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Nachtjagd – Feuer frei 24/7
Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Marc Hilski (Instagram @halb.idiot)
Der Kampf ums Überleben, am Tag und in der Nacht, zu jeder Jahreszeit, jetzt sogar 24/7. Tatsächlich bedeutet die Jagd für Wildtiere heute ein Leben im Dauerstress. Die dadurch, sich verändernden Verhaltensweisen der Wildtiere, haben weitreichende ökologische Folgen, auch für die Wälder, die Natur allgemein, damit der Basis unseres Daseins.
In diesem Beitrag geht es uns nicht um Pro oder Contra Jagd, und wir möchten nicht von unserer persönlichen Meinung schreiben. Das gesamte Thema ist zudem kein Schwarz-Weiß-Thema, denn es ist viel zu komplex. Wir (Co-Produktion) möchten lediglich informieren, damit aufklären, basierend auf wissenschaftlichen Daten und Fakten, über die noch wenig bekannte und erforschte Thematik der Nachtsichtjagd.
Es gibt durchaus den Aspekt der Jagd, der die Jagd biologisch ermöglicht. Die „Entnahme“, von Schalenwild, zum Beispiel, auf einem deutlich niedrigeren Niveau als derzeit und mit einer naturidentischen Entnahme, bzw. Selektion. Am Beispiel des schweizerischen, als jagdfrei geltenden Kanton Genf, ist dies sehr gut ersichtlich. (Beitrag zuvor, oder Anlage unten) Hier wird eine geringe Kopfzahl an Schwarzwild professionell und im Volkswillen entnommen, und zwar um die Anzahl der Tiere, die durch Bewegungsjagden aus Frankreich in die Schweiz zusätzlich gedrückt werden, den unnatürlichen Zusatzbestand bringen. Ob es für den Einzelnen moralisch und ethisch vertretbar ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, rein biologisch gesehen ist eine mäßige Prädatoren ähnliche Entnahme, in natürlicher Selektion von Schalenwild (Wildschwein, Reh, Hirsch usw.) möglich.
Das Aufspüren des Wildes, das Verfolgen, dem Tier die Chance zu geben zu entkommen, war Inhalt dessen, wie man einst die „waidgerechte Jagd“ mal definierte. Mit der Änderung des Waffengesetzes und der damit verbundenen Legalisierung der Nachtsichttechnik seit Februar 2020 beginnend, erst in einzelnen ASP-betroffenen Ländern, dann später flächendeckend in der Bundesrepublik, begann eine neue Ära und eine noch viel größere Überlegenheit des „Jägers“ gegenüber seiner Beute.
Vorbei sind auch die nostalgischen Jagdzeiten hinsichtlich des „Eins sein mit der Natur“, oder „dem Tier so nahe zu sein“, wie die Jägerschaften früher gern berichteten. Erinnert doch diese neue Art der Jagd eher an ein Computer Ego-Shooting-Spiel, wenn auf große Entfernung auf ein digitales Wärmebild oder Restlichtbild eines Wildtieres geschossen wird.
Ursprünglich zur Bekämpfung der ASP, wurde die Verwendung von Nachtsichtvorsatz- und -Aufsatzgeräten (sogenannte Dual-Use-Geräte) nach und nach in allen Bundesländern erlaubt, obgleich in vielen Ländern die Schweinepest nie vorkam, oder wie in Niedersachsen nicht mehr vorhanden ist. In dem Zusammenhang fällt auf, dass einmal über die Jagdlobby erzielte Errungenschaften, wie hier die Nachtsichttechnologie, wahrscheinlich nie wieder verboten werden, auch nicht nach ASP.
Während damals das Zielfernrohr auf dem Jagdgewehr eine ganze Jäger-Generation lang zur Akzeptanz bedurfte, hat die Nachtsichttechnik sofort und flächendeckend ganz still und leise den sofortigen Einsatz überall gefunden. Wer heute des Nachts unterwegs ist, hört Schüsse in den Wäldern und erkennt morgens Spuren von schweren Fahrzeugen in den Wiesen, auch während der Brut-, & Setzzeit. (siehe Anlage)
Unsere Audiogerätschaften entlarven an sehr vielen Stellen der Wälder den ständigen Gebrauch der neuen Möglichkeiten für die Jagd.
Technologie, wenn sie tatsächlich einen Mehrwert, vor allem im Sinne des Tierwohles ermöglicht, ist generell wünschenswert.
