Butzemann

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Butzemann

Als Kind war ich ab und zu mal mit dem Kohleeimer allein im dunklen Keller. Ich war etwa 5 Jahre alt, konnte nicht viel tragen und vielleicht durfte ich es auch nicht, aber ich ging allein hinunter, warum auch nicht? Irgendwann war meine Oma (Kriegsgeneration) zu Besuch. Sie fand es offensichtlich beeindruckend, dass ich als kleines Kind keinerlei Angst vernahm, weder vor der Dunkelheit, noch vor den großen, dunklen Kellerräumen. Prompt fragte sie mich, ob ich denn keine Angst vor dem ‚Butzemann‘ hatte.

Fortan war es vorbei mit der Unterstützung. Nichts ging mehr, ich wollte nie wieder in den Keller! Plötzlich war da etwas extrem Beängstigendes, etwas sprichwörtlich Unbegreifbares im Keller. Es war böse, es machte Angst, und das offensichtlich auch meiner erfahrenen Oma. Sie kannte ihn, den Butzemann, sie war damit ‚Experte‘.

Tage später bat mich meine Mutter, mal eben Kohlen aus dem Keller zu holen. Nee, ging nicht, auf gar keinen Fall zum Butzemann. Aus einer liebevollen Bitte wurde so etwas wie eine Anweisung. Auch das half nicht, zu groß war die Angst vor dem, was mich dort erwarten könnte.

Da gab es also dieses Wesen, das offensichtlich Kinder verschlucken konnte, ohne zu kauen. Aber auch der Keller, der dunkle Keller, war jetzt allein schon angsteinflößend. Tapfer stellte sich meine Mutter der Aufgabe, mich aufzuklären. Sie fragte mich, was denn ein Butzemann sei; sie würde keinen kennen und nie einen gesehen haben. Ich konnte ihn natürlich nicht beschreiben, ich hatte einfach nur Angst. Alle wissenschaftlichen Grundlagen zur Erklärung hätten hier nichts genützt, selbst wenn ich diese als Kleinkind verstanden hätte. Auch wissenschaftliche Statistiken über noch nie vom Butzemann gerissene Kinder hätte ich wohl ignoriert, zu groß war die Angst.

Über 150 Jahre hatte es in Deutschland keinen Wolf mehr gegeben. Alle hartnäckigen Ängste hielten sich jedoch über viele Generationen hinweg, nur durch Erzählungen, wie die vom Butzemann. Keiner hatte in dieser langen Zeit mit dem Wolf eine schlechte Erfahrung machen können, geschweige denn überhaupt einen Wolf sehen können. Kein Mensch wurde angegriffen, denn der Wolf war nicht mehr da, er war ausgerottet, die Angst aber blieb, genau wie die vor dem dunklen Wald, sie hielt sich im Grunde bis heute.

Eltern wollten die Kinder stets in der Nähe haben, gerade zu Kriegszeiten, sie sollten sich nicht unnötig in Gefahren begeben, also bediente man sich fremder Autorität und erfand den Butzemann. Schon im Mittelalter ließen sich über ähnliche Narrative zum Wolf ganze Massen von Menschen manipulieren.

Die Bauern waren seiner Zeit kaum in der Lage dem Adel die Steuern zu entrichten, geschweige ihr zum Überleben wichtiges ‚Vieh‘ zu sichern, Unruhen sollten keinesfalls zu Aufständen eskalieren. Der Adel zeigte mit dem Finger auf den Wolf, setzte Prämien für jeden getöteten Wolf aus, schaffte ein Feindbild, auch um nach vielen und langen Kriegen die Ordnung im Volk wieder herzustellen. Fortan wurde der Wolf bejagt, stand er in unserer Kultur für das Böse über viele Jahrhunderte. Andere Kulturen hingehen verehrten ihn, oder arbeiteten mit ihm zusammen wie z. B. die Eskimos und viele Ureinwohner. (Anlage)

Der Wolfshass wuchs im mittelalterlichen oft ungebildeten Volk, da sich im eher schlichten Geist Existenzangst mit Unwissenheit über die Zusammenhänge in der Natur paarte. Das führte zu einer wahren Verteufelung der Wölfe, die mit Gift, Fallen und Treibjagden erbarmungslos bis zur Ausrottung bekämpft wurden.

