haben geschlafen.
Der Wolf eines der wichtigsten Predatoren , den würden sie doch am liebsten wieder ausrotten weil sie ihn als Konkurrenz sehen. Daran merkt man doch schon wie armselig die Jägerschaft handelt . Alles was Konkurrenz bedeutet muss ins Jagdrecht so denken die Jäger. Bison und Elch sollten wieder heimisch werden, dass wäre klasse.
Ich sage DANKE an Euch Guido und Michaela.
Lieber Guido ich muss noch etwas loswerden, ich glaube es wäre richtig klasse wenn du vielleicht wenn es deine Zeit erlaubt an Schulen deine Beiträge weiter geben würdest damit würdest du bestimmt die Kinder/ Jugendlichen erreichen also die Zukunft.
Wie unsinnig und welche gravierenden negativen Folgen die Prädatorenjagd hat, wird gerade aktuell am Dümmer bewiesen, ein großes Vogelschutzgebiet/FFH-Gebiet 065. Durch massive Prädatorenjagd haben sich Gänse explosionsartig vermehrt, die immense Schäden an den Schilfbeständen verursachen. Sie fressen sie runter und nehmen damit den eigentlich geschützten Vogelarten das für sie für die Brut wichtige Schilf als Deckung weg. Also haben das NLWKN und der Naturschutzring Dümmer entschieden, die Gänse durch Berufsjäger dezimieren zu lassen. Auch wenn zu der Zeit gerade Brut- und Setzzeit war/noch ist, sollen von der „Entnahme“ Paare mit Nachwuchs nicht betroffen sein. Wenn man bedenkt, dass die Zahl der Gänse von 6000-7000 auf ca. 200-500 reduziert werden soll, wirkt die Aussage ziemlich unglaubhaft. Wir wissen ja von einigen, die in der Nähe des Schutzgebietes wohnen, wie massiv Prädatoren dort bejagt werden. Hätte man sie gelassen, hätte man das Problem mit den Gänsen gar nicht. Wie jeder weiß, brüten Gänse ganz offen ohne nennenswerten Schutz. Sie brauchen kein Gebüsch. Die Nester wären leicht erreichbar und zu plündern. Übrigens hat man es anfangs noch versucht, die Eier zu entnehmen bzw. anzupieken. Was für eine herausfordernde Aufgabe für die Jäger…., die die Prädatoren doch mit Leichtigkeit kostenlos übernehmen würden.
Im öffentlich lesbaren Jagdforum Parey konnte man dazu noch erfahren, dass auch Mäusebussarde in dem Gebiet reduziert werden sollen. Zum Schutz der Bodenbrüter….Kommt vielleicht noch irgendwann die Rohrweihe dran, die selbst im Schutz des Schilfes brütet? Und was ist eigentlich mit den Tausenden von Möwen am Dümmer, die sich idealerweise ohne Feinde ebenfalls explosionsartig vermehren und Nester anderer Arten plündern?
Für kleinere Schutzgebiete wird gern der rückläufige Bestand der Uferschnepfe, aber auch anderer Arten als Grund für die Prädatorenjagd herangezogen. Es geht dabei um die Arten, die als Habitat Feuchtwiesen benötigen. Sogar deren Schnäbel sind passend gestaltet, damit sie in den Feuchtwiesen nach Nahrung im Boden stochern können. Fallen diese Wiesen trocken durch steigende Temperaturen und weniger Niederschläge, finden diese Arten aufgrund der langen, gebogenen Schnäbel keine Nahrung mehr. Also weichen sie für das Brutgeschäft immer weiter Richtung Norden aus. Sogar auf Island nehmen die Bestände zu, bei uns aber ab. Dennoch werden Füchse übelst bejagt, obwohl ihnen die Verantwortung für den Rückgang nicht unter die Pfoten geschoben werden kann.