Gerade bei der Nachtjagd aber, wird eine Sicherheit vermittelt, die zu riskanten Schießmanövern einlädt, wodurch Tiere schwer verletzt werden, anstatt sie (tierschutzgerecht) sofort zu töten.
Beschossen, im Überlebenskampf den Schmerzen trotzend, suchen sie ihr Heil in der Flucht. Die des Nachts kaum durchführbare Nachsuche verstärkt das Leid extrem.
Die „Hilfeleistung“ der Nachsuchenden, die „erlösende“ Tötung also, kommt oftmals zu spät, da das Tier dann bereits qualvoll verendet ist.
Auch Verwechslungen sind bei der Anwendung der Nachtsichttechnik nicht selten. (Anlage) Durch fehlerhafte Beurteilung der Entfernung, oder Verfälschung der Signatur durch Gräser, Zweige, etc., treffen die Geschosse nicht wie gewollt das Schwarzwild, sondern Schafe, Pferde, Hunde.
Unsere Wildtiere unterliegen ohnehin dem Reproduktionsstress durch die Hobbyjagd. Am Beispiel Wildschwein in Zahlen dargestellt. Vor knapp 30 Jahren wurde noch eine Jagdstrecke von ca. 120.000 Wildschweinen in Deutschland erzielt. In stagnierendem Wachstum wurden in den aktuellen Jahren über 860.000 Wildschweine erschossen. Was wissenschaftlich längst in der Populationsdynamik bewiesen ist, unterstreichen auch die Zahlen der letzten 30 Jahre des Deutschen Jagdverbands. Immer mehr Hobbyjäger erlegen immer mehr Wildtiere.
Neuerungen, ob privat oder anderswo, sollten sich immer daran messen lassen, welchen Erfolg oder Nutzen sie gesamtheitlich für die Natur dann biologisch bringen.
Gerade hier in der Jagd, handelt es sich doch angeblich oft um Naturschutzmaßnahmen, sollte auch belegbar sein, welche Verbesserungen durch diese Eingriffe entstehen.
Wie kann man aber Prognosen erklären, die im Jahr 2030 dann von 1 Mio. getöteten Wildschweinen ausgehen, damit also von immer größeren Wildtierbeständen? Welche positiven Auswirkungen haben die dann vermutlich 650.000 Hobbyjäger, die nun auch bei Nacht für noch mehr Abschüsse und noch mehr Tierleid sorgen?
Letztlich ist es nichts anderes als eine Wirtschaftsprognose, man prognostiziert ein Wachstum!
Doch nicht nur das Schwarzwild leidet massiv unter den Folgen der Nachtjagd. Direkt betroffen, weil auf der Abschussliste, ist auch das sogenannte „Raubwild“. Fuchs, Marder, Waschbär und Co. darf man ebenso legal jetzt auch in der Nacht zur Strecke bringen.
Auch wenn das Geschoss nur für die genannten Wildtiere bestimmt sein sollte, wird sich weder der Hirsch, das Reh, noch der Wolf und der Luchs in Sicherheit wiegen, sobald der Lärm der Büchsen durch die Nacht hallt.
Panisch fliehen sie dann durch die Wälder (Video), auch ihr ursprüngliches Verhalten verändert sich dadurch massiv, abgesehen von zukünftig noch größeren daraus resultierenden Fluchtdistanzen, also noch mehr Angst vor dem Menschen .
Studien zeigen weltweit, dass Wildtiere beispielsweise unter Störungen des Sozialverhaltens, der Fortpflanzung, oder des Stoffwechsels leiden, wenn sie ihren natürlichen Verhaltensweisen nicht nachkommen können (siehe Anlage).
Eine Tatsache, die wir uns in Zeiten des Artensterbens und der schwindenden Biodiversität absolut nicht mehr leisten können, denn die Jagd bei Nacht, während der eigentlichen Ruhephasen des Wildes, verstärkt all das extrem.
Eine andere, sehr bedenkliche Entwicklung ist die, der immer weiter steigenden Jagdwilderei.
Auch wenn es diese kriminellen Handlungen bereits vor der Einführung technischer Hilfsmittel für die Nachtjagd gab, zeigt sich, dass sich die Zahl der Straftaten auf einem anderen Level eingependelt hat.