Es ist erstaunlich, wie hartnäckig Ängste nur über Erzählungen dann über viele Generationen Bestand haben. Bewusst erzeugte Emotionen mit dem Ziel Ängste auszulösen, genau wie heute in den einschlägigen Medien. Ein paar Geschichten, wie die Fabel von „Reineke Fuchs“ (1793), in der der Wolf namens „Isegrim“ als reicher Herrscher dargestellt wird, gierig, rücksichtslos, grimmig und sogar bösartig. Auch die Geschichten von „Der Wolf und die sieben Geißlein“ und „Rotkäppchen“ wurden früh in der kindlichen Prägephase unserer Kultur erzählt und die Ängste haben uns ein ganzes Leben lang begleitet, wenn wir uns nicht sachlich damit beschäftigen. In der heutigen modernen Zeit kommt dann noch der komplette Werwolf Blödsinn hinzu. Vor dem Wolf im Wald wird ständig gewarnt, vor dem z. B. viel gefährlicheren Wildschweinen nicht.

Statistiken über tatsächliche Geschehnisse, dass der Wolf in Europa seit seiner Rückkehr vor über 20 Jahren keinen Menschen angegriffen hat, überzeugen die menschliche Angst nicht. Offensichtlich steht der Wolf für einige Menschen als Pate des Butzemanns, so wie der dunkle Keller für den dunklen Wald.

Statistisch sind erfreulicherweise etwa 74 % der Menschen in Deutschland für den Wolf und freuen sich über seine Rückkehr, sowie die Wiederherstellung wichtiger Natur und die Chance zur gesundenden Biologie unserer Wälder. Über 40 % der Menschen sind sogar der Meinung, die Wolfsrisse an Weidetieren gesellschaftlich akzeptieren zu müssen. Das erfreuliche Verständnis endet jedoch dort, wo sogenannte zu ‚Problemwölfen‘ deklarierte Wölfe in Erscheinung treten, also Wölfe, die fälschlicherweise für Weidetierrisse allein verantwortlich gemacht werden.

So sind einige Menschen für die ‚letale Entnahme‘, also für die Tötung der verantwortlichen Wölfe. Sie wissen nicht um die Beschaffenheit dieser oft katastrophalen betroffenen Weiden und sind sich nicht bewusst, dass manchmal gezielt ‚Anköderungen‘ von jagdlichen Interessengruppen vorgenommen werden, um den Wolf zu diffamieren und ins Jagdrecht ohne Schonzeit wie den Fuchs zu bekommen. Das Ziel dieser Interessentengruppe ist die Bejagung auf dem Niveau des Fuchses, eines weiteren ökologisch wichtigen Prädatoren und jagdlichen Konkurrenten des Niederwildes.

Immer wieder wird der Wolf, auch von jagdaffinen Lobbyisten und Teilen der Jägerschaft selbst, als das personifizierte Böse dargestellt, das nicht nur an das Weidetier will, sondern tatsächlich auch dem Menschen nach deren Leben trachtet. So wurden schon völlig obskure Meinungen als Wissenschaft dargestellt, wie z. B. die 7 Stufen der Eskalation der Wölfe bis zum Ende der Menschheit, von Prof. Dr. Valerius Geist, übrigens selbst leidenschaftlicher Jäger gewesen und höchst umstritten, der diese nicht auf Messungen, auf Wissenschaft basierende Meinung erst in seiner Zeit als Pensionär aufstellte. (Anlage). Hochgehalten werden schlimmste angenommene Eventualitäten, stets mit dem Ziel den Wolf dem Volk als Bestie zu verkaufen, um morgen dann offiziell den Wolf bejagen zu können, hier den Konkurrenten des ertragreichen Hochwildes wieder loszuwerden.

