Erlösung

 

Audio-Version des Beitrags abspielen:

Garantiert KI-frei, Bild, Text, Audio, alles in „Handarbeit“

 

Erlösung

Immer wieder kommt es vor, dass Wildtiere aus bestimmten Situationen heraus „erlöst“ werden, dann also von ihren Qualen befreit werden. Oft argumentieren wir dies aus unserem menschlichen Mitleid heraus und ziehen sogar unsere ethischen, oder juristischen Betrachtungsweisen zur Legitimation heran.

Wir Menschen glauben, eine große empathische Verantwortung zu besitzen. Im Moment unserer Empathie gestehen wir dann den Tieren Empfindungen wie Schmerzen und Leid zu. Wir haben tatsächlich auch inzwischen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Empfindungen von Tieren, über ihre Emotionen und Gefühle (Anlagen). Aber warum haben wir im zugänglich sichtbaren Teil des Tierleids, z. B. dem verunfallten Wildtier oder dem „krankgeschossenen“ (jagdlicher Begriff für angeschossen) Wildtier, auch dem vom Wolf gerissenen Schaf gegenüber, so großes Mitgefühl, während, wir täglich Millionen von Nutztieren ein ganzes Tierleben leiden lassen hier dann wegschauen?

Rotwild im Nebel morgens um 05:30 Uhr. Ende Juli; Geweihstangen ausgebildet und ohne Bast. Von hinten quetscht sich durch eine Lichtung der Sonnenaufgang durch.

Ich erinnere mich an einen Wildunfall auf der Landstraße bei Celle. Zwei ältere, offensichtlich erfahrene Tierärzte waren zufällig im entstandenen Stau, kamen nach vorn und wollten helfen. Die Polizei vor Ort hatte längst den entsprechenden Jagdausübungsberechtigten/Jagdpächter (JAB) des Bezirks angerufen, sie verfügt über ein Register über alle aufgeteilten Jagdbezirke. Zur Erinnerung: 87 % der Flächen Deutschlands sind Jagdbezirke, der Rest Stadt, jagdfrei Bezirke gibt es nicht mal im NSG- oder FFH-Gebiet. Es ist leider polizeiliche Pflicht, den JAB zu rufen, denn das Wild unterliegt dem Jagdrecht. Der JAB ist für das Revier zuständig und hat das Aneignungsrecht nach § 1 Absatz 5 BJagdG. Nur er darf über das verletzte oder tote Tier verfügen. Ein Tierarzt, der nicht gleichzeitig JAB ist, hat diese Befugnis nicht. Der JAB gilt als „fachlich ausgebildet“, ein Tier „fachgerecht“ zu erlösen, gemeint ist der Fangschuss, also die Tötung des Tieres. Ich kam nicht daran vorbei, mir einen von den 460.000 Hobbyjägern vorzustellen, die per Sicht einschätzen wollen, ob das Wildtier zu retten ist, oder nicht. Die beiden fachlichen Autoritäten, die Tierärzte, konnten keine Aussage treffen, ohne es tierärztlich zu untersuchen.

Es gibt in der Natur wichtige Regulative, die die genetische Fitness herausfordern, die die Evolution in ihrer weiteren Entwicklung aufnimmt. Im kalten Winter ist das der Hunger, oder auch z. B. die Räude bei Prädatoren. Parasiten sind der natürliche Feind des Prädators, das Leben fordert, aber auch stärkeres Leben durch Überleben hervorbringt. Hunger wird durch die Fähigkeit, den Stoffwechsel stark herunterzufahren und eben auch wahrhaftig zu hungern, von Wildtieren überlebt. Jagd mit dem Stress des Existenziellen, des Überlebens, und auch der „Fütterung in Notzeiten“ stört diese natürliche Strategie massiv. Auch die Räude, wird vom Fuchs und Wolf vielfach überlebt, gestärkt gehen sie daraus hervor. Das sind nur zwei Beispiele, in denen der Mensch aus Mitgefühl eingreift, zumindest damit gegenüber der Öffentlichkeit argumentiert, um seine jagdliche Bedürfnisbefriedigung emotional und wirkungsvoll zu unterstreichen.