Die polizeiliche Kriminalstatistik des BKA gibt zumindest über die erfassten Fälle Auskunft (Anlage). Die Dunkelziffer der Tötungen geschützter Tierarten ist um ein Vielfaches angesprungen. Die Nachtsichttechnik erleichtert den Abschuss auch an besonders geschützten Wildtierarten wie Luchs und Wolf erheblich. Ist das der Grund weshalb gerade ganze Wolfsrudel verschwinden, oder „umziehen“ wie viele Jäger behaupten?
Der Einfluss der Jagdlobby ist groß. Die Politik knickt oft ein, scheut den Gegendruck. Wahlversprechen zum trotz drehten sich sogar grüne Politiker um 180 Grad.
All das wird keine Probleme lösen, wird der Natur mit dem derzeit größten Artensterben und Biodiversitätsverlust, in keiner Weise helfen.
Wir müssen uns wieder als Teil der Schöpfung verstehen, dürfen denen, die willkürlich und direkt über Leben und Tod richten, keinen Raum geben allein über die Natur, über unsere lebenswichtige Natur zu bestimmen, weder für Forst noch für die Jagd.
Eine Kontrolle der jagdlichen Aktivitäten vor Ort wäre daher unabdingbar, denn wer weiß schon, welches Tier jetzt auch nachts tatsächlich getötet wird und auf welche Art und Weise dies geschieht?! Für diesen, dann tatsächlich gemeinnützigen Dienst, könnten Ranger ausgebildet werden. Das Aufgabenfeld sollte die Prüfung der Einhaltung tierschutzrelevanter Faktoren, aber auch die Auswertung der jagdlichen Einflüsse auf die Ökosysteme umfassen. Als Flora-, und Faunawächter, ausgestattet mit polizeiidentischen Befugnissen und dem leitenden Mitspracherecht in Entscheidungsprozessen zum Schutz der Natur und zur Förderung der Biodiversität als oberstes Ziel, hätte dieses Modell das Zeug zu einer erfolgreichen Wiederbelebung unserer Lebensgrundlage. Das tatsächliche Wohl unserer Wildtiere, unserer Wälder, also der Natur, sollte in unser allem Interesse stehen. Es geht um die Existenz unserer Lebensgrundlage!
Dankeschön Marc Hilski, für die fantastische Zusammenarbeit, es war mir eine große Ehre.
Quellen
Nachtsichttechnik erklärt
https://youtu.be/jSjPX1E-F7s?si=QrVq0d4NZOJdDJwZ
Erlaubt in allen Bundesländern
https://venari-jagdtechnik.de/vorsatzgeraete-und-schalldaempfer-wo-sind-sie-erlaubt/
Prof. Andrea Mazzatenta
https://www.senato.it/application/xmanager/projects/leg18/attachments/documento_evento_procedura_commissione/files/000/338/301/Prof._MAZZATENTA.pdf
Änderung natürlicher Verhaltensweisen
https://www.science.org/doi/full/10.1126/science.aar7121
Jagdwilderei
https://www.pirsch.de/news/jagdwilderei-deutschland-wie-gross-ist-das-problem-38888
Bundesnaturschutzgesetz
https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__39.html
Schießplan/Schonzeiten
https://schonzeiten.de/jagdzeiten-deutschland-bundesweit-jagd/
Wie immer ein toller interessanter Beitrag von Dir lieber Guido und natürlich lieber Marc.
Auch hier hört man in der Nacht die Schüsse, selbst in der Nacht werden die Tiere nicht mehr in ruhe gelassen. Es ist einfach nur erbärmlich das da nichts unternommen wird. Für mich hat das überhaupt nichts mit Naturschutz zu tun, für mich ist es das sinnlose töten der Trophäen wegen. Es ist kaum zu ertragen das zu hören und macht einen nur betroffen und traurig. Danke für Eure Aufklärung und Euer unermüdliches Arrangement für die Tiere.
Hallo Guido,
ich habe mich nach unserem Telefonat entschlossen ein paar Zeilen zu deinem/eurem Beitrag zu schreiben.
In meinem Beitrag kann nur für mich sprechen und für meine, persönliche Einstellung zur Jagd – die für mich Leidenschaft und Passion ist, ähnlich deiner Leidenschaft und Passion zur Wildtierfotografie. Es ist für mich persönlich keine Hobbyjagd, sondern ich übe ein traditionelles Handwerk aus.