Der Weidetierschutz in Deutschland funktioniert im europäischen Vergleich bereits sehr gut; entsprechend vieler gut gesicherter Weiden können über 98 % Schutz erzielt werden. Genau wie beim Sicherheitsgurt im Auto gibt es auch hier keinen 100-prozentigen Schutz, dafür aber Ausgleichszahlungen für gerissene Weidetiere.

Erstaunlich ist, dass selbst in schon seit über 20 Jahren von Wölfen besetzten Territorien, einige auch trotz stattgefundener Risse immer noch nicht ihre Weiden ausreichend sichern. Der bekannteste Fall ist in Beinhorn bei Hannover. Obgleich das bereits 30 Jahre alte ‚Lieblingspony Dolly‘, von Frau von der Leyen, auf völlig ungesicherter Weide umkam, dass 9 km entfernte Burgdorfer Holz Rudel, gelegentlich zur Jagd vorbeiziehend, das hohe Alter des Ponys witterte und die Natur ihren Lauf nahm, sind einige wenige Weiden in Beinhorn auch heute noch nicht gesichert. Manche Menschen wollen offensichtlich nicht, oder verfolgen ein anderes Interesse.

Wenn wir mal rein theoretisch annehmen würden, dass die komplette Jagdlobby sich überhaupt nicht zum Thema Wolf geäußert hätten oder äußern würden, was wäre dann? Das Thema würde wahrscheinlich überhaupt nicht mehr in der Gesellschaft diskutiert, in den Medien und in der Politik genauso wenig Präsenz finden wie das Wildschwein, fände also keinerlei Beachtung. Einzig wenige Weidetierhalter würden das Thema noch gelegentlich hochhalten, wären aber längst schon zum Schutz Ihrer Tiere nachhaltig verpflichtet, was sie im Grunde gemäß Tierschutzgesetz schon längst sind.

Statt 75 %, hätten wir eine noch weit höhere Akzeptanz. Kein einziger Artikel würde wahrscheinlich mehr in den Medien erscheinen, maximal nur als Randnotiz, als ob ein Hund irgendwo jemanden gebissen hätte oder ein Wildschwein jemand verletzt hätte. Weidetierhalter wären längst zum vernünftigen und funktionierenden Weidenschutz verpflichtet, Ausgleichszahlungen würden nur jene Halter erhalten, die mindestens den empfohlenen Grundschutz einhalten. Das Thema wäre gesellschaftlich wenig beachtet.

Was der extrem verfolgte Fuchs in der Niederwildjagd an Konkurrenz darstellt, ist der Wolf in der ertragreichen und jagdlich begehrten Hochwildjagd. Das stets umhegte und viel gefütterte Rotwild steht durchaus auf dem Speiseplan der Wölfe. Oft wird jedoch nicht verstanden, dass der Wolf den Jägern nichts wegfrisst, sondern lediglich ein natürlicher Totengräber ist, der so die genetische Fitness erhält. Vereinfacht dargestellt bekommt eine fiktive Gruppe Hirsche (jagdlich als Rotwild bezeichnet) 20 Kälber im Jahr. Auch würden im selben Jahr statistisch ca. 20 Hirsche (Stiere und Kühe) völlig natürlich versterben. Genau diese Tiere werden von den Wölfen, wie im Fall Dolly, instinktiv ausgemacht. Die natürliche, für das Ökosystem wichtige Selektion erlaubt es dem Wolf, exakt diese Tiere zu erlegen. Die Berichterstattung der ‚Pirsch‘ (Jägermagazin, siehe Anlage), „der Wolf frisst die Wälder leer“, ist also auch von dieser Seite absolut hanebüchen.