Warum jedoch reagieren, handeln und denken wir nur bei dem, was wir sehen, so? Geht Empathie nur durch unser Auge? In Deutschland leben, so Schätzungen (basierend auf Jagdstrecken), ca. 3 Millionen Wildschweine, ca. 2,5 Mio. Rehe und etwa 240.000 Rotwild, um nur einige Wildtierarten zu nennen. Über 5 Mio. Wildtiere werden gemäß den Angaben des Jagdverbandes pro Jahr erschossen, in stark steigender Zahl, von Jahr zu Jahr. Siehe auch https://naturdigital.online/alles-leer-gefressen .

An „Nutz“tieren gibt es ca. 22 Millionen Hausschweine, die meisten in brutalsten Haltungsbedingungen. Es sind 10,3 Millionen Rinder, auch hier größtenteils unter ethisch und moralisch abscheulichen Bedingungen. Aber wir sehen es nicht oder sehen weg. Kein Jäger käme auf die Idee, diese Tiere erlösen zu wollen.

In Deutschland wurden 88 Millionen Hühner in der Mast gemeldet und 51,5 Millionen Legehennen. Vielen von ihnen wird ein 12-Stunden-Tag vorgespielt, um 2 Eier am Tag zu legen, sie kennen kein Tageslicht und können sich oft nicht einmal kratzen, so eng sind die Haltungsbedingungen. Wir sehen es nicht, es ist uns daher scheinbar egal; die saubere und unblutig verpackte Ware im Supermarkt schreit nicht, lässt das lebenslange Leid nicht erkennen.

Rotwildkühe mit Kälbern

Wenn Wölfe Schafe reißen, selektieren sie diese zuvor als mögliche Opfer aus. Sie wittern schwache, kranke, alte und junge Tiere als leichte Beute in ihren Jagdarealen und können die Opfer auf Kilometer Entfernung wahrnehmen, genauso wie das damalige 30 Jahre alte Lieblingspony Dolly vor 3 Jahren auf den völlig ungesicherten Weiden von Frau von der Leyen. Durch die Zäune (weite Meter, nur zwei stromlose Drähte) spazierte mein Ridgeback fast aufrecht durch. Mittels einiger der Jagd sympathisierender Medien sind Bilder und Geschichten stärkster Emotionen entstanden. Sofort wurde hier der Hass gegenüber dem Wolf auch medial sehr erfolgreich geschürt, um im Schatten dieser Emotion den sofortigen Abschuss, die „Entnahme“, die Tötung zu fordern.
Alle Abschussgenehmigungen übrigens, wurden von Wolfsschützern gerichtlich gestoppt, waren tatsächlich also illegal, durften juristisch überprüft nicht stattfinden. Die eiligen Entnahmeanweisungen erfolgten offensichtlich hastig in der Welle der Emotionen, des Mitleids und im jagdlichen Eigeninteresse.

Daten und Fakten waren andere. Da war der Wolf, die völlig ungesicherte Weide, ein veraltetes „natürlich“ zur Verfügung stehendes Opfer, dann das vom Wolf getötete Pony, ein offener Kadaver, des Ponys, selbstverständlich nicht komplett verspeist, sondern auch für wichtige natürliche weitere Biologie im Nutzen. Menschlich emotional, so bebildert und im Unverständnis der Natur, im Höchstmaß triggernd.

Rotwild-Stier (Hirsch) in der Brunft. Nur etwa 8 m rannte er so an uns vorbei, Christiane Hoke und mir.

Aas ist nicht einfach nur Abfall, sondern eine notwendige natürliche Ressource und ein entscheidendes Bindeglied im Ökosystem. Es spielt eine zentrale Rolle im Nährstoffkreislauf und unterstützt die Artenvielfalt. Säugetiere, Vögel, Insekten, Pilze und Bakterien, sogar Pflanzen profitieren davon. Der Mensch, der Jäger, beseitigt sogar alle Kadaver, auch aus seiner „ethischen Betrachtungsweise“ heraus. Deshalb gibt es z. B. Probleme mit der Wiederansiedlung der Geier in den Alpen: Es gibt zu wenig Aas, (siehe Anlage), zu wenig Prädatoren, die Aas erzeugen, auch werden Kadaver der Nutztierhaltung meist entsorgt. Während der menschliche Jäger alles mitnimmt und den Platz „klinisch rein“ hinterlässt, verpflegt der von der Natur bestellte Prädator nicht nur sich selbst, sondern auch eine riesige Biologie.