Ich nehme die Meinungen hier zum Thema Jagd zur Kenntnis und mit liegt es fern irgendjemanden vom Gegenteil zu überzeugen.
Nachtsichttechnik
Für mich als Jäger ist der gezielte Einsatz der Nachtsichttechnik eine enorme Hilfe in der Beobachtung der Wildbestände und der Erfassung/Beurteilung der Wildbestände im Laufe eines Jagdjahres. Am Beispiel des Schwarzwildes sei dazu folgendes gesagt. Vor Einführung der Nachtsichttechnik wurde das Schwarzwild auch in der Nacht bejagt, wenn bei den entsprechenden Mondphasen das Mondlicht ein eindeutiges Ansprechen (Bestimmung von Geschlecht und Größe) zugelassen hat. Das alles wurde mit lichtstarken Nachtgläsern mit 56mm Objektivdurchmesser durchgeführt.
Mit der Nachtsichttechnik (Handgerät/am Zielfernrohr) habe ich als Jäger eine echte Hilfe bekommen, das Schwarzwild genauer bestimmen zu können bei der Nachtjagd.
Vor der Schussabgabe mit Nachtsichttechnik an der Waffe sollte jedem Jäger der örtliche Rahmen rund um den Hochsitz zu 100% bekannt sein. Dazu zählen Entfernungen mit markanten Entfernungspunkten, Kenntnis Bewuchs (Kugel könnte abgelenkt werden, Treffersitz verändert), Schusswinkel (deshalb Hochsitze, weil das Geschosse im Winkel durch den Wildkörper in den Boden eintritt) und Wegestruktur im Umfeld (Gefährdungsbereich). Stimmt eine dieser Komponenten nicht, werde ich nicht schießen.
Das Gebiet, wo man jagt, sollte man bei Tageslicht genau kennen, und dann ist die Nachtjagd an diese Stelle um einiges einfacher in der Geländebeurteilung vor dem möglichen Schuss auf Schwarzwild.
Es gibt eine Menge YouTube Videos zur Nachtjagd auf Schwarzwild, gerade für die Jagdform „Pirschen auf Schwarzwild“. Diese Form der Jagd ist nicht in allen Revieren möglich und auch nicht immer sinnvoll von den Geländegegebenheiten und den Sicherheitsbereichen, die zu beachten sind. Die „Pirschjagd“ ist bei erfahrenen Jägern, die über die entsprechenden Reviere verfügen eine mögliche Alternative zu Ansitzjagd. Falsch angewendet führt die Pirschjagd bei Nacht auf Schwarzwild aus meiner Sicht zu einer Beunruhigung der Wildbestände in den Einständen.
Über den Sinn einiger YouTube Videos zum Thema Jagd und die damit verbundene Darstellung der Jagd lässt sich sicherlich trefflich streiten. Ich persönlich sehe gerade die Jagd Influencer Szene kritisch mit ihren medialen Auftritten.
In der aktiven Wildschadensverhütung ist die Nachtsichttechnik, richtig eingesetzt eine große Hilfe für selektive und gezielte Jagd auf Schwarzwild.
Wenn ich als Jäger das Revier kenne, dann kann ich mit gezieltem Aufwand meinen Schwerpunkt auf das Beobachten legen. Somit kann man gezielt auf Schalenwild jagen und erhält über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte einen Strukturierten Wildbestand in den Altersklassen. Es geht bei der Schwarzwild Jagd für mich darum den Bestand zu regulieren und Wildschaden zu verhüten. Entnahmen finden zuerst immer in der Jungendklasse statt. Leitbachen sind immer zu schonen, damit der Rottenverband intakt bleibt.
Und Jagd besteht nicht nur aus dem Erlegen von Wildtieren. Die Revieralltag ist vielfältig und erfordert auch viele handwerkliche Anteile, neben der Kenntnis der Landwirtschaftlichen und Forstlichen Bedingungen und deren Einflüssen auf den Wildbestand und den damit verbundenen Lebensräumen im Revier.