Der 2, oder 3 Wochen Kompaktkurs zum Jagdschein, in vielen Bundesländern sogar als ‚Bildungsurlaub‘ anerkannt, aber auch der 5-Tage-Online Kurs, sowie alle anderen Kurse, enthalten Themen Jagdrecht, Wildtierkunde, Jagdbetrieb, Jagdwaffen, uvm.
Das Thema Wolf, obgleich seit über 20 Jahren wieder heimisch, wird nicht, manchmal nur sehr wenig thematisiert. Auf telefonische Nachfrage heißt es, „Ja, obwohl „besonders geschützt“ sollte man sich durchaus mit dem Wolf mal beschäftigen.“ Erstaunlich also, dass die von einigen Medien eilig zitieren Jäger dann oft als ‚Experten‘ gelten. Ein jeder der sich neutral und ernsthaft mit dem Wolf beschäftigt, der nicht von Verlustängsten geleitet ist, sondern seriösen Quellen folgt, den Fakten folgt, der Wissenschaft eben, kann den Wolf und auch zukünftige sich ankündigende Rückkehr wie Elch und Wisent dieser Tage, nur begeistert begrüßen.

 

Quellen:

Uta Maria Jürgens,: „Es ist nie der böse Luchs, oder der böse Bär, es ist immer der böse Wolf.“
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article149248030/Warum-wir-fast-alle-Angst-vor-dem-boesen-Wolf-haben.html

Angst vor dem Wolf (Umfragen)
https://www.sueddeutsche.de/leben/gesellschaft-wer-hat-angst-vorm-boesen-wolf-laut-umfrage-nicht-so-viele-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-231213-99-277145

Alles zum Wolf, beste Aufklärung:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/15812.html?

Andere Kulturen und der liebe Wolf
http://alaskan-malamute.ch/html/d/Mythos.htm

Jägerprüfung
https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/themen/wald_holz_jagd/jagd_in_niedersachsen/jaegerpruefung-in-niedersachsen-5226.html

9 Kommentare zu „Butzemann“

  1. Peter Gäbelein

    Hallo Guido,
    meinen ganz herzlichen Dank für deine aufklärenden und vor allen Dingen OBJEKTIVEN Worte zu diesem „Reizthema“ in unserer Gesellschaft. Bei euch im Norden gibt es zahlreiche Wolfsbestände, hier bei uns im Nordschwarzwald gerade mal noch einen (1) zugewanderten Rüden. Wie traurig effektiv die Hetzpropaganda der Jagdlobby und der Medien greift, habe ich dir ja bereits kürzlich auf Grund eines Instagram Beitrages zu diesem Exemplar mitgeteilt. Auch hier wird leider bereits von Abschuss und Todesangst mit den Kindern in den Wald zu gehen geklagt. Zum Glück ist der hier ansässige Graue bisher erfolgreich den Gewehren und dem Straßenverkehr entgangen.

    Ein Beitrag, den ich gerne in meinem Bekanntenkreis weiterleiten werde.

    Mit wolfs-freundlichen Grüßen!
    Peter

  2. Matthias Schichta

    Vom Butzemann zum Wolf – vom dunklen Keller in den Wald! Wenn jemand den nahtlosen Übergang hinbekommt dann Du und der Vergleich zum Thema „Urängste“ finde ich sehr treffend. Die Angst vor dem „bösen Wolf“ wurde über Generationen getragen und ist immer noch allgegenwärtig – genau wie die Angst vor dem Keller, vor Spinnen, uvm… . Solche Ängste nennt man Phobie und die gibt es auch gegenüber Wölfen und Hunden. Die Frage ist auf welchen Aspekten gerade die Angst vor dem Wolf basiert, denn die Angriffe auf Menschen sind weltweit sehr gering und auch in Europa so gut wie nicht vorhanden. Also muss man davon ausgehen, das diese Angst nur auf Erzählungen, Märchen und Geschichten basiert. Unter dem Titel des Buches „Die Weisheit der Wölfe“ von Elli Radlinger steht, „Erstaunliches über das Tier, das dem Menschen am ähnlichsten ist“ – vielleicht ist es auch das, was die Angst bei einiger hervorruft.