Stellen wir uns nur einmal kurz vor, die Rissopfer der Wölfe wären komplett verspeist, spurlos einfach weg, ohne Blut. Wären die Emotionen die gleichen?
Es waren also diese Bilder von Wolfsrissen, von toten Weidetieren, die die größte Emotionen und Stimmungen erzeugten. Durch das Bild der „Bestie“, als ob Prädatoren ihre Opfer lebend fressen, erfahren wir mit unseren Maßstäben der im Supermarkt sauber abgepackten Waren, dann hier Mitleid.

Der Mensch trägt uneingeschränkt die Verantwortung für jedes domestizierte, also von ihm geschaffene Tier, ob zum Verzehr oder zu den anderen Bedürfnisbefriedigungen. Ob Hund, Katze, Pferd, Rind, Schwein oder, oder, oder? Hier hat er auch die Verantwortung für das Wohl, nicht nur aus tierschutzrechtlicher Sicht, sondern ganz sicher auch aus moralisch-ethischer Sicht. Somit trägt er selbstverständlich auch die Verantwortung für die gewinnorientierte, perfide Massentierhaltung. Ein 110 kg Schwein hat 1 Quadratmeter Stall, 9 Hühner leben ohne Bezug zum Außenklima auf einem Quadratmeter. Rinder, die noch nie auf einer Weide waren, usw. Auch hier gibt es Bilder, sehen wir Leid und Qualen. Nicht vom Wolf, nein vom Menschen gemachte lebenslange Qualen, oft von Geburt an! Es sind schrecklichste Bilder. Keine kurze Momentaufnahme vom Tod eines Tieres, es sind Bilder von lebenden, lebenslang und täglich vom Menschen gequälten Tieren.

Mein Lieblingsplatz: Wolf, Seeadler, Rotwild, Schwarzwild … alles da.

Beim Wildtier ist das völlig anders, hier trägt allein Mutter Natur die Verantwortung, bis in die letzte Konsequenz des Lebens und über die Entscheidung des Todes. Alles hat in der Natur seinen Sinn, auch wenn wir ihn mal nicht verstehen, so war das schon seit Jahrmillionen. Jeder menschliche Eingriff ist ein schwerer Eingriff, ist auch ein Eingriff in die sich ergebende Veränderung, ist wie die Jagd selbst, eine Flora- und Faunenverfälschung. Siehe dazu Beitrag zuvor, https://naturdigital.online/praedatoren-und-kulturlandschaft .

Es ist nicht ausreichend, bei 700–750 Mio. Tieren in der Massentierhaltung Deutschlands wegzuschauen, sie sich ihren unfassbaren Qualen zu überlassen, dann aber bei den vergleichsweise wenigen in der Natur stattfindenden „Rissen“ oder Krankheiten, Mutter Natur anzuprangern, den Moralapostel abzugeben und diese Tiere dann unbedingt erlösen zu wollen, bzw. die verantwortlichen Prädatoren, für ihr in diesem Zusammenhang sinnvolles natürliches Handeln zu diskreditieren und zu erschießen.

745 Mio. Tiere wurden 2023 in Transportern zur Schlachtung gefahren. Völlig „umsonst“ sterben laut Fleischatlas 2021, von der Heinrich-Böll-Stiftung, unfassbar viele Tiere, da das Haltbarkeitsdatum gem. Verpackung abgelaufen ist, oder wir einfach nur satt das Restfleisch vom Teller in den Müll geworfen haben. 8,9 Mio. Tiere landen so pro Jahr im Müll. Auch hier gibt es Bilder, aber da schaut keiner hin, die erzeugen kaum noch Klicks und beeinflussen kaum noch die Algorithmen, hier haben wir offensichtlich kein Mitleid. Wenn ein Raubtier wie der böse Wolf, der immer noch in weiten Teilen der Gesellschaft Urängste auslöst, seine Beute geöffnet hinterlässt, dann lässt sich das emotional gut, für das Eigeninteresse der Jägerschaft „ausschlachten“. Der Mensch muss lernen, auf der ihm verantwortlichen Seite hinzuschauen und Verantwortung zu übernehmen und auf der anderen Seite Mutter Natur zu vertrauen und sie wieder agieren zu lassen.