Daher bitte unbedingt weiter aufklären mit solchen Beiträgen wie dieser hier. Schöne Fotos übrigens 😃.
vollkommen richtig. Habe hierzu am 8
7.6. unter Guidos Beitrag „Bienenfresser in Jagdgesetzt“ auch schon kommentiert. Wenn mehrere Häuptlinge zusammen mit einem Jâger den Ton angeben, kann nichts vernünftiges herauskommen. ich kann mir nicht vorstellen dass alle „Indianer“ im Naturschutzring diesen „Frevel“ für gut heißen.
Die heutige private Hobby-Jagd, ist schon, wie seit ihrer Gründung 1848 und ihrer Festschreibung im Reichsjagdgesetz von 1934, nur eine reine Nutzung der Wildtierarten und das dann nur nach den Vorstellungen der einzelnen Revierpächter. Die heutige Hobby-Jagd hat daher mit dem Natur- und dem Tierschutz nur sehr wenig zu tun.
Die vielgepriesene Hege bedeutet in der Praxis nur die Erhöhung der Bestände, der für die Revierpächter, interessanten jagdbaren Arten. Um das zu erreichen wird gezielt die intensive Tötung der Beutekonkurrenten betrieben. Seit Beginn der Hobby-Jagd wurde nach dem Motto, „Alles was spitze Zähne und scharfe Krallen hat, muss kurzgehalten werden“, also möglichst gegen Null in einem Revier gebracht werden.
Das Problem ist das Reviersystem, daß diese Faunenverfälschung durch Hobby-Jäger erst möglich macht und unterstützt. Die Politik hält an diesem System fest, weil sie Angst hat, daß für sie Kosten entstehen könnten und duldet daher dieses falsche Jagdsystem und unterstützt es sogar noch. Es ist in der Jagdscene leider sehr viel Geld im Spiel und daher sind Veränderungen im Sinne des Natur- und Tierschutzes bisher kaum durchzusetzen. Beim Bundesjägertag in Bonn hat man wieder deutlich gesehen, was den Hobby-Jägern wichtig ist und wie sie mit der Politik zusammen ihr schädliches Verhalten weiter perfektionieren. Kritiker sehen sie als „Zerstörer“, die sie aber mit ihrem „Flakschiff“ erfolgreich bekämpfen werden, so ihre militärische Kampfansage an alle Menschen, die mit ihrem Handeln nicht einverstanden sind.
Lieber Guido, vielen Dank für deinen sehr aussagekräftigen Beitrag.
Hallo Guido,
und wieder einmal mehr hast Du es, dieses mal in Zusammenarbeit und den erneuten Zusammentragen von Fakten sowie einer intensiven Recherchearbeit geschafft, einen unfassbar wichtigen und aufklärenden Text zu verfassen.
Du kennst mich ich bin immer ehrlich – ich finde es schade, dass wieder von Hobbyjägern gesprochen wird, weil ich ja den Konflikt in mir trage, was ist denn ein Hobbyjäger? Was wäre dann im Gegensatz also ein Berufsjäger? (nur eine kleine Randbemerkung meinerseits)
Ebenso werden ja nicht nur die Fleischfresser radikal bejagt/getötet und das mit fadenscheinigen Begründungen, sondern auch die Pflanzenfresser, wie z.B. Rehwild, Kormorane, Fasane, Gänse, Hasen, Insekten usw.. Warum?
Weil es Menschen da draußen gibt, die der Meinung sind wir hätten mehr Anspruch auf „Räume“. nur wir Menschen dürfen die Räume nutzen, verdrecken, ausbeuten und unwiderruflich zerstören.
Von welchen Räumen sprechen wir?? Von Räumen wo Freizeitaktivitäten statt finden, von wirtschaftlich genutzten Räumen. Von Räumen die also nicht dazu beitragen, dass wir unsere Art /den Mensch erhalten. Nicht wir sind diejenigen, die Schwierigkeiten damit haben, unsere Art zu erhalten, nicht wir in Europa haben Mangel an Nahrung und selten mit Wasserknappheit zu kämpfen, nicht wir haben keinen Platz zum Leben und haben keine Rückzugsorte. Und doch stellen wir uns über die Wehrlosen.