    Interessant finde ich auch den Punkt, was eigentlich wäre, wenn die Jägerschaft und ihre Unterstützer das Thema Wolf nicht ständig thematisieren würde. Anstatt ständig die Bejagung zu fordern und jeden Nutztierriss zu dramatisieren könnte man sich auch entgegengesetzt positionieren und den Weidetierhalter auf den Herdenschutz aufmerksam machen. Dann würden die Diskussionen aufhören und die Akzeptanz würde auch dort gegeben sein. Das scheint aber nicht gewollt zu sein, da man den Wolf als Konkurrenten ums Wild sieht, der das Wild wegfrisst. Wir alle kennen die Schlagzeilen „Wo der Wolf ist gibt es keine Wildtiere mehr“. Solche Aussagen wurden durch persönliche Erfahrungen und Aufnahmen von Wildkameras schon oft wiederlegt. Was stimmt ist, das sich das Verhalten der anderen Wildtiere verändert, wenn der Wolf im Lebensraum dieser ist. Sie sind nicht mehr so standorttreu und wechseln ggf. auch mal den Aufenthaltsort, was ein Teil der Jägerschaft dazu drängt Solche Dinge zu behaupten.

    30.000€, das ist der Betrag, denn jeder Weidetierhalter pro Jahr abrufen kann als Unterstützung um seine Tiere vor Wolfsangriffen zu schützen. Eine tolle Hilfe die gerade Hobbyhalter bzw. die Halter im Nebenerwerb in Anspruch nehmen sollten und mit ein bisschen Eigeninitiative in Sachen Instandhaltung sollte dafür sorgen, daß die Übergriffe auf Weidetiere weiter minimiert werden, aber gerade in Niedersachsen sind es immer noch zu viele Weiden, die nicht über einen Grundschutz verfügen und das obwohl der Wolf auch hier seit vielen Jahren wieder heimisch ist. Ein desolater Zustand und ein Tritt in den Allerwertesten für all diejenigen die alles versuchen um ihre Tiere zu schützen.

  3. Vielen Dank für diesen erhellenden und wie immer fundierten Beitrag, lieber Guido. Möge er viele Menschen erreichen, die sich noch immer vor dem „Butzemann“ fürchten.

    Herzliche Grüße
    Heiko Bockhorn
    Leiter AG Nord Freundeskreis freilebender Wölfe

  4. Lieber Guido, auch hier noch einmal vielen lieben Dank für deine tolle Recherche, dein mega Wissen und deine Arbeit die du immer investiert.
    Es ist wieder so lehrreich und die Anhänge wieder perfekt dazu .
    Als du vom Butzemann angefangen hast, war ich auch sofort an meine Kindheit erinnert. Meine Oma hat genau das gleiche gesagt wie deine, wahrscheinlich war das damals so. Ich kann mich aber auch noch an den sogenannten Hakemann erinnern, der soll kleine Kinder in seinen Bauwagen gezogen haben. Den Bauwagen gab es tatsächlich, sie hat ihn uns immer gezeigt wenn wir zum Glasebachteich gegangen sind. Also noch einmal vielen Dank das wir alle so viel von dir lernen können.

  5. Lieber Guido, wieder ein hervorragender Beitrag! Auch ich durfte mir als Kind die grausamen Märchen anhören und hatte viele Ängste hierdurch. Meine Enkel bekommen keine Grimms Märchen von ihren Müttern erzählt und trotzdem muss ich immer wieder feststellen, dass sie aus den Kindergärten mit Schreckensgeschichten heimkommen. Sie sind dann immer hin- und hergerissen wenn ich dann dagegenhalte, da die Erzieherinnen bzw. vor allem andere Kinder täglich Einfluss auf sie haben, ich jedoch nicht. Mittlerweile brennen sie jedoch dafür, „meine“ Wolfsbücher anzusehen und ich vertraue darauf, dass meine konsrante Argumentation überzeugend ist. Irgendwann werden sie merken, dass sie fundierte Kenntnisse haben und ihre Freunde dagegen nur Gerüchte kennen. Man sollte bei den Pädagogen anfangen, diese zu bilden, denn diese haben großen Einfluss in der Prägephase. Aber auch die Pädagogen haben leider oft zu viele Märchen gehört….
    Liebe Grüße!