Die Nachtsichttechnik ist fatal für die Wildtiere, denn nun kommen sie überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Mit dieser Militärtechnik wird nun auch nachts auf Wildtiere geschossen, die nun überhaupt keine Chance mehr haben, ihren Killern zu entkommen, keine Chance haben sie zu erkennen, oder sie zu riechen und nicht mehr wissen, aus welcher Richtung die Gefahr auf sie zu kommt. Wildtiere haben ihre Aktivitäten schon, aus Angst vor Verfolgung, in die Nacht verlagert und sind nun völlig hilflos ihren Schlächtern ausgeliefert. Es spielt auch keine Rolle, welche Arten nun legal frei gegeben sind, beunruhigt werden alle Arten und welche Arten alle beschossen werden, wer weiss das schon? Miriam Staudte, Landwirtschaftsministerin in Niedersachsen, kritisierte als Mitglied in der Opposition die Nachtsichttechnik. Sie, ist nun als Verantwortliche aber nicht in der Lage, diese für Wildtiere fatale Technik, wenigstens legal wieder zu verbieten. Ich kenne die Jagdgesetz ja schon sehr lange und muss leider fest stellen, daß sie sich besonders in den letzten Jahren sehr verschlechtert haben und es scheinbar noch immer schlimmer wird. https://www.facebook.com/watch/?v=553924496080774
Ein toller Bericht von euch beiden. Klasse ! und vielen Dank für eure Arbeit, das alles zusammen zu tragen und für uns aufzuarbeiten. Mich macht das Thema Jagd zunehmend wütender und auch die Nachtjagd trägt so gar nichts zur Milderung bei – im Gegenteil. Denn hier zeigt sich sehr offensichtlich genau das, was ihr geschrieben habt. Der Einsatz erweitert sich und die Erlaubnis wird bleiben. Kontrolle des Geschehens wird immer schwieriger und positive Erfahrungen anderer Länder/Regionen mit einer veränderten Jagd werden komplett außer acht gelassen – denn das würde ja Verzicht für den Jäger bedeuten. Es geht nicht um die Tiere. Hier herrscht eine Lobby mit eigenen Interessen. Wie sagte kürzlich jemand aus der Jägerschaft zu mir: „Regulation der Jagd muss von außen kommen, intern funktioniert sie nicht.“ Deshalb ist Engagement wichtig – nochmals danke euch beiden!!!
Wieder hervorragend, die Beweisführung und die Informationen… Anhand den Anhängen und Links unten, sollte eigentlich jedem Kleinkind klar sein, dass dies so nur einem nützt. Der Jagd und den Jägern. Die Natur mit allen Lebewesen (auch den Menschen) wird mit solchen Jagdpraktiken erheblichen Schaden zugeführt, der schon bald in einer Katastrophe endet.
Mich persönlich schocken die Zahlen immer wieder aus Deutschland. Das sind einfach unfassbar viele Jäger und unfassbar viele tote Tiere. Als Vergleich, bei uns wurden im 2023 -> 8573 Wildschweine durch Jäger getötet. Hier, in der Schweiz, hat man ja das Jagdgesetz per 1.1.2025 angepasst, ihr erinnert auch an die Teile im Jagdgesetzt die die Wolf-Massaker oder neu wieder die Jagd auf Steinböcke betreffen. Aber ebenso wurde in diesem neuen Jagdgesetz das Nachtjagdverbot angepasst. Man höre und staune… Neu ist es im Wald während der Nacht verboten zu jagen (ausgenommen ist die Passjagd). Die Kantone können für die Verhütung von Wildschaden Ausnahmen vorsehen, von dem aber kaum ein Kanton gebrauch gemacht hat. Also, werde ich wieder jeden Schuss in der Nacht der Polizei und der Wildhut melden.
Die Jagdaufseher, wie in deinem Beitrag gefordert, gibt es bei uns bereits. Man nennt sie Wildhüter… Wildhüter überwachen den Schutz von Wildtieren und setzen sich für deren Lebensräume ein. Sie beraten bei Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren und leisten Öffentlichkeitsarbeit. In der Regel betreuen sie als Angestellte einer kantonalen Behörde ein Gebiet. Dort übernehmen sie jagdpolizeiliche Aufgaben und liefern Grundlagen für die Jagdplanung. Sie sind aber auch Organe der gerichtlichen Polizei. Sie haben viel mit Mitarbeitenden von Amtsstellen, Jäger, Förster, Landwirten, Naturschutzorganisationen, Schulen und Leuten, dieFreizeitaktivitäten in der Natur ausüben zu tun. Tönt eigentlich super, oder?