 

▶Play hier unten klicken

Emotionen, Gefühle in der Tierwelt:
https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/tierische-emotionen-werfen-ethische-fragen-auf/

https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/fundiert/archiv/2008_01/08_01_puppe/index.html

https://nationalgeographic.de/tiere/2017/11/wildtiere-was-wir-nicht-kontrollieren-koennen-jagt-uns-angst-ein/

Fleischatlas 2021
https://www.boell.de/sites/default/files/2021-01/Fleischatlas2021_0.pdf

Geier im Hungerstress
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-10/sd-aas-naturhaushalt/seite-3

Tierhaltungskennzeichnung
https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/041-tierhaltungskennzeichnung.html

8 Gedanken zu „Erlösung“

  1. Andrea Luna Geitner

    Danke Guido für diesen wie immer hervorragenden, bestens recherchierten, wichtigen, anschaulichen, sehr berührenden und für alle verständlichen Beitrag. Damit sprichst du mir voll und ganz aus dem Herzen. Unsere Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber unseren Wild- und Nutztieren ist alarmierend. Die Jägerschaft insgesamt ist für mich schon seit ewigen Zeiten ein rotes Tuch. Mag sein, dass es den ein oder anderen verantwortungsbewussten Jäger gibt, die kann man wohl an den Fingern einer Hand abzählen, aber trotzem töten Sie Wildtiere. Dann der Umgang mit unseren sogenannten Nutztieren. Auch hier ist es unsere Verantwortung nicht wegzuschauen, sie zu schützen, für ihr Wohl zu sorgen. Alleine in Bayern landen in einem Jahr eine Million Schweine und circa 220 000 Rinder, als „Falltiere“ in Tierkörperbeseitigungsanlagen. Dein letzter Satz bringt es exakt auf den Punkt: „Der Mensch muss lernen auf der ihm verantwortlichen Seite hinzuschauen und Verantwortung zu übernehmen und auf der anderen Seite Mutter Natur zu vertrauen, sie wieder agieren zu lassen.“
    Danke lieber Guido, für all die Mühe die du dir machst, für deine so wertvolle Arbeit, dass du uns immer wieder Ansporn gibst, genau hinzuschauen, alles zu hinterfragen und nicht aufzugeben. Danke auch für die interessanten Links dazu auf deiner Homepage.

  2. Ein wieder sehr interessanter Beitrag. Ich glaube, dass die Menschen die Tiere in 4 Gruppen einteilen.

    Die erste Gruppe in Massentierhaltungen untergebrachten sind dazu da, unsere Ernährung langfristig und günstig sicherzustellen und das geht aus deren Sicht nur so. Das hat sicherlich auch mit einer gewissen kollektiven Gewöhnung, vielleicht sogar Abgestumpftheit zu tun. Und natürlich auch mit der Tatsache, dass sich viele Fleisch aus Biohaltung nicht leisten können oder auch wollen. Schließlich kauft ja jeder Billigprodukte. Warum also ein schlechtes Gewissen entwickeln. Aus den Augen, aus dem Sinn. Man will keine Details wissen, lieber der Werbung glauben, die Regenwurm pickende Hühner und Kühe auf schöne Almwiesen zeigt.

    Ganz anders die 2. Gruppe , die aus Schafen, Ziegen und Ponys besteht. Wer denkt bei Schafen nicht gleich an Urlaub mit den puscheligen Tieren auf den Deichen. Niedliche Lämmchen hopsen herum. Nicht zu vergessen die für die Landschaftspflege so „wichtigen“ Heidschnucken. Touristisch beworben, wenn sie zu den Ställen zurückkommen, wenn sie geschoren werden oder ihre Lämmer bekommen. Pferde dienen dem Freizeitvergnügen, haben Namen. Die große Masse der Menschen dürfte kaum, eher noch nie, Lamm, Schaf, Ziege oder Pferd auf dem Teller gehabt haben. Diese Tiere haben einen komplett anderen Stellenwert. Sie lösen ein Lächeln und damit positive Gefühle aus.
    Die 3. Gruppe sind unsere Haustiere, zu denen wir eine ganz besondere Beziehung haben. Auch manche Pferde haben diesen besonderen Stellenwert.