  6. An deinem Beispiel aus der Kindheit wird sehr gut deutlich, welche Angst allein durch eine Vorstellung ausgelöst werden kann, ohne selbst etwas davon real erlebt zu haben. Das hat damit zu tun, dass bei Vorstellungen und realem Erleben zT gleiche Hirnareale aktiv sind bzw. es Überschneidungen gibt. Beispiel: Stell‘ dir vor, du beißt jetzt in ein Stück Zitrone … 😉 Allein die Vorstellung setzt etwas in Gang. Hinzu kommt, wenn etwas mit starken Emotionen verbunden ist (egal ob positiv oder negativ), wird es im Gehirn anders (nachhaltiger) abgespeichert. Man kennt das zB vom Lernen, Dinge, die einen interessieren, woran man Freude hat, lernen sich leichter. Vieles passiert dabei unbewusst, also ohne dass wir es aktiv steuern. Werbung und Medien arbeiten z.B. mit diesen unbewussten Prozessen.

    Wissenschaft ist hingegen für viele Menschen eher emotionslos. Bei dem Thema Wolf stehen also emotionslose Fakten (zB null Angriffe auf Menschen in DE), beängstigenden Aussagen „Wolf kommt KiGa gefährlich nahe“ gegenüber. Aber warum schürt man bewusst Ängste? Vermutlich nicht aus Versehen oder aus Uneigennützigkeit!

    Du beschreibst sehr gut, wie die Angst vorm Butzemann mit dem dunklen Keller (der vorher kein Problem war) konditioniert wird, allein durch eine Vorstellung. Schilder an Waldrändern „Vorsicht Wolfsgebiet“ sollen noch einmal was bezwecken? Aufklären Ängste schüren? Dein Vergleich Butzemann/Wolf und Keller/Wald passt!

    Gute Aufklärung zum Thema Wolf ist sachlich, verkauft sich nicht so gut in den Medien. Wissenschaft ist komplex, zT spricht man auch schon von einer an Wissenschaft übersättigten Gesellschaft, verbunden mit dem Wunsch nach Einfachheit, nach einfachen Erklärungen und Lösungen („Es gibt immer mehr Wölfe, der Bestand muss reguliert werden.“ – So einfach!).

    Ein großes Danke an dich, dass du diesen Weg so konsequent verfolgst. Solch‘ Aufklärungen wie mit diesem Beitrag, mit belegten Quellen, sind es, die wirklich hilfreich sind und die gebraucht werden 👏🙏🐺

  7. Noch eine Ergänzung: Und dass Frau von der Leyen buchstäblich Krieg gegen Wölfe schürt, keinen Gedanken daran verschwendet, dass es ihre und die Schuld ihrer Familie war, dass dieses Pony nicht mehr lebt, das macht mich wirklich wütend. Die hatte bereits als Verteidigungsministerin in Deutschland Dreck am Stecken und war nicht mehr tragbar. Deshalb hat sie Frau Merkel, mit Unterstützung von Präsident Macron in die EU „befördert“ Und dort macht sie nun genau so weiter. Und was die beiden Anklagen gegen Frau von der Leyen betrifft, bin ich echt gespannt, ob sie jemals verurteilt wird.