Ja, leider sind auch sie dem Sparplan unterworfen und ihre Zahl hat in den letzten Jahrzehnten Massiv abgenommen (wie auch die Biodiversität). Die Gebiete die sie betreuen sind Riesig und sie erwischen nur die wenigsten, die illegale Sachen anstellen. Zudem gibt es auch hier korrupte oder der Jagd-/ Landwirtschaftslobby hörige Vasallen. (Siehe Beitrag Wolfspodcast vom 28.2 und den vielen Medien-Berichten über illegale Tötungen von Luchs und Wolf durch Wildhütern im Kt. Wallis).
Ich hoffe für die Natur, dass sich bald was ändert bei euch, denn so wie es jetzt ist kann es nicht mehr lange funktionieren. Ich für meine Teil, werde sicher nie einen Ausflug auf eigene Faust irgendwo in der deutschen Natur unternehmen. Ohne Personenschutz (Guido und Marc) 😉 gehe ich da nirgends hin… Euch einen schönen Sonntag und danke für den Beitrag! Grüsse aus der Schweiz🇨🇭🙋🏻♂️
Jeder, der wie ich, viel Zeit in der Natur verbringt kennt sie – die Schilder „Wildtierruhezone“! Jedes Mal frage ich mich aufs Neue wo unsere Wildtiere eigentlich noch Ruhe finden, wenn man mal betrachtet, das 89% der Fläche Deutschlands bejagt werden. Von 357.595qkm sind 14,5% der Fläche durch Siedlungen und Verkehr genutzt – auch dort wird also gejagt. Mittlerweile finde ich aber die Frage „Wann findet unser Wild eigentlich noch Ruhe“ noch viel wichtiger, denn mit Einführung der Nachtsichttechnik ist es theoretisch möglich Wildtiere 24/7 zu bejagen.
Es ist Samstagmorgen und bei der Fahrt ins Revier bietet sich mir das immer wieder kehrende Bild. Wilde Reifenspuren im Gras der Wiesen und weit und breit kein Tier. Kein Hase, kein Fuchs, kein Reh – nicht mal ein Greifvogel am Himmel, der in der Dämmerung nach Beute sucht. Bei diesem Anblick ist mir sofort klar, was in der Nacht hier wohl wieder passiert ist. Wie wirkt das wohl auch die Tiere da draußen? Es ist stockduster und der Sprung Rehe sucht Schutz in der Dunkelheit um auf den Wiesen zu fressen. Nichtsahnend fällt der erste Schuss gefolgt vom zweiten und dritten! Prompt sind drei Tiere des Sprungs tot. Getötet im Schutz der Dunkelheit, die nicht mehr die Wildtiere schützt sondern die Jäger! Die Dunkelheit schützt aber nicht nur den Jäger sondern auch Täter, denn man muss davon ausgehen, dass in Verbindung mit Artenschutzkriminalität ein Großteil dieser Straftaten in der Zeit passiert, in dem die wenigsten Menschen im Wald/in der Natur sind.
Eine weiter Frage, die man in diesem Zusammenhang stellen muss ist, wie weidgerecht das Ganze überhaupt ist. Als „unweidmännisch“ wird u.A. die maximale Ausnutzung der technischen Überlegenheit angesehen – liegt das im Fall der Nachtsichttechnik nicht eigentlich vor? Die Tiere haben doch theoretisch keine Chance mehr zur Flucht! Im „besten“ Fall wirft man ein paar Rüben, Kartoffeln oder andere Mittel zur Kirrung in die Nähe der jagdlichen Einrichtung und wartet dort bis das erste Tier das zusätzliche Nahrungsangebot annimmt und drückt ab!
Statistisch gesehen stirbt ca. alle 6,3 Sekunden ein Wildtier in Deutschland durch den Schuss eines Jägers bzw. durch die Folgen dessen. Eine Zahl, die es einem eiskalt den Rücken runter laufen lässt und die zeigt, wie sehr das Verhältnis zwischen Wildtierdichte, Jagdstrecken und die stetig steigende Anzahl an Hobbyjägern aus dem Ruder geraten ist.
Abschließend möchte ich zu meiner anfänglichen Frage „Was macht das mit den Wildtieren“ zurückkehren und einen ganz wichtigen Aspekt ins Spiel bringen. Ohne die Nachtjagd haben Wildtiere wie z.B. das Reh und die Rothirsche die „jagdfreie“ Zeit genutzt um auf den Wiesen zu fressen. Was passiert nun, wenn das Wild auch dort dem nächtlichen Jagdstress ausgesetzt wird? Es zieht sich weiter in die Tiefen der Wälder zurück und frisst dort nicht das Gras der Wiesen sondern im schlimmsten Fall die jungen Triebe – Thema Verbissschäden! Diese Form der Schäden ist z.B. ein Argument, welches die Jägerschaft nutzt um Wildtierbestände zu regulieren.