Tiere/Pflanzen die einen Raum zum Leben zum Überleben benötigen, um eben einen Bestand zu erhalten, um die Art zu erhalten, werden als Störung empfunden. Tiere und Pflanzen sind unsere Lebensgrundlage und doch wird genau auf diese Lebensgrundlage, negativ Einfluss genommen. Dass die Umwelteinflüsse nicht schon schlimm genug sind und zur Ausrottung von vielen Arten beitragen mal ganz zu schweigen. In einem Ausmaß, welches mich immer wieder erschüttert.
Zusätzlich beschneiden die „Natur“ dringen unwiderruflich in Bereiche vor, von denen wir Menschen Respekt haben sollten, stellen uns über Alles. Dabei brauchen wir genau das Alles, um überhaupt zu existieren. Da es aber immer die Marionetten, mit fadenscheinigen Begründungen geben wird, Marionetten, die funktionieren müssen, um wirtschaftlich genutzte Flächen, weiter profitabel zu machen (und wehe sie tun es nicht wie im vorgeschriebenen Ausmaß auf Widerstand stoßen) da es immer wieder kranke Köpfe geben wird, die aus reiner Lust und aus Sammelleidenschaft töten, wird das was im Argen liegt noch schlimmer gemacht und eventuell auch nicht mehr reparabel für immer zerstört. Wir sehen derzeit nur die Spitze des Eisberges – denn die Auswirkungen werden in den folgenden Jahren erst zur dramatischen Realität.
Es wird einfach nicht darauf vertraut, dass Leben sich selbst reguliert, dass eine Selektion statt findet, die schlussendlich auch uns am Leben erhalten lässt. Auch bei einer natürlichen Selektion ob in der Pflanzen ,- oder Tierwelt, werden so einige Arten aussterben – aber nicht in dem willkürlichen Ausmaß, wie der Mensch gerade negativen Einfluss nimmt.
Insofern finde ich Deine Aussage
„Tatsächlich aber sind nur Prädatoren in der Lage fantastisch präzise und im Sinne der Natur mit allen ihren zukünftigen Veränderungen sinnvoll zu selektieren, um so eine Evolution zu unterstützen“ so was von auf den Punkt gebracht!!!!!
Möge Dein Beitrag ganz viele Menschen erreichen und zum nachdenken anregen. Möge die Anzahl der Menschen , die Aufklären, die Kämpfen, die sich stark machen und im eigenen Umfeld einfach achtsamer sind und so positiv im kleinen sowie großen Rahmen Einfluss nehmen stetig wachsen.
Ganz liebe Grüße an Dich (mein Held der Aufklärung, die Stimme, derer die nicht sprechen können)
Lieber Guido,
ich habe zu danken, für die Chance, mit dir zusammenarbeiten zu dürfen und für das in mich gesetzte Vertrauen. Inhaltlich spare ich mir heute einen Kommentar aufgrund meines Mitwirkens, doch möchte ich einige Worte an dich richten.
Ich war mir anfangs nicht sicher, ob es möglich ist die Themanbereiche Jagd und Evolution schlüssig miteinander zu verbinden. umso spannender war der Entstehungsprozess. Jeder Zeit gerne wieder und wie immer verneige ich mich vor dir als Mensch, der es nicht nur meisterlich beherrscht zu recherchieren, sondern komplexe Themen ansprechend, interessant und verständlich auszuarbeiten, und das in einer beispiellos strukturierten Art und Weise, mit absolutem Teamgeist und für die Sache! Ich denke, daraus ist wieder einmal etwas Großartiges entstanden, sachlich und dennoch spannend und zum Nachdenken anregend.
Herzlichen Dank,
Michaela