    Und dann kommt der Wolf und holt sich genau die Tiere, mit denen wir positive Gefühle verbinden. Bilder von den gerissenen Opfern (Gruppen 2 und 3) und den blutrünstigen Wölfen gehören zu jeder Schlagzeile. Pipi steigt in die Augen, Mitgefühl mit den armen Tieren und deren Haltern. Das Märchen vom Rotkäppchen kommt wieder in den Sinn und schon sind die Ängste da. Befeuert durch die Jägerschaft, unterstützt durch die Medien und schon muss der Wolf weg. Er gehört ja eh nicht hierher …

    Die 4. Gruppe besteht m. E. aus den Wildtieren, über die Otto-Normalverbraucher am wenigsten weiß. Sie werden wahrgenommen als Bestandteil unserer Landschaft. Über ihre Art, ihr Verhalten, ihre Anforderungen an den Lebensraum, ihr Leiden durch die Jagd sind die Kenntnisse am geringsten. Auch da findet ja vieles im Verborgenen statt.

    Von daher ist es ganz wichtig, dass Menschen wie du den Finger in die Wunde stecken und aufklären. Bitte weiter so 😊. Fotos wie immer auch top 😍.

  3. Lieber Guido, du triffst mal wieder alle meine Gedanken auf den Punkt! Herzlichen Dank für deine Arbeit 👍👍👍 Der Link zu deiner Website und „Alles leer gefressen“ ziert nach wie vor meinen WhatsApp Status. Schön dass es dich gibt. Danke auch an die Vorredner in den Kommentaren. Und gut zu wissen, dass wir nicht alleine sind. Es wäre nicht auszuhalten… Beste Grüße Bettina

  4. Lieber Guido, wie immer DANKE und natürlich werde ich es wie immer weiter tragen. So oft werde ich schon gefragt im Freundeskreis, im Bekanntenkreis gibt es was neues vom Guido??? Dieses Wochenende und auch die nächsten habe ich also wieder viel zu erzählen. Dann werde ich ein Wochenende mit Jugendlichen aus Bayern verbringen und auch die sind schon sehr gespannt. Übrigens alle Vegan , man kann auch vegetarisch sehr viel tun es muss nicht immer gleich vegan sein aber man kann daraufhin arbeiten. Man muss sich halt umschauen und nicht immer in den Supermärkten einkaufen gehen. So hole ich in der Gärtnerei Eier weil die Hühner ohne Hahn leben und draußen, nicht im Käfig. Sie läufen mit im Laden, auf der Wiese also wo sie mögen. Am Abend kommen sie dann in einen schönen Stall. Fleisch kaufe ich zb überhaupt nicht mehr, weil ich es einfach nicht mag. Wenn die Menschen einfach ihren Konsum reduzieren würden und so wie es früher war ,ich kann mich erinnern es gab nur am Sonntag Fleisch und wir haben es überlebt. Wenn es so wäre, geben es keinen Grund mehr für Massentierhaltung. Ebenso in der Jagd, wir brauchen keine Jäger wir brauchen Menschen die sich um die Natur kümmern und nicht um das erschießen. Der Wolf ist nicht der schuldige ,er wird dafür einfach nur missbraucht. Warum sichern Weidetierhalter ihre Tiere nicht, weil der Mensch nur hinter dem Geld her ist und nicht zum Wohl der Tiere. Wir leben in einer Welt wo alles nur noch „ich“ bezogen ist ( erbärmlich).
    Dir lieber Guido möchte ich auch hier noch einmal danken für alles was du machst, es ist einfach unbezahlbar. Tausend Dank auch im Namen der Jugend in meinem Umfeld. ❤️🐺🐾❤️