Ich danke euch für diesen wichtigen Einblick in ein spezielles Thema, wenn es um die Jagd geht. Es ist mehr als bedauerlich, daß unsere Wildtiere nicht mal in der Nacht zu Ruhe kommen können und nun ständig dem Jagddruck bzw. dem Jagdstress ausgesetzt sind!
Erst mal vielen Dank für den aufklärenden Beitrag von euch beiden. Ihr habt toll recherchiert, wie immer mit Quellen belegt, und euch viel Mühe gegeben. Bitte mach(t) weiter so. Es muss einfach aufgedeckt werden, was heutzutage unter Jagd verstanden wird und dass das vielfach nichts mehr mit Naturschutz zu tun hat. Naturschutz ist vielmehr das Feigenblatt, um den technisch so aufgerüsteten Schießspaß dahinter zu verstecken. Ihr habt schon recht, dass das immer mehr den Ego-Shooter-Spielen ähnelt und das Schießen bei Nacht nur eine Steigerung des Schwierigkeitsgrades ist, um den Nervenkitzel zu erhöhen. Mittlerweile verzichten ja ohnehin einige Landkreise auf die Jagd in ASP-Gebieten, weil sich herausgestellt hat, dass die Jagd zur Verbreitung von ASP beiträgt.
Ich persönlich würde ja gern den Fragenkatalog von Herrn Merz um Ziffer 552 ergänzen:
1. Der Deutsche Jagdverband und die angeschlossenen Jagdverbände mit einem CDU-Mitglied an der Spitze, nämlich Herrn Dammann Tamke als Präsident, sind bekanntlich als Naturschutzverband eingestuft und damit als eine gemeinnützige Institutionen anerkannt und von der Steuer befreit. Spender können ihre Spenden als steuerbegünstigte Zuwendung absetzen. Die über 400 000 Mitglieder des DJV und der Landesverbände sind mittlerweile mit Waffen, Visieren, Schalldämpfern, Nachtsichtgeräten und Drohnen fast schon wie eine Armee ausgestattet. Es kommt regelmässig zu Verwechselungen zwischen Wild und Haus-/Weidetieren und auch zu Menschenopfern, die durch Fehlschüsse verletzt oder getötet werden. Bei Wildtieren, die bei der Nachtjagd nur verletzt werden, findet keine Nachsuche oder erst verspätet statt. Tierleid also inbegriffen. Wildtierfallen werden nachweislich stundenlang nicht kontrolliert, obwohl sie mit einer elektronischen Überwachung ausgestattet sein müssen (erst letztens war wieder bei uns in der Region ein Hund stundenlang in einer Falle gefangen). Desweiteren kommt es auch absichtlich zu illegalen Abschüssen geschützter Tiere, zu deren Aufklärung die Verbände absolut nichts beitragen und die ermittelnden Behörden nicht unterstützen. Mitglieder der Jägerschaft rufen sogar zu illegalen Abschüssen auf. Darf aufgrund dieser Tatsachen dieser Verband überhaupt noch gemeinnützig anerkannt sein?
2. Der Präsident des Deutschen Jagdverbandes, Herr Damman-Tamke, hatte bundesweit die Mitglieder zu einer Demo in Hannover am 30.1.25 gegen eine politische Entscheidung zur Novellierung des Nds. Jagdgesetzes aufgerufen. Ist auch bei dieser nichtpolitischen Institution, die ja dem Naturschutz dient und staatlich gefördert wird , die ‚Politische Neutralität‘ gewahrt, wenn sie demonstriert und auch noch laut Aussage des Präsidenten gar nicht hätte demonstrieren müssen, weil die Forderungen durch das Ministerium schon vorher in die Novelle eingearbeitet wurden?