  8. Danke Guido für diesen wieder klasse Beitrag, wie immer bestens recherchiert und beschrieben und natürlich auch für deine Mühe. Ganz toll finde ich auch deine Herleitung über den Butzemann zum Wolf. Die Geschichte vor dir als 5jähriges Kleinkind ist sehr berührend. Zeigt sie doch sehr anschaulich, wie man bereits Kinder (die ja die Welt noch mit ganz anderen Augen sehen als Erwachsene) beeinflussen und ängstigen kann. Dabei bin ich ziemlich sicher, dass es von deiner Oma überhaupt nicht böse gemeint war. Als ich in ca. diesem Alter war, gab es zwar keinen Butzemann, dafür den schwarzen Mann. „Wenn du deinen Teller nicht leer isst, kommt der schwarze Mann“ „Wenn du nicht brav ins Bett gehst holt dich der schwarze Mann und nimmt dich mit“. Das waren die Worte meiner Oma. Assoziiert hab ich diesen „schwarzen Mann“ mit dem Schonsteinfeger, vor dem ich dann schreckliche Angst hatte. Zum Glück kam der ja nicht gar so oft zu uns, aber in meinen Gedanken blieb er einfach hängen. Meine Mutter musste dann vor dem Schlafengehen immer unter mein Bett schauen und mir zig Mal versichern, dass dort kein schwarzer Mann unter meinem Bett lag. Nun war ich ja ein sehr aufgewecktes, wildes, manchmal auch freches Kind. Aber das hatte gesessen. „Revanchiert“ hab ich mich dann, frech wie ich manchmal war, bei meiner Oma (obwohl ich die wirklich sehr lieb hatte) damit: Meine Mutter hat mir Rotkäppchen vorgelesen und als die Stelle kam, an der der Wolf die Großmutter frisst, hab ich begeistert in die Hände geklatscht und gerufen „hurra, der Wolf frisst nun meine Oma und auch den schwarzen Mann“. Das war schon echt sehr garstig von mir und meine Mutter war hellauf entsetzt und auch völlig überfordert, was sie nun tun sollte.
    Ansonsten ist dein Beitrag wie immer erste Klasse und ich kann dir in allem zu 100 % zustimmen. Vor einigen Jahren dachte ich noch, das beruhigt sich wieder, wenn die Wölfe eine Weile in Deutschland leben. Nichts hat sich beruhigt, im Gegenteil, es wird immer noch schlimmer. Dieses Gehetze, diese „Jagd“ auf Wölfe durch Wolfsgegner, Bauern-, Jagd- und sonstige Tierzuchtverbände, geschürt auch durch div. Medien und Politiker, wird immer unerträglicher.
    Danke nochmal für deinen superguten Beitrag und liebe Grüße

  9. Man nehme einen Großteil der (Hobby-) Jägerschaft, sowie die mit dem Stein auf der Brust geborenen (Hobby-) Nutztierhalter.
    Dazu noch eine Prise hetzerische Medienarbeit und das mittelalterliche Bild des Wolfes wird aufrechterhalten.

    Der Wissenschaft und ihrer, gerade den Wolf betreffend, riesigen Datenbank bloß keinen Raum geben.
    Die Mythen und Märchen auch heute noch verbreiten, als würde man meinen, man wäre der Adel der vergangenen Tage.
    Längst kann man wissenschaftlich widerlegen, dass der Wolf eine blutrünstige Bestie ist.

    Warum erlaubt man nicht eine neutrale Sichtweise auf den Wolf? Warum verkauft man die Menschen für dumm? Warum macht man Kindern Angst? Warum hält man so vehement an den mittelalterlichen Erzählungen fest?
    All das hast du in diesem Beitrag eindrucksvoll, klar verständlich und überzeugend dargelegt.

    Wir alle tragen heute die Verantwortung dafür, wie sich die Welt von morgen entwickeln wird.
    Wir sollten unsere Kinder nicht belügen und mit der Unwissenheit von damals behelligen.
    Daher bin ich für mehr Schlagzeilen wie „Herdenschutz wirkt“, anstatt „Herdenschutz ist unmöglich“.
    Für mehr Miteinander, zum Wohle der Natur, anstatt der Verfolgung eigener Interessen.
    Für mehr „Blaukäppchen und der gute Wolf“, anstatt „Rotkäppchen und der böse Wolf“.

    Ein klasse Beitrag mein Freund🤝🏻🐺

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