  5. Lieber Guido,
    du hast mit diesem Beitrag all meine wichtigsten, persönlichen Anliegen auf den Punkt gebracht. Fleischkonsum und daraus resultierende Probleme für die Nutztiere, die Wildtiere und im speziellen die wild lebenden Prädatoren. Ebenso die heuchlerische Landwirtschaft und Jagd. Auch wenn bei uns in der Schweiz vieles anders ist als bei euch in Deutschland, treffen alle Aussagen auch hier auf die eine oder andere Art zu.
    Wie Michaela in den Kommentaren bereits erwähnt hat, sind wir Menschen das zugrundeliegende Problem, nicht die Tiere.
    Empathie für Tiere zu empfinden und auch danach zu handeln, gilt als Ausdruck innerer Ausgeglichenheit und psychischer Gesundheit. Menschen, die sich über längere Zeit mit grossem Einsatz für den Schutz der Tiere engagieren, gelangen früher oder später an die Grenzen ihrer seelischen, körperlichen und moralischen Belastbarkeit.
    Menschen die Empathie für „alle“ Tiere empfinden können, sind leider auch eine aussterbende Art. Den „günstigen Erhaltungszustand“ dieser Menschengruppe werden wir womöglich nie erreichen… Die Zahl der Einflüsse, die Empathie unterdrücken oder verhindern, nimmt stetig zu – etwa durch Kriege, soziale Medien und die Werte, die vielen Kindern vermittelt werden.
    Ich gebe aber meine Hoffnung für eine bessere Tier-, nicht Menschenwelt, nie auf und werde wie Du für den Rest meines Lebens für die Tiere kämpfen.
    Vielen lieben Dank für deine Zeit und Energie, die du in diese Sache steckst!
    Liebe Grüsse aus der Schweiz🇨🇭🙋🏻‍♂️

  6. Guido, dieser Beitrag fesselt, er berührt. Nicht zuletzt durch deine tiefgehenden Schlussworte fühlt man sich mitverantwortlich und überführt, obwohl man selbst weder Wildtiere tötet, noch Konsument des Fleisches der Massentierhaltung ist.

    Dein Beitrag wirft Fragen auf, wie unter anderem…

    Sind die geliebten Nutztiere den Mehraufwand nicht wert, um sie ordnungsgemäß, vor Wolf, Luchs, Fuchs, usw. zu schützen?

    Ist die (illegale) Tötung bereits Normalität und sind geltende Gesetze gewissen Gruppierungen egal?

    Wie kann die Jagd nachhaltig sein, wenn sie seit Jahrzehnten nur steigende Jagdstrecken vorweisen kann?

    Wie können Jagdausübende Experten sein, wenn sie massenhaft Wildtiere krank- und Familienverbände zerschießen?

    Wo sind die Bilder der Nutztiere, die in den Stallungen und während der Transporte, körperlichen und seelischen Schmerz erleiden?

    Warum schafft man keine jagdfreien Areale entsprechender Größe, um den Beweis zu erbringen, dass die Natur sich selbst regulieren kann? Damit das Zusammenspiel zwischen Wildtier- und Pflanzenarten wirken und unsere Existenzgrundlage sichern kann?

    Sind die Interessen und die Gier einiger weniger mehr wert, als das Wohl der Allgemeinheit?

    Mit welcher Doppelmoral wir Dinge betrachten, ist immer wieder erschreckend.
    Wir müssen viel mehr hinterfragen,
    Durch deine Beiträge, die es unbedingt zu unterstützen gilt, bekommen wir Anregungen, Ansporn , Antworten!
    Danke für deine so wertvolle Arbeit🙏🏼🤝🏻