Wenn doch nur Herr Merz hier mitlesen würde 😉
Ein hervorragender, ein erschreckender Beitrag. Regelmäßig erklingen die Schüsse in der Nacht, wir alle kennen das.. doch was ist, wenn man nichts hört, hat das Wild dann Ruhe? Weit gefehlt, leider. Mit der Novellierung des Jagdgesetzes in 2020 hielt neben der Nachtsichtechnik eine weitere „Technik“ ihre Erlaubnis. Das lautlose Töten via Schalldämpfer. Löst der normale Knall, die panische Flucht der Wildtiere, wie in Eurem Video zu sehen. aus, fällt nun Dein Nachbar einfach um (im besten Falle) Während im Zuge der Genehmigung in 8/ 2020 noch knapp 90000 Schalldämpfer registriert waren, wuchs die Zahl in 5/2022 bereits auf 200000. Neuere Zahlen sind diesbezüglich nicht bekannt oder genannt. Benutzen darf man den Schalldämpfer übrigens nach aktuellem Waffenrecht Paragraph 13 WaffG ausschließlich mit Büchsen (Kugelmunition) . Geschossen werden darf auf Raub-, Schalen- und Niederwild, bei Bleimunition ist die Nutzung eines Schalldämpfers verboten.Was heisst das nun für unser Wild.. und der Aufrüstung mit dem man ihm begegnet? Hat es noch eine reale Chance auf Flucht so wie es Jagdgesetz geschrieben steht? Diese Techniken öffnen leider Tür und Tore für alles was im Wald passiert und im Wald bleibt !! Vielen Dank für Eure Aufklärung! ich hoffe, viele lesen Eure Beiträge, teilen Sie, damit ein Umdenken in der heutigen modernen Gesellschaft erfolgen kann und wir alle Freude beim Anblick unserer Wildtieren empfinden können!
https://www.natuerlich-jagd.de/news/knapp-200-000-schalldaempfer-im-waffenregister-gespeichert/ https://www.jagdverband.de/umstrittene-waffengesetzaenderung-tritt-kraft
Wow, was für ein aufschlussreicher Beitrag! Dass ihr ein Thema ausgewählt habt, das noch wenig erforscht ist, bzw. über das vermutlich noch weniger Menschen Bescheid wissen als über Details der Jagd generell. Dass inzwischen neben Wildschweinen (ASP-begründet entstanden) auch andere Tiere per Nachtsicht getötet werden dürfen, ist für mich nicht nachvollziehbar, aber sicherlich gibt es für diese Besonderheit auch wieder „besondere Gründe“ (ASP kann es ja nicht sein)?! Sogar auch auf Rothirsche soll in einigen Landstrichen die Nachtjagd erlaubt sein – aus welchem Grund?
„Der Natur nah sein“?! – Für mich ist es ein absoluter Widerspruch, wie man als Grund für die Jagd die „Nähe zur Natur“ angibt und gleichzeitig mit immer mehr Technik immer mehr Distanz zum Tier und damit auch zur Natur schafft. Auf Distanz tötet es sich „leichter“ (ich mag es so kaum bezeichnen), aber das ist leider auch aus dem Töten von Menschen bekannt. Und wie sieht es eigentlich mit Nachsuchen in der Nacht aus? Oder ist in der Nacht jeder Schuss ein „richtiger Treffer“?
Selbst in Jagdkreisen findet man Stimmen gegen die Nachtsichttechnik, ganz aktuell nachzulesen in einem Beitrag aus der aktuellen Ausgabe von HALALI (1/2025), sehr lesenswert. Dort wird beschrieben, welch negativen Einfluss die Nachtjagd hat, sowie auch, dass dadurch Tiere geschossen werden, die nicht geschossen werden sollen (Bsp. Leitbachen). Solch‘ kritische Stimmen aus Kreisen der Jägerschaft vermisse ich leider oft, dabei sind sie so wichtig und könnten viel bewirken.
Der Absatz, in dem ihr beschreibt, wie die Jägerschaft jetzt schon mit Prognosen die Wildtierbestände in die Höhe treibt, hat mich richtig betroffen gemacht. Wie kann das sein – ohne, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht, als um „Hege und Pflege und Naturschutz“.
Euren Lösungsansatz, den Einsatz von Rangern, bedarf noch nicht einmal großen Aufwand. Es kann doch nicht sein, dass Jagd, die so einen großen Einfluss auf unsere Lebensgrundlage hat, nur „durch sich selbst kontrolliert“ wird.
PS: Dieser Beitrag zeigt auch, was für ein großartiges und wichtiges Team ihr auf diesem Gebiet seid 🙏👌