  7. Michaela Sauthoff-Kaiser

    Lieber Guido,

    was ins Herz gelangen soll, muss von Herzen kommen, war, was mir beim Lesen sofort in den Sinn kam, denn du hast nicht nur einmal mehr mit viel Intellekt und intensiver Recherche einen fachlich fundierten Beitrag geschaffen, sondern man liest zwischen den Zeilen, dass es dir eine Herzensangelegenheit ist – einfach brillant!
    Ja, wer ist hier die Bestie? Verstanden als rhetorische Frage hilft es hier auch nicht, psychologische Aspekte der Reizselektion beim Menschen anzuführen, die zwar erklären, aber nicht entschuldigen.
    Ethik und Mitgefühl werden zum einen frühkindlich geprägt, zum anderen unterliegen sie gesellschaftlichem Druck. Dabei ist Mitgefühl im Gegensatz zu Mitleid, das eher als freundliche Anteilnahme, bei der ich das Leid des Anderen beenden möchte, um selber nicht leiden zu müssen, zu werten ist, eine tiefere, intensivere Form der Empathie, die nur wenige Menschen besitzen.
    Höre ich als Kind von meinen Großeltern und Eltern, dass es völlig in Ordnung ist, dass Schweine in Ställen stehen, weil es sich um Nutztiere handelt, die zum Schlachten da sind, dann bedarf es schon einer gewaltigen Anstrengung, später eine andere Auffassung zu vertreten. Und dabei möchte man schreien, bei all dem Leid, was Tiere durch den Menschen erfahren müssen. Ich erinnere mich, dass ich als Kind bei meiner Großmutter war. Im Fernsehen zeigten sie eine Sendung über Versuche an Ratten. Als ich weinend sagte, man müsse Selbiges mit den Menschen machen, wurde ich mehr als hart gerügt.
    Noch schwieriger wird es bei der Betrachtung der Wildtiere, die zunächst keinen speziellen Nutzen für uns haben, also „wertlos“, ja, oft sogar (wirtschaftlich) schädlich, sind, es sei denn als besondere Delikatesse zu Feiertagen oder wie heute gern tituliert, als einzig wahres Biofleisch, womit Wildfleisch jedoch nicht das Geringste zu tun hat, bedenkt man welch hohem anhaltenden Stress durch die Bejagung sie ausgesetzt sind. Hinzu kommt innerhalb unserer hochentwickelten Gesellschaft die völlige Entfremdung von der Natur. An diese Stelle tritt stattdessen übermäßiger Konsum (leider damit verbunden auch die Anregung des Belohnungszentrums – Supermarktware) Was unsere Wildtiere angeht, so kommt hinzu, dass in allen Bereichen Jäger als Experten angesehen werden. Dieses Image haben sie sich über viele Generationen hinweg – ich nenne es – erschlichen. Daher glauben die Menschen auch alles und sehen z.B. die „Erlösung“ eines verletzten Wildtieres als edle Handlung. Das dieser Verletzung vorher vielleicht eine Treibjagd vorhergegangen ist, wird ignoriert, denn Jagd muss ja sein und wird als Notwendigkeit toleriert, oftmals sogar als solche gutgeheißen. Und natürlich sieht ein Jäger auf weite Distanz, was einem Wildtier fehlt und dass es erlöst werden muss. Dass es Menschen gibt, die für derartiges Wissen viele Jahre studieren und selbst dann ohne Untersuchung nicht in der Lage sind, eine Diagnose zu stellen, wird ebenfalls ignoriert – Wissenschaft wird ignoriert, um die eigene Komfortzone nicht verlassen zu müssen. Und so steht es auch um die polemische Hetze in Bezug auf Prädatoren, wie in deinem Beispiel der Wolf. Mantraartig werden Schauermärchen erzählt, wie grausam der Wolf tötet oder auch, wie grausam die Natur überhaupt ist – aber eine Parallele zum Menschen zu ziehen, schließt sich kategorisch aus. Und ich denke, selbst wenn der Wolf keine Kadaverreste hinterlassen würde, wäre die intrinsische Motivation, an das Biest zu glauben, bei vielen Menschen vorhanden, schließlich verkörperte er ja von früh an den Bösewicht. Ich muss da sehr an deinen Artikel „Butzemann“ denken.
    Die Forschung geht heute davon aus, dass alle Säugetiere (aber auch Fische und Vögel) gleiche Gefühle mit uns teilen – Angst, Wut, Zorn, Freude, Liebe, Eifersucht… echte Empathie. Zudem ließen sich auch kognitive Komponenten der Emotionen nachweisen – Interpretation von Umweltreizen und damit einhergehende Verhaltensanpassungen (Epigenetik). Aber, dürfen Tiere uns so ähnlich sein?
    Oberste Priorität ist, nicht zu resignieren und aufzuklären, so wie du es tust. Von Herzen danke dafür!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen